Kapitel 12

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Zwei Wochen waren vergangen – zwei Wochen, die sich wie eine endlose Finsternis anfühlten. Die erste Woche im Krankenhaus war eine Zeit des Schmerzes und der Ungewissheit gewesen, während ich mich von meiner Gehirnerschütterung erholte. Ich war bald entlassen worden, doch Bittersweet musste weiterhin in der Klinik bleiben. Die Diagnose „Sehnenschaden" war bereits besorgniserregend genug gewesen, aber als sich herausstellte, dass ein Stück des Fesselträgers angerissen war, wurde die Situation noch ernster. Während einer mehrstündigen Operation war der Fesselträger repariert worden, doch die Zukunft der Stute blieb ungewiss.

Die Erinnerungen an die Stunde, als Louis mir die verheerende Nachricht überbrachte, waren noch immer frisch in meinem Gedächtnis. „Lillja... Wie es aussieht, wird Sweety nie wieder reitbar sein," hatte er gesagt. Die Worte waren wie ein Schlag in die Magengrube gewesen, und ich konnte nicht anders, als erneut in Tränen auszubrechen.

Louis' Gesichtsausdruck, als er mir die Nachricht überbrachte, war ein Bild des Schmerzes und der Verzweiflung. Die Traurigkeit in seinen Augen war unübersehbar, und es tat mir weh, ihn so leiden zu sehen. Es war klar, dass es ihn innerlich zerbrach, mich so verzweifelt und untröstlich zu sehen, ohne wirklich helfen zu können. Seine Stimme zitterte, als er versuchte, mir Trost zu spenden, doch die Worte, die er fand, konnten die Kluft zwischen uns und die Schwere des Verlustes nicht überbrücken.

Die vergangenen zwei Wochen waren von einem ständigen Kampf gegen die Dunkelheit und die Verzweiflung geprägt. Jeder Tag fühlte sich wie ein neuer Kampf an, um mit den Emotionen umzugehen, die mich überwältigten. Der Gedanke, dass Sweety, mein treues Pferd, nie wieder reitbar sein könnte, lastete schwer auf mir. Die Vorstellung, dass die Stute, die so viel Freude in mein Leben gebracht hatte, nun eine so ernsthafte und möglicherweise endgültige Einschränkung erleiden musste, war kaum zu ertragen.

Louis war in dieser Zeit eine Stütze, obwohl er selbst mit seinen eigenen Gefühlen kämpfte. Er versuchte, mich aufzumuntern und mir Hoffnung zu geben, auch wenn es ihm selbst schwerfiel, seinen eigenen Kummer zu verbergen. Die Situationen, in denen er mich festhielt und versuchte, mich zu beruhigen, waren sowohl tröstlich als auch schmerzhaft, da ich die Last seiner eigenen Traurigkeit spüren konnte.

Während der Tage in dieser dunklen Phase versuchte ich, mich auf die positiven Aspekte zu konzentrieren, wenn auch nur als kleinen Lichtblick inmitten der Verzweiflung. Die Ärzte hatten ihr Bestes getan, und die Operation war ein notwendiger Schritt gewesen, um Sweety zu helfen. Doch die Ungewissheit über ihre endgültige Zukunft ließ uns keine Ruhe.

Die Tage zogen sich hin, und ich wusste, dass der Weg zur Heilung – sowohl für mich als auch für Sweety – ein langer und schwieriger sein würde. Doch inmitten all des Schmerzes und der Unsicherheit war die Unterstützung von Louis und die Hoffnung auf eine Besserung, so klein sie auch war, ein Lichtstrahl, an dem ich mich festhielt.

Zum ersten Mal seit Wochen betrat ich wieder das große Stallgebäude, das mir in der vergangenen Zeit so fremd und doch so vertraut geworden war. Der Anblick von Bittersweets leerer Box traf mich wie ein kalter Windstoß. Sie war von den Stallarbeitern sorgfältig für ihre hoffentlich baldige Rückkehr hergerichtet worden, doch der leere Raum, der einst so lebendig und erfüllt von ihrem Wesen gewesen war, hinterließ jetzt eine schmerzliche Leere in mir.

Die leere Box schien wie ein stummer Zeuge der Ereignisse, die sich in den letzten Wochen abgespielt hatten. Jede Ecke des Stalls, jede Faser des Heus, das in der Box lag, erinnerte mich an die Zeiten, als Bittersweet dort war, und ließ mich die Ungewissheit und Traurigkeit erneut spüren. Der Gedanke, dass diese Box noch immer auf ihre Rückkehr wartete, schmerzte mich tief, denn die Realität war, dass die Zukunft der Stute ungewiss war.

In den Boxen nebenan bemerkte ich ein sanftes goldenes Glitzern. Églantie, die Palomino-Stute, war dort. Ihre Anwesenheit war ein kleiner Lichtblick in der tristen Atmosphäre des Stalles. Langsam und vorsichtig trat ich an die Box heran, um die Stute nicht zu erschrecken. Jeder Schritt war durchzogen von einer Mischung aus Nervosität und Hoffnung, die ich in mir trug.

Als ich die Box erreichte, hob Églantie ihren Kopf. Die sanften, neugierigen Augen der Stute richteten sich auf mich, und in einem sonderbar magischen Moment bewegte sich die Stute auf mich zu. Ihre Nüstern stießen sanft gegen meinen Arm, und ich konnte den feinen Hauch ihres Atems spüren. Es war eine zärtliche und beruhigende Geste, die mir irgendwie Trost spendete.

Es war fast so, als wolle mir Églantie etwas sagen, als wolle sie mir versichern, dass trotz all des Schreckens und der Schwierigkeiten, die sie selbst durchlebt hatte, alles gut werden würde. Der Moment, in dem unsere Augen sich trafen und die Stute ihre sanfte Nähe zeigte, war für mich wie eine stille, heilende Botschaft.

In diesem Augenblick, als ich die Wärme und das Vertrauen von Églantie spürte, glaubte ich für einen kurzen Moment daran, dass vielleicht doch alles gut werden könnte. Die Stute, die so viel Schreckliches erlebt hatte, schien mir auf eine Weise zu zeigen, dass Hoffnung und Heilung möglich waren, selbst in den dunkelsten Zeiten.

Die Magie dieses Moments war ein kleiner, aber bedeutender Lichtblick in meinem schweren Herzen. Während ich Églantie sanft streichelte und ihre beruhigende Präsenz genoss, fühlte ich mich ein wenig getröstet. Es war ein kleines Zeichen, dass trotz der Herausforderungen und Schmerzen, die wir durchmachten, immer noch Hoffnung bestand.

Dieser Augenblick, so flüchtig er auch war, half mir, den Glauben an eine positive Wendung zu bewahren und mich daran zu erinnern, dass es immer noch Wege zur Heilung und zur Erneuerung gab. Und vielleicht, nur vielleicht, würde auch Bittersweet einen Weg finden, sich zu erholen, und wir würden gemeinsam eine neue Hoffnung finden.

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