Kapitel 1

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Der Morgen war kühl und die ersten Sonnenstrahlen kämpften sich durch die dichten Wolken, als Emilia und Severin ihre Koffer die Treppe hinuntertrugen. Es war der Tag ihres lang ersehnten Urlaubs, eine Auszeit von der Hektik des Alltags. Sie hatten sich für eine Woche in der Karibik entschieden, ein Paradies aus weißen Stränden und türkisfarbenem Meer, das ihnen die dringend benötigte Erholung bieten sollte.

„Hast du alles?" fragte Emilia, als sie den Reißverschluss ihres Koffers schloss. Ihre Augen funkelten vor Aufregung, gemischt mit einer leichten Nervosität, die sie immer vor großen Reisen überkam.

Severin stellte sich hinter sie, legte seine Arme um ihre Taille und zog sie sanft an sich. „Jetzt habe ich alles," flüsterte er in ihr Ohr, seine Stimme ein zärtlicher Hauch, der sie zum Lächeln brachte.

„Ohhh, du Schleimer," lachte Emilia und drehte sich um, um ihm einen spielerischen Klaps auf die Brust zu geben. Ihre Augen trafen sich, und für einen Moment vergaßen sie den Stress des Packens und die bevorstehende Reise. Es war ein stilles Versprechen, dass diese Woche nur ihnen gehören würde, eine Zeit der Erholung und der Wiederentdeckung.

Doch die Realität holte sie schnell wieder ein. Sie mussten zum Flughafen, und die Uhr tickte unerbittlich. Die Fahrt war ruhiger als erwartet, der Verkehr hielt sich in Grenzen, und sie kamen pünktlich am Terminal an. Doch kaum hatten sie den Flughafen betreten, schlug ihnen die Hektik des Reisens entgegen. Menschen eilten in alle Richtungen, überall hörte man Durchsagen, die Reisende zu ihren Gates riefen, und das Summen der Rollkoffer vermischte sich mit dem allgemeinen Murmeln der Menge.

„Okay, wir müssen zuerst einchecken," sagte Severin, während er sich einen Überblick über die große Anzeigetafel verschaffte. „Flug 309 nach Barbados, Schalter 22."

Emilia nickte und sah sich um, die Augen suchten nach den Hinweisschildern. „Da drüben!" rief sie und deutete auf eine lange Schlange vor dem Schalter. Sie machten sich auf den Weg, aber der Flughafen war ein Labyrinth aus Menschen und Koffern, und es dauerte eine Weile, bis sie den richtigen Schalter gefunden hatten.

Nach einer kurzen Wartezeit erreichten sie endlich den Check-in-Schalter. Die Mitarbeiterin hinter dem Schalter begrüßte sie mit einem professionellen Lächeln und nahm ihre Pässe entgegen. „Haben Sie Gepäck zum Aufgeben?" fragte sie höflich.

„Ja, zwei Koffer," antwortete Severin und hob die schweren Taschen auf die Waage. Während die Koffer etikettiert wurden, überprüfte die Mitarbeiterin ihre Bordkarten und wies ihnen ihre Sitzplätze zu. „Gate 15, Boarding beginnt in einer Stunde. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Flug."

Mit den Bordkarten in der Hand und ohne die schweren Koffer fühlten sie sich sofort leichter. Doch nun begann die nächste Herausforderung: die Sicherheitskontrolle. Die Schlange war lang, und Emilia spürte, wie die Nervosität in ihr aufstieg. „Warum müssen die immer so viele Regeln haben?" murmelte sie, als sie ihre Schuhe auszog und ihren Laptop aus der Tasche nahm.

„Es ist zu unserer Sicherheit," sagte Severin beruhigend, obwohl er selbst die Prozedur nicht besonders mochte. „Es geht schneller, wenn wir einfach ruhig bleiben."

