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Charles ist am Verzweifeln. Er konnte sich den Verlauf des Rennen einfach nicht erklären. Eigentlich konnte er sich viele der vergangenen Rennen nicht erklären, denn seit seinem Sieg in Monaco ging es irgendwie bergab. Auf das enorme Hoch folgte ein noch tieferes Tief.

Immer wieder ließ er seinen Blick über die Daten auf seinem Laptop und den Unterlagen vor sich schweifen. Der Monegasse begann langsam daran zu zweifeln, dass es wirklich nur am Auto lag.

Vielleicht hatte auch seine körperliche Leistung abgenommen, denn wenn er ehrlich mit sich war, ging es ihm in den Tagen und Wochen nach seinem Heimrennen tatsächlich nicht so gut, allerdings hatte er sich nie viel dabei gedacht. Jetzt machte aber alles Sinn, oder?

Verzweifelt raufte er sich die Haare, während er seine Ellenbogen auf dem Tisch abstützte. Das konnte doch alles nicht wahr sein.

Für einen kurzen Moment schloss er seine Augen, atmete tief durch und als er sie wieder öffnete, fiel sein erster Blick auf die Uhrzeit.

22:37 Uhr.

Es war schon wieder viel zu spät geworden. Vermutlich war niemand mehr hier.

Also machte er sich daran seine Unterlagen einzusammeln und ordentlich in seinem Rucksack zu verstauen, wobei er einen Teil der Zettel, welche er noch ordnen wollte, einfach in die Hand nahm.

Locker hing er sich den Rucksack über die Schultern, zog sich seine Schuhe an, machte das Licht aus und schloss die Tür seines Fahrerzimmers hinter sich.

Immer noch leicht angespannt und genervt, allerdings geschützt von der Dunkelheit lief er durch das fast menschenleere Paddock.

Es waren nur noch ein paar Mechaniker von Mercedes anwesend, welche vermutlich noch am Feiern waren, nachdem Russell und Hamilton ein wirklich gutes Wochenende hatten.

37 Punkte – davon konnte Charles in diesem Moment nur träumen.

Er zog sich seine Kapuze über den Kopf und die erfrischende Luft in seine Lungen, hielt sie kurz dort, bevor er einmal tief ausatmete. Er hatte das Gefühl, dass damit auch ein wenig Druck von seinen Schultern abfiel.

Zudem hatte er beschlossen die paar Minuten zum Hotel einfach zu Fuß zu gehen, so konnte er den Kopf frei bekommen und die Seele baumeln lassen.

Der Ferrari-Pilot war schon deutlich entspannter als er die Lobby des Hotels betrat und dann den direkten Weg zum Aufzug einschlug. Mittlerweile war er auch ziemlich müde geworden, was einerseits am Rennen, andererseits aber auch einfach an dem gesamten Tag liegen könnte.

Immerhin waren die Interviews nach dem Rennen, in welchen er immer wieder gefragt wurde, was denn los sei, auch kein Zuckerschlecken.

Im Aufzug ließ er seinen Kopf gegen die Wand sinken und schloss dann wieder für einen Moment die Augen, ehe ihn der Ton des Aufzugs darauf aufmerksam machte, dass er auf seiner Etage angekommen war.

Er stieg aus und lief den Gang entlang zu seinem Zimmer, aber wo hatte er diese Zimmerkarte schon wieder hingeworfen?

Charles begann genervt in seinen Hosentaschen zu kramen, wobei er den Kopf gesenkt hielt und Carlos erst bemerkte, als es schon zu spät war. Dieser bekam ihn allerdings noch an den Schultern zu fassen, bevor er Bekanntschaft mit dem Boden machen konnte.

Erschrocken hob der Monegasse seinen Kopf und blickte direkt in die dunkeln Augen seines Teamkollegen. Doch diese wirkten irgendwie anders als sonst. Charles versuchte die Emotionen in den Augen seines Gegenüber zu identifizieren, wurde allerdings von diesem unterbrochen.

„¿Cómo puedes ser tan atractivo? Me vuelves loco Leclerc [Wie kann man nur so scharf sein? Du machst mich wahnsinnig Leclerc]", hauchte der Spanier gegen seine Lippen, ehe er diese auf die des Jüngeren presste.

Dieser war kurz überrascht, konnte aber auch nicht weiter darüber nachdenken, denn die Lippen des Älteren auf seinen fegten seinen Kopf leer und ließen seine Intuition übernehmen, wodurch der Kuss schnell fordernder wurde.

Carlos schlug seinem Teamkollegen die Zettel aus den Händen, presste ihn gegen die Wand, stütze sich mit seinen Armen neben ihm an der Wand ab und drückte langsam, aber bestimmt seine Mitte gegen die des Jüngeren.

Charles spürte harte Tatsachen an seiner Mitte und seinem Unterbauch, was ihn leicht in den Kuss stöhnen ließ. Er war dem Spanier jetzt schon komplett verfallen, denn dieser küsste ihm förmlich das Hirn aus der Birne.

Langsam ließ er seine Finger unter das Shirt des Älteren wandern, was diesem ein erregtes Keuchen entlockte. Mit geschickten Handgriffen zog Carlos seinem Teamkollegen die Zimmerkarte aus der Hosentasche, wobei er sich wunderte, wie dieser sie nicht finden konnte.

Im nächsten Augenblick ließ er vom Monegassen ab, lehnte seine Stirn gegen seine und Charles versuchte Worte für das Geschehene zu finden.

„Was... was hast du vor?", fragte er also atemlos, was seinem Gegenüber nur ein Schmunzeln entlockte.

„Te voy a follar [Ich werde dich ficken]", waren die Worte, welche ihm das Blut in den Adern gefrieren ließen, „und zwar so, dass du es nie wieder missen möchtest", fügte der Spanier noch hinzu, bevor er seine Lippen wieder senken wollte, allerdings war es nun der Jüngere, welcher ihn aufhielt.

„Commence enfin [Dann fang endlich an]", forderte er Carlos feixend auf und auch, wenn dieser nicht viel Französisch verstand, wusste er genau, was er wollte.

two red, one orangeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt