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Estrella

"Guten Tag Miss Suaréz." Mit einem freundlichen Lächeln öffnet mir ein Angestellter die Tür meines Familienhauses. Unwissend dass es gleich komplett eskalieren könnte. "Hola, wo ist mein Papá?" Ich habe nachgedacht. Nein, ich habe nicht nachgedacht. Meine Entscheidung stand von Anfang an fest. Nur wusste ich nicht, wie ich es Papá sagen soll, sodass er es auch versteht. Und der Abend der Gala hat mir nur zu deutlich gemacht, dass er mich nicht ernst genug nimmt. Dieser Mann weiß, dass er unfassbar viel Macht besitzt, vor allem gegenüber seinen Kindern. Und seine Macht nutzt er nur zu gerne aus. Viel zu gerne demonstriert er anderen Menschen, dass es nach seinen Regeln geht, dass er das Sagen hat. Alles nur weil er mehr Geld hat, als er jemals in seinem Leben ausgeben könnte.

Ich steuere direkt auf sein Büro zu, straffe vor der Tür meine Schultern und klopfe zweimal an. Bestimmt und Selbstbewusst trete ich ein. Ich darf nun nicht einknicken. Klar und deutlich muss ich ihm zu verstehen geben, dass ich Alistair nicht heiraten werde. Wenn ich dies nicht tue wird er mich nur weiter damit konfrontieren. Ich darf keinen einzigen noch so kleinen schwachen Moment haben, denn wenn ich zögere habe ich keine Chance gegen ihn. In diesem Moment, dieser Situation kann ich nur an mich denken. Und wenn Papá, mich nur ein kleines bisschen liebt, wird er es auch tun. Wenn ich ihm wichtiger bin, als seine Firma, wird er mich verstehen und nicht wütend werden. Sollte es anders sein, wäre das mehr als nur enttäuschend.

"Buenos días." Überrascht schaut er mich an. "Ich habe garnicht mit dir gerechnet." Ich habe mich auch nicht angekündigt. "Ich muss mit dir reden." "Setz dich." Damit signalisiert er mir, dass er gerade Zeit für mich hat. "Es wird nicht lange dauern." Tief atme ich durch, dann schaue ich ihm sicher in die Augen. "Ich wollte dir nur ein für alle mal klar machen, dass ich Alistair nicht heiraten werde. Und damit meine ich unter keinen Umständen. Ich werde es mir nicht anders überlegen."

Für einen kurzen Moment ist es vollkommen Still, er wirkt wie erstarrt. Völlig erschlagen von dieser Situation, obwohl er nichts anderes hätte erwarten dürfen. Ich habe meine Meinung dazu von Anfang an deutlich gemacht. Dann zuckt sein rechtes Auge und die Stimmung spitzt sich mit einem Schlag zu. Aufgebracht steht er von seinem Tisch auf und schlägt die Hände auf dessen Holz. Reaktionen die ich bereits gewohnt bin, denn wenn er wütend ist, kann er sich nicht unter Kontrolle behalten. Genauso wenig kann ich es, denn ich wurde seit meiner Kindheit mit seinen schlechten Charakterzügen konfrontiert. Nur leider sind dadurch schon viel zu viele Sachen kaputtgegangen. Es ist ein Wunder, dass es noch keine Verletzten gab.

"Mi hija, ich dachte wir hätten darüber geredet", knurrt er. Vor Zorn funkeln seine Augen, die Pupillen kaum noch erkennbar. "Haben wir und ich habe dir damals schon gesagt, dass ich ihn nicht heiraten werde. Meine Meinung hat sich nicht geändert und wird sich auch nicht ändern." Warum möchte er es nicht verstehen? Wir haben so viel Macht, wir haben diese Zusammenarbeit überhaupt nicht nötig.

"Du kannst aber nicht tun und lassen was du willst. Das ist ein Familiengeschäft, wo wir gemeinsam Entscheidungen treffen." Gehässig lache ich auf. "Das ist aber keine Entscheidung, die es gemeinsam zu treffen gilt. Du kannst mich nicht dazu zwingen jemanden zu heiraten. Abgesehen davon hast du mich kein einziges Mal nach meiner Meinung gefragt, also erzähl mir nichts von gemeinsamen Entscheidungen!" Ich rede so schnell, dass ich am Ende einmal tief Luft holen muss.

Nach kurzem überlegen fahre ich fort. "Ich kann es nicht fassen, dass du das von mir verlangst. Nach allem was passiert ist. Du weißt, was die Ehe für eine Bedeutung für mich hat! Welcher Vater tut das seiner eigenen Tochter an?"

Ich muss mich jetzt bloß zusammenreißen, nicht zu emotional zu werden. Er hat sich tatsächlich dafür entschieden, dass ihm die Geschäfte wichtiger sind, als mein Wohlergehen. Ich spüre wie sich die Tränen einen Weg nach oben bahnen wollen, den heißen Druck hinter meinen Augen. Doch ich wollte nicht schwach werden bei diesem Gespräch und das versuche ich so gut wie es geht beizubehalten.

Terrible pasadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt