Kapitel 10

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Triggerwarnung!

Bittersweet trabte locker um den riesigen Springplatz. Ein paar Sprünge standen im unterem Drittel aufgebaut und meine Fuchsstute schien sich wie immer unheimlich aufs Springen zu freuen.

Im oberen Drittel longierte Louis, Brian auf Royal. Der Schimmel war wie immer das absolute Verlasspferd und ließ Brians gehüpfe brav über sich ergehen. Steph trabte mit Cookie ebenfalls über den Platz.

Ich legte das äußere Bein zurück und gab Sweety das Signal zum Galoppieren. Die vertrauten Bewegungen fühlten sich gut an, und nach ein paar Minuten im ruhigen Trab konnte ich die Geschwindigkeit auf ein kräftiges Galloppsolo steigern. Die Übung auf dem Platz war wie immer ein Genuss, besonders wenn Sweety so gelassen und gleichzeitig dynamisch reagierte.

Nach etwa zehn Minuten intensiven Galoppierens war es an der Zeit, zum Springtraining überzugehen. Die Vorbereitungen waren abgeschlossen, und ich lenkte Sweety gezielt auf die Sprünge, die in einer anspruchsvollen Höhe aufgebaut waren. Die Sprünge hatten etwa S-Höhe, da wir uns bereits auf die kommende Saison vorbereiteten und in der Leistungsklasse S starten wollten.

Sweety zog die Sprünge wie von selbst an, ihr Körper schien perfekt auf die Anforderungen des Trainings eingestellt zu sein. Ihre Reaktionsschnelligkeit und ihre natürliche Eleganz machten das Springen zu einer fast mühelosen Aufgabe. Vor dem großen Oxer, der besonders hoch und herausfordernd war, musste ich sie ein wenig bremsen. Ihre Begeisterung und Motivation waren so groß, dass sie fast zu schnell auf den Sprung zustürmte.

„Langsam, Sweety," murmelte ich, während ich die Zügel leicht anziehend, um sie auf die richtige Linie zu bringen. Ihre Ohren zuckten aufmerksam, und sie spürte das feine Signal, das ich ihr gab. Als wir vor dem Oxer standen, versuchte ich, eine perfekte Balance zwischen Energie und Kontrolle zu finden. Sweety, die sich immer voll und ganz in die Aufgabe hineinversetzte, schien zu wissen, was von ihr erwartet wurde.

Wir näherten uns dem Oxer, und ich konnte spüren, wie sich Sweety unter mir anspannte, bereit für den Sprung. Ihre Muskeln spannten sich an, und mit einem kraftvollen Satz überwand sie den Hindernisbereich mit Leichtigkeit. Der Übergang von Galopp zu Sprung war perfekt, und die Landung war sanft und kontrolliert. Es war ein Moment des Stolzes und der Zufriedenheit, der die harte Arbeit und das Training der letzten Wochen widerspiegelte.

„Gut gemacht, Sweety!" lobte ich sie, während ich sie sanft über den Hals strich. Ihre Reaktion war ein zufriedenes Schnauben, das mir zeigte, dass auch sie sich über den gelungenen Sprung freute.

Das Training verlief wie geplant und die Höhe der Sprünge war genau das, was wir für die kommenden Herausforderungen in der Leistungsklasse S benötigten. Die Vorbereitung lief nach Plan, und ich war zuversichtlich, dass wir auf dem richtigen Weg waren, um in der nächsten Saison erfolgreich zu sein. Die Kombination aus harter Arbeit, Engagement und dem wunderbaren Zusammenspiel zwischen mir und Sweety machte jedes Training zu einem besonderen Erlebnis.

Der hohe Steilsprung, der uns bei anderen Gelegenheiten manchmal Kopfzerbrechen bereitet hatte, war für Sweety kein Problem. Mit ihrer gewohnten Eleganz und Leichtigkeit nahm sie den Sprung mit einem sicheren, kraftvollen Satz. Ihre Form und Technik waren einfach beeindruckend, und es schien fast so, als würde sie über den Hindernisbereich hinwegfliegen, ohne auch nur einen Funken Mühe zu zeigen.

Als wir zur Tribbelbare kamen, konnte ich fast ein Gefühl der Freude von Sweety spüren. Es war, als ob sie über den Sprung lachen wollte – eine beeindruckende Leichtigkeit, die ihre unbändige Begeisterung für den Sport widerspiegelte. Sie überflog die Tribbelbare mühelos, ihre Bewegungen waren so geschmeidig, dass es fast den Anschein hatte, als ob sie fliegen könnte.

