𝟎𝟓

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Estrella

"Guten Tag, Tony." Mit einem freundlichen Lächeln begrüße ich den netten Portier. Tony arbeitet hier schon, seit dem ich in mein Penthouse gezogen bin. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie er mir bei meinem Einzug geholfen hat und die ganzen Kartons in den Aufzug getragen hat.

"Miss Suárez." Mit seiner Hand an seiner Mütze neigt er seinen Kopf einwenig nach unten. "Es ist ein Paket für sie angekommen." Tony reicht mir das schwarze Päckchen über die Theke hinweg rüber, welches ich mit zusammengezogenen Augenbrauen beäuge. Ich habe doch gar nichts bestellt. Oder etwa doch und ich habe es vergessen?

Nachdem ich mich bedankt und verabschiedet habe, steige ich in den Fahrstuhl, um auf meine Etage zu fahren. Oben angekommen stelle ich das Päckchen in meiner Küche ab. Bevor ich mich diesem widme, muss ich allerdings erstmal meine Schuhe loswerden. Ich bin es zwar gewohnt High Heels zu tragen, da sie zu meinem Alltag gehören, aber unbequem sind sie trotzdem. Ein erleichtertes seufzen verlässt meine Lippen, als meine blanken Füße dem Boden berühren. Ich fühle mich gleich viel leichter, wie als würde ich über den Boden schweben.

Mit den Schuhen in der Hand laufe ich die Treppe hinauf, direkt in mein Ankleidezimmer. Dort stelle ich sie zurück am ihren Platz, genau da wo sie hingehören. Meine Kleiderschränke waren schon immer etwas, worum ich mich bemüht habe. Alles hat seinen Platz und bleibt auch dort. Wenn ich diese Ordnung nicht hätte, würde ich wahrscheinlich auch gar nicht mehr durchblicken. Meine Schränke sind so voll, dass ich dringend mehr Platz gebrauchen könnte. Außerdem sind sie immer ordentlich. Eine meiner Regeln ist, dass nie etwas auf dem Boden herumliegen darf, oder sonst irgendwo. Ich weiß auch nicht, warum ich so pingelig bin was das angeht.  Aber es war schon immer etwas worüber ich voll und ganz alleine bestimmen kann, ohne dass mir jemand dazwischen redet.

Nachdem ich mir Sportkleidung angezogen und meine Fitnessuhr angezogen habe, verlasse ich mein Apartment auch wieder und beginne damit zu laufen. Joggen ist zu einem meiner Hobbys geworden, wenn man es denn so nennen kann. Vor einiger Zeit war ich beinahe jeden Tag Laufen, um dem Kopf freizubekommen. Nach Nolans Tod war ich einfach nicht mehr ich selbst. Also hat Adrián mir vorgeschlagen alles über diesen Weg rauszulassen und nicht über den, welchen ich eigentlich bevorzugt habe. Eine Zeit lang war er sogar jeden Tag mit mir draußen, aber nachdem es mir besser ging, haben wir damit aufgehört. Jetzt machen wir nur noch gelegentlich zusammen Sport. Manchmal Boxen wir auch, was sehr amüsant ist. Er könnte mich niemals verletzen, was das ganze umso leichter für mich macht.

Ein positiver Effekt vom ganzen Joggen war auch, dass ich meine Ausdauer extrem verbessert habe. Ich könnte locker zwei Stunden so weiter machen. Aber heute habe ich mich dazu entschlossen, dass eine halbe Stunde ausreicht und ich lieber eine lange Dusche nehme. Der Tag war anstrengend. Ich habe super viel gearbeitet und geschafft. Ich will nicht sagen, dass ich stolz auf mich bin, denn das ist mein Job und meine Pflicht. Aber ich kann später mit einem guten Gewissen schlafen gehen.

Ein spitzer Schrei verlässt meine Kehle, als ich nach unten laufe und eine dunkel gekleidete Gestalt auf meinem Sessel sitzen sehe. "Du hast mich erschreckt", beschwere ich mich und werfe meinen Bruder mit einem Kissen vom Sofa ab. "Lo siento, das war nicht meine Absicht", entschuldigt er sich. Adrián steht vom Sessel auf und legt das Kissen zurück an seinen Platz.

"Was machst du überhaupt hier?" Er hat mir weder eine Nachricht geschrieben, noch mich angerufen. Adrián ist der einzige der dieses Apartment ohne meine Erlaubnis betreten darf. Er ist der einzige, der einfach am Portier vorbei kommt, ohne dass ich informiert werde. Aber als mein Zwillingsbruder vertraue ich ihm mehr als jedem anderen.

"Ach, ich dachte mir, ich komme dich einfach mal besuchen. Ich hatte sowieso nichts vor." Mit einem neugierigen Blick läuft er in den Küchenbereich, wo mir das Paket wieder in den Sinn kommt. Auch meinem Bruder scheint es ins Auge zu fallen. "Was ist das eigentlich? Ist mir schon vorhin aufgefallen."

Terrible pasadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt