Lillja
Und früh am Morgen ging es dann schon los. Es war noch dunkel draußen, als wir uns auf den Weg machten. Der Himmel zeigte die ersten Anzeichen eines bevorstehenden Sonnenaufgangs, und die kühle Morgenluft war frisch und belebend. Papa hatte alles perfekt vorbereitet. Auf dem Beifahrersitz des großen LKWs hatte er sorgfältig Verpflegung für die ca. 11-stündige Fahrt bereitgelegt. Es gab belegte Brote mit Käse und Schinken, frisches Obst, Müsliriegel und eine Thermoskanne mit heißem Kaffee für die Erwachsenen und heißer Schokolade für uns Kinder.
Louis und ich hatten es uns auf der breiten Rückbank gemütlich gemacht. Wir hatten Decken und Kissen dabei, um die lange Fahrt so angenehm wie möglich zu gestalten. Louis hatte sein Lieblingsbuch und ich mein Tablet, auf dem ich einige Filme heruntergeladen hatte. Außerdem hatten wir eine Reisetasche mit unseren Lieblingssnacks griffbereit, um uns die Zeit zu vertreiben.
Mama würde in Deutschland bleiben. Sie hatte beschlossen, sich um die Pferde zu kümmern, während wir unterwegs waren. Sie hatte ein großes Herz für unsere Tiere und wusste, dass sie in ihrer Obhut bestens versorgt waren. Es war eine ruhige und besinnliche Stimmung, als wir das Grundstück verließen. Mama stand winkend an der Einfahrt, begleitet von unseren Pferden, die ruhig auf der Weide grasten. Ihr Lächeln war voller Zuversicht und Liebe, obwohl ich wusste, dass sie uns vermissen würde.
Die ersten Stunden der Fahrt waren ruhig. Papa konzentrierte sich auf die Straße, während im Hintergrund leise Musik spielte. Die Landschaft zog langsam an uns vorbei, von den vertrauten Feldern und Wäldern unseres Heimatortes bis hin zu den unbekannten Weiten der Autobahnen, die uns in ein neues Abenteuer führen würden. Louis und ich tauschten uns über unsere Vorfreude und Erwartungen aus, während wir abwechselnd aus dem Fenster schauten und uns in unsere Bücher und Filme vertieften. Mein Kopf lehnte am der Schulter meines Freundes.
Es war eine besondere Reise, nicht nur wegen der langen Strecke, die vor uns lag, sondern auch wegen der gemeinsamen Zeit, die wir als Familie verbrachten. Jede Rast, jede neue Landschaft und jeder Moment, den wir miteinander teilten, fühlte sich wie ein wertvoller Baustein in unserem Abenteuer an.
Eine dreiviertel Stunde nach Abfahrt erreichten wir die deutsch-französische Grenze. Der Moment, als wir die Grenze überquerten, fühlte sich an wie der Start in ein neues Abenteuer. Die Landschaft veränderte sich allmählich, und das Gefühl, in ein fremdes Land zu reisen, erfüllte uns mit Aufregung.
Unser Ziel war das sonnige Südfrankreich, wo wir eine Woche verbringen würden. Die Vorfreude auf die kommenden Tage war groß, denn wir hatten vor, uns dort ein paar Pferde anzuschauen, die wir eventuell mit nach Deutschland nehmen würden. Die Idee, neue Pferde zu entdecken, war aufregend.
Südfrankreich versprach nicht nur neue Pferde, sondern auch eine willkommene Auszeit vom Alltag. Wir stellten uns die weiten Felder, die sanften Hügel und die charmanten Dörfer vor, die wir auf unserer Reise sehen würden. Die Sonne, die wärmere Temperaturen und die mediterrane Atmosphäre ließen uns die lange Fahrt mit Vorfreude und Spannung erleben.
Als die Stunden vergingen, wechselte die Landschaft von den grünen Wäldern und sanften Hügeln Deutschlands zu den weiten Feldern und malerischen Dörfern Frankreichs. Wir machten ab und zu Halt, um uns die Beine zu vertreten und die frische Luft zu genießen. Dabei probierten wir lokale Leckereien und lernten die ersten Wörter auf Französisch, was uns allen großen Spaß machte.