Dieses Pferd hatte wirklich alles, was man sich für ein herausragendes Springpferd wünschen konnte: Ausdauer, Konzentration, Wendigkeit, Sprungkraft, Energie und eine tiefe Freude am Springen. Sweety lebte für den Sport, und es war klar, dass jede Trainingseinheit für sie ein Moment des puren Glücks war. Es war unmöglich, sich dem Charme und der Energie dieses Pferdes zu entziehen.

Und ich? Ich lebte für sie. Jeder Sprung, jedes Training, jeder Moment, den wir gemeinsam verbrachten, war für mich von unschätzbarem Wert. Die Verbindung, die wir aufgebaut hatten, war stark und bedeutungsvoll, und es war klar, dass wir uns gegenseitig zu Höchstleistungen motivierten.

Brian  konnte kaum glauben, was er sah. Mit jedem Sprung fiel ihm mehr und mehr die Kinnlade herunter. Seine Augen weiteten sich vor Staunen und Anerkennung, und es war offensichtlich, dass er tief beeindruckt war von Sweety's Leistung.

Steph hingegen war die Verkörperung der Begeisterung. Sie klatschte enthusiastisch und jubelte bei jedem gelungenen Sprung. Ihre Freude über die Leistung von Sweety war ansteckend, und es war klar, dass sie das Training mit großer Begeisterung verfolgte.

Louis stand neben ihr, und sein Gesicht strahlte vor Stolz. Er grinste breit, und sein Stolz auf Sweety und auf das, was wir gemeinsam erreicht hatten, war unübersehbar. Es war ein Moment des Triumphs und der Zufriedenheit, nicht nur für Sweety, sondern auch für uns alle, die wir an diesem Erfolg teilhatten.

Aber dann veränderte sich das Reitgefühl plötzlich, als ich auf den Oxer zuritt. Die Stute, die vorhin noch so sicher und kraftvoll war, schien zu stocken. Ein Moment der Unsicherheit kam über uns, und ich konnte fühlen, wie sich das Gleichgewicht veränderte. Louis' Grinsen, das zuvor stolz und voller Vorfreude war, verschwand abrupt.

„Lillja!" rief er alarmiert, doch es war bereits zu spät.

Bittersweet stieß sich mit einem kräftigen Satz vom Boden ab. Wir flogen über den Oxer, und ich konnte sehen, wie sich die Welt für einen kurzen Augenblick dehnte. In der Luft war alles wie in Zeitlupe, und ich versuchte, mich auf die bevorstehende Landung zu konzentrieren.

Sie landete scheinbar sicher mit beiden Hufen, und ich atmete erleichtert auf, überzeugt davon, dass wir den Sprung gut gemeistert hatten. Doch die Erleichterung währte nur kurz. Bevor ich die Gelegenheit hatte, durchzuparieren und die Kontrolle zurückzugewinnen, spürte ich, wie die Stute vor mir wegtauchte.

Der unerwartete Ruck und die plötzliche Veränderung in ihrem Verhalten führten dazu, dass ich das Gleichgewicht verlor. Ich versuchte verzweifelt, die Kontrolle zurückzugewinnen, doch es war zu spät. Der Sturz kam schneller als gedacht.

Alles geschah in einem wirbelnden Chaos aus Bewegungen und Geräuschen. Der Boden kam mit einem schockierenden Knall näher, und ich konnte nichts tun, um den Aufprall zu verhindern. Als ich den Boden traf, war es ein harter und schmerzhafter Schlag, der mich für einen Moment die Luft anhalten ließ.

Ich versuchte, mich so schnell wie möglich zu orientieren. Meine Gedanken rasten, während ich versuchte, mich aufzurichten und sicherzustellen, dass es Sweety gut ging. Der Schmerz in meinem Körper war intensiv, aber meine erste Sorge galt immer noch meinem Pferd.

Louis und die anderen stürmten sofort zu uns, und ich konnte sehen, wie sich die Besorgnis in ihren Gesichtern breit machte. Brian und Steph waren ebenfalls an unserer Seite, und ich konnte die Hilflosigkeit und Sorge in ihren Augen sehen.

„Lillja, bist du okay?" Louis' Stimme klang besorgt und drängend, während er sich neben mir kniete. Und dann riss meine Erinnerung denn alles wurde schwarz.

Only Two DreamsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt