Terrible pasado

𝟏𝟐

Estrella

Endlich ist der Tag gekommen, an welchem ich die Clemontes besuche und ich bin verdammt nervös. Ich muss ihnen später erzählen, dass mir der Ehering ihres toten Sohnes zugeschickt wurde, obwohl dieser mit ihm unter der Erde liegen müsste. Ich hoffe wirklich, dass Violet das einigermaßen gut verkraften wird.

Aber vorerst möchte ich nicht weiter daran denken und bis nach dem Essen warten, sonst bekomme ich mit hoher Sicherheit keinen einzigen Bissen herunter.

Mein geliebter Bruder ist ebenfalls mitgekommen. Es macht mich glücklich, dass er ebenfalls als ein Teil der Familie angesehen wird. Die Clemontes waren schon immer unfassbar herzlich und wahre Goldstücke. Zudem ist er mir eine gute Unterstützung, welche ich heute Abend mehr als nur gut gebrauchen kann. Aber so ist Adrián nunmal - immer an meiner Seite wenn ich ihn brauche.

Die angestellten des Hauses machen uns die Tür auf. Diese Familie gehört ebenfalls zur obersten Schicht mit einer sehr erfolgreichen Firma. Direkt kommt Landon auf uns zu, um uns herzlich zu empfangen, gefolgt von Violet, welche mich ganz fest umarmt und mir einen Kuss auf die Wange drückt. Leland und Andrew empfangen uns im Esszimmer, wo der Tisch bereits wunderschön gedeckt ist. Immer wenn ich zu Besuch gekommen bin, wurde das beste Geschirr, Besteck und die schönste Tischdecke ausgebreitet.

Wie kann es sein, dass ich mich von der Familie meines toten Ehemannes geliebter fühle, als von meinen eigenen Eltern?

"Wie geht es euch denn? Ich weiß, wir haben uns erst vor einigen Tagen gesehen, aber es interessiert mich trotzdem." Lächelnd beginnen Adrián und ich von unserem momentanen Leben zu berichten. Ich erzähle ihr von meinen momentanen Projekten und dass ich viel zu viele Stunden am Tag in die Arbeit vertieft bin. Bei meinem Bruder sieht es nicht anders aus. Die unschönen Details lassen wir dabei aus und keiner der Anderen fragt nach unserem Vater, worüber ich mehr als nur erleichtert bin.

Wir unterhalten uns allesamt das ganze Essen lang über, ohne dass es auch nur eine Pause im Gespräch gibt. Aber das ist wohl so, wenn man sich monatelang nicht richtig gesehen und unterhalten hat, wenn man mal von der Gala absieht. Aber selbst da kamen wir kaum zum sprechen, da mein Vater mich ja von ihnen wegzerren musste.

Das alles fühlt sich an wie früher. Als ich beinahe öfter hier war, als in meinem eigenen Zuhause. Es fühlt sich so familiär an, dass ich nie wieder aufstehen und dieses Haus verlassen möchte. Aber der unschöne Teil des Abends besteht mir noch bevor und dieser wird die ausgelassene Stimmung in null Komma nichts kippen. Da bin ich mir bereits jetzt sicher.

Eine Angestellte serviert uns die Desserts und schlagartig treten Tränen in meine Augen, als ich auf das Tiramisu vor mir Blicke. Das war Nolans Lieblings Nachspeise. Schnell schlucke ich diesen Gedanken herunter und widme mich meinem Essen. Erleichtert stelle ich fest, dass niemand meinen Ausrutscher bemerkt hat. Ich war in letzter Zeit schon oft genug schwach geworden, ich muss mich schleunigst wieder besser in den Griff bekommen.

"Hat euch das Essen denn geschmeckt?", fragt Violet zuvorkommend. "Es war perfekt, so wie immer", lächle ich. Die Clemontes haben mit Abstand eine der besten Köchinnen überhaupt. Ich habe in diesem Haus noch nie etwas gegessen, was mir nicht geschmeckt hat. Das Talent dieser Frau ist einfach unglaublich. Dazu ist sie super nett, denn ich habe mich in der Vergangenheit schon das ein oder andere mal mit ihr unterhalten.

"Was wolltest du denn so dringendes mit uns bereden, Estrella?", fragt Andrew und mit einem Schlag wünsche ich mir, gar nicht hier zu sein.

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Nolans Familie von dem Vorfall und den Ermittlungen zu erzählen war schlimm. Violets Tränen und Andrew, welcher versucht stark für seine Frau zu sein, haben mir das Herz gebrochen. Die Brüder konnten ihre Wut gar nicht unterdrücken. Und ich fühle mich unfassbar schlecht, dass ich es ihnen erzählen musste, obwohl das Geschehen gar nicht meine Schuld war.