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„Ihr wolltet mir noch eure tollen Neuigkeiten erzählen", eröffnete Oscar das Gespräch, als sie sich ins Wohnzimmer gesetzt hatten. 

Der Australier hatte heute Morgen extra noch Pasta gekocht, weil er wusste, dass er später nicht dazu kommen würde und sie sollten ja schließlich nicht verhungern. 

Bevor er Richtung Flughafen losgefahren war, um seine beiden Kollegen abzuholen, hatte er noch schnell die Wohnung gelüftet, immerhin hatte es in den letzten Tagen fast durchgängig geschüttet, wodurch er sich nicht getraut hatte die Fenster offen zu lassen. 

Immerhin wollte er keine kostenlose Innen-Reinigung seiner Wohnung. 

Doch der Regen hatte nachgelassen und das musste er nutzen, auch wenn der Himmel schon wieder voller schwarzer Wolken war. Doch das hatte die drei wenig gestört, als sie auf der Fahrt zu Oscars Wohnung lauthals irgendwelche Lieder mitgesungen hatten. 

„Ja, also, wir möchten es kurz machen", begann Charles und blickte abwechselnd Carlos und Oscar an, als ob er sich eine Bestätigung holen müsse, die folgenden Worte auszusprechen. 

„Sag doch endlich, ich bin neugierig und außerdem formulierst du das ganze so, als wäre jemand gestorben", unterbrach ihn der Australier. 

„Wir sind zusammen", brach es dann aus ihm heraus, „also ein Paar", hing der Monegasse noch dran. 

Dann herrschte Stille. 

Für einen kurzen Moment glaubte Carlos in Oscars Gesicht so etwas wie Traurigkeit zu erkennen, doch diese wurde direkt gekonnt von Freude überdeckt. 

„Herzlichen Glückwunsch, ich freue mich so für euch", brachte der McLaren-Pilot schließlich über die Lippen, auch wenn es in seinem Kopf euphorischer geklungen hatte. 

Er fühlte sich, als würde ihm etwas, oder jemand, die Kehle zuschnüren. 

Ganz langsam beschlich ihn ein Gefühl von Eifersucht, ein Gefühl von Reue und das Gefühl ausgenutzt geworden zu sein. Er spürte ein ungutes Ziehen in seiner Magenregion und hatte das Gefühl, dass er der Situation entfliehen musste. 

„Ich geh mal schnell aufs Klo", sagte er dann und eilte förmlich aus dem Raum. 

Er verschloss die Tür hinter sich und ließ sich an dieser heruntergleiten. 

Wie konnte das nur passieren? Wie konnte er sich nur in diese Situation bringen? 

Das Gefühl der Übelkeit war zurück, nur leider war es nicht die Übelkeit, welche man einfach mit Übergeben lösen könnte. Es war die Übelkeit, die einem die Luft zum Atmen nahm, die die einen nicht mehr klar denken ließ. 

Er presste seine Augen zu und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Er musste sich schleunigst eine Lösung für dieses Problem einfallen lassen. 

„Oscar, alles gut bei dir?" 

Ein Klopfen an der Tür in seinem Rücken riss ihn aus seinen Gedanken – es war Carlos. 

„Darf ich reinkommen?", fragte der Spanier vorsichtig, denn er hatte die leise Vermutung, dass sein junger Kollege nicht zum Pinkeln auf die Toilette verschwunden war. 

Ohne zu antworten schloss er die Tür auf und fiel Carlos um den Hals. 

In diesem Moment brachen alle Dämme in ihm und die Tränen rannen stumm seine blassen Wangen entlang. 

Der Spanier strich ihm beruhigend über den Rücken und murmelte dabei immer wieder ein leises es tut mir so leid, wobei auch ihm liefen leise einzelne Tränen über die Wangen.


***


„Ich denke wir sollten nochmal über alles reden", war es wieder Oscar, der auf die beiden zukam. 

Nachdem Carlos sich von ihm gelöst hatte, war er einfach in sein Bett gekrochen und hatte sich für ein paar Stunden nicht blicken lassen. 

Er schätzte die Fürsorglichkeit der beiden sehr, denn sie hatten in dieser Zeit immer wieder versucht Kontakt zu ihm aufzubauen, ihm etwas zu Essen oder zu Trinken zu bringen oder ihn aus seiner Reserve zu locken, allerdings hatte nichts geholfen. 

Er brauchte einfach Zeit für sich. Er musste seine nächsten Schritte gut planen, wenn er nicht weiter verletzt werden wollte. 

Oscar wollte den beiden von seinem Gefühlschaos erzählen, er wollte es wirklich – er wusste nur nicht wie. 

„Wenn du das möchtest, dann gerne. Wir werden dich zu nichts drängen", war es der Monegasse, welcher ihm antwortete und dann auf den freien Platz neben sich deutete. 

„Ich weiß und das schätze ich sehr", begann er, als er sich neben Charles gesetzt hatte, „Ich muss euch etwas erzählen, aber ihr müsst mir versprechen, dass ihr mich nicht hasst." 

Nun wurde auch Carlos hellhörig und lehnte sich mit den Unterarmen nach vorne auf seine Oberschenkel. 

„Ich habe mich in euch verliebt", fiel er direkt mit der Tür ins Haus, „also in euch beide. Seit unserer fast-Sex-Erfahrung bin ich mir da nur noch sicherer geworden. Zuerst dachte ich, dass ich nur Gefühle für Charles habe, aber dann ist mir mit der Zeit aufgefallen, dass ich in Carlos doch mehr als einen Freund sehe. Ich- es macht mich wahnsinnig zu wissen, dass ich auf zwei Typen gleichzeitig stehe, aber es ist nun mal so, und jetzt könnt er mich gerne verurteilen, aber wenigstens ist es raus", beendete er seine Erzählung und wischte sich schnell die wiederaufkommenden Tränen aus dem Gesicht. 

Der Boden konnte sich nun endgültig auftun, denn es herrschte Totenstille im Raum. 

Die Luft war zu dick zum Atmen und sein Herzschlag pochte in seinen Ohren. 

Vorsichtig legte Charles ihm einen Arm um die Schulter, woraufhin er sich kurz verspannte, sich dann aber doch in die Berührung fallen ließ. 

Carlos kniete sich vor Oscar und griff nach einer seiner Hände, um den Knoten seiner Finger zu lösen. Anschließend sah er dem Jüngeren tief in die Augen. 

„Wir dich auch", flüsterte er und verschloss dann ihre Lippen miteinander.


two red, one orangeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt