Kapiitel 13

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„Hey, hier ist die Mailbox von Louis Blake. Vermutlich bin ich gerade in der Uni. Hinterlass mir einfach eine Nachricht, dann rufe ich zurück!"

Das Piepsen der Mailbox hallte in meinem Ohr nach, während ich nervös auf die Zeit schaute. Die Dunkelheit des Stalls, die sich zunehmend ausbreitete, ließ mich unruhig werden. „Hey Louis, ich bins Lillja. Wo bleibst du? Der Stall wird demnächst zugemacht, und Hill Song steht immer noch draußen?!" Meine Stimme klang dringlich, fast verzweifelt, als ich die Nachricht hinterließ.

Seit dem gestrigen Abend war ich nicht mehr in der Lage, ihn zu erreichen, und die Sorge wuchs mit jeder verstrichenen Stunde. Es war ungewöhnlich, dass er so lange außer Reichweite war, besonders wenn es um seine Pferde ging. Es fiel mir schwer, mir vorzustellen, dass er einfach so die Zeit aus den Augen verloren hatte, vor allem angesichts der Verantwortung, die er normalerweise ernst nahm.

Als ich gerade um die Ecke des Stalls kam, um nach Louis zu suchen, sah ich Violetta Blake, seine Mutter, die gerade Pink Lady absaß. Die Haflingerstute mit der langen, welligen Mähne schien nach einem langen Arbeitstag erleichtert zu sein. Ich trat entschlossen auf sie zu. „Mrs. Blake? Wissen Sie, wo Louis bleibt?"

Ihre Antwort kam jedoch nicht wie erwartet. Stattdessen hörte ich die tiefe Stimme von Christian Blake, Louis' Vater. „Der schafft es heute nicht!" Sein Ton war ernst, was meine Besorgnis noch verstärkte. „Wieso, was ist denn?" fragte ich, und mein Herz schlug schneller.

Violetta legte mir beruhigend den Arm um die Schulter. „Nun mach dich mal nicht verrückt, Schätzchen. Louis wird es dir bestimmt erklären."

Trotz ihrer beruhigenden Worte konnte ich das nagende Gefühl in meinem Bauch nicht abschütteln. Irgendetwas stimmte nicht, und es war mehr als nur das Fehlen von Louis. Der Gedanke an die Unannehmlichkeiten oder Schwierigkeiten, die ihn aufhalten könnten, war beunruhigend. Seine übliche Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit waren nicht einfach so von der Bildfläche verschwunden.

„Ich werde mich mal umhören und schauen, ob ich etwas herausfinden kann," sagte ich und versuchte, meine Stimme ruhig zu halten, obwohl die Sorgen in mir brodelten.

Aufgewühlt verließ ich den Stall. Der vertraute Geruch von Stroh und Pferden konnte meine wachsende Unruhe nicht mildern. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass etwas ernstes passiert sein musste. Vielleicht war es nur meine übermäßige Sorge, aber ich konnte das Gefühl nicht ignorieren, dass Louis in Schwierigkeiten sein könnte, die ich noch nicht durchschaut hatte.

***

Ich hatte gar nicht erst versucht die Palominostute von ihrem Paddock zu holen. Stattdessen beschloss ich dort das Training von dem jungen Pferd zu beginnen.

Misstrauisch beäugte Églantie mich. Sie hatte den Kopf hoch erhoben und die Ohren standen in meine Richtung gerichtet. Wie ich das einzuordnen hatte wusste ich zunächst nicht. Ich beschloss mich damit zu frieden zu geben das ihre Aufmerksamkeit ganz auf mir lag.

Die Stute war dünn sie kaum Ruhe um zu fressen. Sie ging ungerne an den Zaun und wenn dann nur wenn niemand in der Nähe stand.

Probehalber trieb ich sie mit einem Strick in der Hand kreisend richtung Zaun. Ihre Reaktion war wie erwartet. Sie wollte weg.

Ihre Ohren spielten nervös und ihre Augen baten um Hilfe. Ich drehte ab, ließ den Strick ruhig in der Hand wartete auf ihre Reaktion. Fast sofort trabte sie vom Zaun weg zu mir hin.
Obwohl ich wusste das sie nicht meine Nähe suchen würde, auch wenn sie jetzt zu mir kam hieß es nicht das sie mir vertraute das was er tat war reine Flucht, begann ich wieder den Strick zu kreisen.
Das Pferd sollte den Abstand zwischen uns halten. Sofort trabte sie wieder weg von mir.

Ich hörte ein verwundertes Lachen hinter mir. Am Zaun standen Louis . Aus dem Augenwinkel entdeckte ich ein Veilchen unter seinem linken Auge.

»Jetzt wäre Églantie zu dir gegangen und du jagst sie wieder weg?« Ich zuckte mit den Schultern.

»Sie wollte nicht zu mir, die Stute wollte nur aus der Situation raus. Kann man mit dir Vergleichen.« Verwirrt schaute mich an.

Ich grinste. »Naja damals in der Schule warst du auch nicht immer krank, hast aber so getan um nicht in die Schule zu gehen.«
Er lächelte. »Wie lange stalkst du mich schon um das zu Wissen?«
»Dich? Stalken? Nee also sooo relevant bist du auch nicht! Aber anderst kann ich mir nicht erklären wie du so ein Arsch geworden bist.«

Louis lachte. »Naja relevant bin ich schon. Und ein attraktiver Arsch bitte.« Ich schüttelte lachen den Kopf. »So zeig mal du Stalkerin. Was machst du mit ihr.« Er deutete auf Églantie.

Das Pferd hatte sich mit zugewand und beobachtete mich Aufmerksam.
Sanft begann ich wieder zu Kreisen und schickte die Stute so sanft weg. Da sie nicht an die Zäune wollte und an einer Seite auch noch gefährlicherweise Louis stand galloppierte sie flüssig im Kreis.

Ihre Bewegungen waren raumgreifend allerdings aufgrund der Situation hektisch.
Das nervöse Pferd galoppierte über den Paddock, die Hufe donnerten auf den Boden. Der goldene Schweif flatterte wild im Wind, während es immer wieder den Kopf hob und die Ohren gespitzt hielt.

Es schien, als ob es vor irgendetwas davonlaufen wollte, doch trotz seiner Nervosität zeigte das Pferd eine beeindruckende Anmut und Kraft. Seine Augen funkelten voller Energie und seine Muskeln spannten sich bei jedem Schritt an. Es war faszinierend zu beobachten, wie das nervöse Pferd mit so viel Intensität über den Paddock trabte.

Ich atmete tief ein, um meine eigene Nervosität zu bezwingen, und erinnere mich an die Prinzipien des Joyn Ups. Ich begann langsam und ruhig auf das Pferd zuzugehen, meine Körpersprache entspannt und offen. Ich hielt meine Hand in Richtung des Pferdes, damit es meine Energie spüren kann. Der Palomino reagierte zunächst skeptisch und wich zurück, doch ich blieb geduldig und behielt meine ruhige Präsenz bei.

Schritt für Schritt bewegte ich mich näher, bis ich schließlich in einem sicheren Abstand neben ihm laufe.
Burns Tempo hatte sich mittlerweile vom hektischen Gallop in einen ruhigen gleichmäßign Trab verändert.

Ich lächelte und begann in einem ruhigen, tiefen Ton mit ihm zu sprechen. Langsam begann das Pferd, sich zu entspannen.

Ihr Kopf senkte sich, und sie zeigte die erste Anzeichen von Vertrauen. Wir arbeiteten nun gemeinsam , ohne Zwang oder Druck. Mit jedem Schritt, den wir gemeinsam gingen, konnte ich spüren, wie das Pferd mehr Vertrauen fasst und seine Nervosität ablegt.

Ich sprach die selbe Sprache wie sie und sie verstand das sie mir zeigen konnte was nicht stimmte und das man ihr nun helfen konnte was vorher nicht ging weil man sie nie verstanden hatte. Es war magisch.

Églantie begann zu kauen und ihre Zunge leckte über ihre Lippen. Ich wartete auf das letzte Zeichen mit dem sie einer Zusammenarbeit zustimmen würde. Und dann kam es. Die Stute senkte ihren Kopf so tief das ihre Nüstern dicht über dem Boden waren.

Ich wandte mich ab und lief in eine andere Richtung. Und.... Sie folgte mir. Ich blieb stehen und auch sie wartete. Ihre Ohren waren aufmerksam auf mich gerichtet. Sie war bereit auf weitere Bitten zu Achten. Ich befahl ihr nichts, nein stattdessen fragte ich sie.

So hob ich nun die Hand und fragte mit einem Blick an ihren Hals ob ich diesen berühren durfte. Sofort wich die Stute zurück. Dafür war es ihrer Ansicht nach zu früh. Ich nickte.

Womöglich hatte sie damit recht mich abzuwehren. Das war jetzt viel auf einmal gewesen und die Palominostute musste das ganze erst verdauen.

Zufrieden hatte ich das Training beendet. Louis musste noch Hillsong reiten und auch ich hatte noch ein wenig zu tun. Er war begeistert von dem Spiel das Églantie und ich gespielt hatten.

Only Two DreamsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt