Terrible pasado

𝟎𝟒

Estrella

"Warum tauchst du erst jetzt hier auf? Hast du mal auf die Uhr geschaut?" Augenverdrehend laufe ich an meinem Vater vorbei und trinke einen Schluck meines Kaffees, welchen ich mir auf dem Weg gekauft habe. "Ich hatte einen Termin", erkläre ich ihm meine Verspätung. "Was für einen Termin?" Warum muss er immer so haargenau sein, wenn es um die Arbeit geht? "Ein Termin mit einem Kunden." Während ich auf mein Büro zulaufe, läuft Papá mir hinterher. "Seit wann machst du Termine außerhalb deines Büros?" Genervt stoße ich die Luft aus. "Kannst du bitte aufhören so viele Fragen zu stellen? Ich habe mich um meinen Job gekümmert und muss mich nun weiter um ihn kümmern. Immerhin habe ich noch eine Menge Häuser vor mir."

"Olivia, mailen sie mir bitte alles, was heute ansteht", fordere ich meine Assistentin, als ich an ihr vorbeilaufe. "Natürlich." Nachdem ich meinen Vater abhängen konnte, setze ich mich an meinen Schreibtisch und fahre meinen Laptop hoch. Das erste was ich tue ist einige Emails zu beantworten. Ich hasse es, ungelesene und unbeantwortete Emails zu haben. Deshalb versuche ich auch immer direkt zu antworten, sobald ich eine Email erhalte.

Zwischendurch fällt mir auch eine Email meines Vaters ins Auge. Ich öffne sie uns erlese alle Informationen zu dem Meeting, welches ich in einigen Tagen halten muss. Das geheimnisvolle Meeting mit Thomas Riviera, wobei ich keine Ahnung habe, worum es sich handelt. Das bringt mich wieder zum nachdenken. Warum möchte er es mir nicht verraten?

Wie dem auch sei. Ich habe keine Zeit, mir weiterhin den Kopf darüber zu zerbrechen. Viel dringender muss ich das Ferienhaus für Singh und seine Kinder fertig bekommen. Ein netter Mann, scheint wie der perfekte Vater zweier Töchter. Nachdem seine Frau verstorben ist, versucht er seinen Kindern eine perfekte Welt zu erschaffen. Dazu gehört auch dieses Wunderschöne Ferienhaus, welches direkt am Strand stehen wird. Aber jedes Mal wenn ich in seine Auge sehe, sehe ich nur Schmerz. Sie erschienen einem beinahe leer, weil er seine bessere Hälfte verloren hat. Ich weiß nur zu gut, wie er sich fühlen muss.

Als Er gestorben ist, fühlte es sich an, als würde mein gesamtes Leben zusammenbrechen. Es vergeht kein Tag, an welchem ich Nolan nicht vermisse. Jeden Tag denke ich an ihn und wünsche mir, er wäre hier bei mir. Dass er mich wieder mit seinem warmen Lächeln anschaut, als wäre ich seine gesamte Welt. Dass ich jeden Morgen neben ihm aufwache und am Ende des Tages wieder einschlafe. Wie er mir jeden Morgen einen Kaffee gemacht und das Frühstück zubereitet hat. All diese kleinen Dinge, die am Ende des Tages gar nicht so klein sind. Wenn ich gewusst hätte, dass er so früh von uns geht, wäre ich jeden Tag dankbarer gewesen. Dankbarer für jede einzelne Sekunde, die ich mit ihm verbringen durfte.

Ich wünschte ich könnte zu dem Tag zurückreisen, an welchem er den Autounfall hatte. Wenn ich doch nur gewusst hätte, dass es das letzte Mal ist, dass ich ihn lebend sehen werde, als er an jenem Tag das Haus verlassen hat. Ich wünschte, ich hätte ihn länger geküsst, länger in den Arm genommen und ihm noch einmal mehr gesagt, wie sehr ich ihn liebe.

Eine heiße Träne fließt über meine Wange und tropft direkt auf die N Taste meiner Tastatur. Wie ironisch.

Aber plötzlich, da war alles vorbei. Von der einen auf die andere Sekunde. Auf einmal stand die Polizei vor unserer Haustür und hat mein Herz in tausende kleine Stücke gerissen. Nach diesem Tag konnte ich keinen Fuß mehr in unser gemeinsames Haus setzen. Ich habe mir die wichtigsten Sachen geschnappt und es für immer verlassen. Außer unsere Heiratsurkunde.

Derjenige der den Unfall verursacht hat, wird noch dafür büßen. Ich werde niemals aufgeben, den Schuldigen zu suchen. Es war ein geplanter Autounfall, ein viel zu gut geplanter. Denn bis jetzt haben wir kaum Anhaltspunkte, obwohl der Unfall schon drei Jahre her ist. Aber selbst wenn es noch weitere Jahre dauert, werde ich die Ermittlungen nicht einstellen, bis Nolan seine Gerechtigkeit bekommt. Sein Mörder wird elendig im Knast verrecken, dafür werde ich sorgen.