Jeder Tag, den wir in Südfrankreich verbringen würden, versprach neue Erlebnisse und Eindrücke. Die Pferde, die wir uns anschauen wollten, waren auf verschiedenen Gestüten verteilt, und wir freuten uns darauf, die Züchter kennenzulernen und mehr über ihre Arbeit zu erfahren.
Die Vorfreude war schon groß gewesen, und als Louis sich schließlich bereit erklärt hatte, mitzufahren, war das Glück für mich perfekt. In den letzten Wochen hatten wir nicht viel Zeit zusammen verbracht. Ich musste viel für die Schule lernen, und Louis hatte ebenfalls alle Hände voll zu tun mit seinem Studium an der Universität. Trotz dieser Trennung hatten wir beide versucht, uns gegenseitig zu unterstützen und so oft wie möglich in Kontakt zu bleiben, auch wenn es oft nur kurze Nachrichten oder Telefongespräche waren.
Als ich darüber nachdachte, dass mein Freund einer der erfolgreichsten Jurastudenten in der Umgebung war, überkam mich jedes Mal ein riesiger Stolz. Seine Disziplin, sein Engagement und seine Leidenschaft für das Recht beeindruckten mich zutiefst. Louis hatte von Anfang an gewusst, dass er Jura studieren wollte, und es war erstaunlich zu sehen, wie er seine Ziele Schritt für Schritt verwirklichte.
Ich erinnerte mich an die unzähligen Abende, an denen wir zusammen saßen, jeder in seine Bücher vertieft, aber dennoch irgendwie verbunden durch die bloße Anwesenheit des anderen. Diese stillen Momente des gemeinsamen Lernens waren für mich genauso wertvoll wie die aufregenden Ausflüge, die wir unternahmen, wenn wir beide eine Pause von unseren Verpflichtungen brauchten.
Nun war der Moment gekommen, auf den wir beide uns so gefreut hatten. Eine gemeinsame Reise, fernab von Büchern und Verpflichtungen, einfach nur wir zwei, um die Zeit zusammen zu genießen und uns zu erholen. Die Aussicht auf diese Tage voller Freiheit und Abenteuer erfüllte mich mit einer tiefen Freude und einem Gefühl der Dankbarkeit. Ich wusste, dass diese Reise uns beiden gut tun würde und unsere Beziehung noch stärker machen könnte.
Ich lehnte mich zufrieden an seine Schulter. Es war ein vertrautes und beruhigendes Gefühl, das mir sofort Geborgenheit vermittelte. Louis bemerkte meine Nähe und lächelte liebevoll, bevor er mir einen sanften Kuss auf die Stirn drückte. Dieser zärtliche Moment brachte mein Herz zum Schmelzen, und ich spürte, wie sich eine wohlige Wärme in mir ausbreitete.
Langsam fielen mir die Augen zu, erschöpft von den letzten anstrengenden Wochen und gleichzeitig beruhigt durch seine Nähe. Gerade so nahm ich noch wahr, wie Louis seine Wange an meinen Kopf lehnte. Seine Geste war voller Zärtlichkeit und Liebe, und es war das Letzte, was ich bewusst erlebte, bevor ich in einen tiefen, friedlichen Schlaf glitt.
In diesem Moment wusste ich, dass alles gut war. Die Sorgen und der Stress der letzten Wochen verschwanden und wurden durch ein Gefühl der Sicherheit und des Glücks ersetzt. Neben Louis zu sein und seine Zuneigung zu spüren, war alles, was ich in diesem Augenblick brauchte. Es war ein perfekter Abschluss eines Tages, der nur ein Vorgeschmack auf die wunderbare Zeit war, die noch vor uns lag.
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Only Two Dreams
Teen FictionLillja ist überglücklich. Louis hatte seit langem keine Probleme mehr und ihr Turniererfolg steigt steil an. Doch der Schein trügt. Als sie mit Louis ein Wochenendtrip nach Frankreich macht besucht das Paar einen Pferdemarkt. Hier in La Roche - sur...