Nachdem sie die Sicherheitskontrolle erfolgreich passiert hatten, atmete Emilia erleichtert auf. Doch kaum hatten sie die Schuhe wieder angezogen und ihre Sachen zusammengepackt, tauchte das nächste Problem auf: Sie mussten das richtige Gate finden.

„Gate 15," murmelte Emilia, während sie sich die Anzeigetafeln ansah. Die großen Hallen des Flughafens schienen sich endlos zu erstrecken, und jede Ecke war mit Schildern, Geschäften und Cafés übersät. „Da entlang, glaube ich," sagte sie zögernd und zeigte in eine Richtung.

„Bist du sicher?" fragte Severin, der sich ebenfalls orientierte. „Hier steht Gate 1 bis 10. Wir müssen zu den höheren Nummern."

Emilia drehte sich um und warf ihm einen unsicheren Blick zu. „Ja, aber das Schild sagt doch, dass wir hier entlang müssen... oder?"

Severin lachte leise. „Wir kommen schon noch rechtzeitig an. Lass uns einfach diesen Schildern folgen und schauen, wohin sie führen."

Sie folgten den Schildern, doch nach ein paar Minuten wurde ihnen klar, dass sie in die falsche Richtung gegangen waren. Die Gänge des Flughafens schienen sich wie ein Labyrinth zu verschlingen, und die Menschenmengen machten es nicht einfacher, den Überblick zu behalten. Emilia wurde immer nervöser, während sie sich durch die Gänge schlängelten.

„Ich habe das Gefühl, wir laufen im Kreis," sagte Emilia frustriert und blieb stehen. „Wir sollten jemanden fragen."

Severin nickte zustimmend. „Gute Idee. Da ist ein Informationsschalter." Sie näherten sich dem Schalter, wo eine freundliche Dame sie begrüßte. „Entschuldigung, können Sie uns sagen, wo Gate 15 ist?" fragte Severin höflich.

Die Dame lächelte. „Natürlich, Sie müssen den Gang entlang und dann die Rolltreppe hinunter. Dann sehen Sie die Gates 11 bis 20 auf der rechten Seite."

„Vielen Dank!" sagte Emilia erleichtert und zog Severin mit sich. „Ich wusste doch, dass wir in die falsche Richtung gegangen sind," sagte sie, ein wenig verlegen.

Severin schüttelte lächelnd den Kopf. „Macht nichts, Hauptsache wir sind jetzt auf dem richtigen Weg."

Als sie endlich am Gate ankamen, hatten sie noch etwas Zeit bis zum Boarding. Sie ließen sich in den bequemen Sesseln nieder, und Emilia holte tief Luft. „Das war anstrengender, als ich dachte," sagte sie, während sie ihre Schuhe auszog und die Füße ausstreckte.

Severin legte einen Arm um sie und zog sie näher. „Aber jetzt sind wir hier, und bald sind wir im Flugzeug auf dem Weg ins Paradies."

Emilia lächelte und lehnte sich an seine Schulter. „Ich kann es kaum erwarten. Endlich weg von allem, nur wir zwei." Sie schloss die Augen und stellte sich den warmen Sand unter ihren Füßen vor, das leise Rauschen der Wellen und den salzigen Duft des Meeres.

Während sie da saßen und warteten, begann sich der Bereich um das Gate zu füllen. Andere Passagiere, einige mit Kindern, andere mit Freunden oder allein, alle mit dem gleichen Ziel: dem Alltag zu entfliehen und in der Sonne zu entspannen. Es herrschte eine aufgeregte Stimmung, eine Mischung aus Vorfreude und der leisen Spannung, die vor jeder Reise liegt.

Das Boarding begann pünktlich, und die Passagiere reihten sich in einer ordentlichen Schlange auf. Emilia und Severin reihten sich ein und zeigten ihre Bordkarten vor. Im Flugzeug fanden sie ihre Plätze am Fenster, und während sie sich niederließen, konnte Emilia nicht anders, als aus dem Fenster zu schauen, die riesigen Maschinen zu betrachten, die starteten und landeten. Es war immer wieder beeindruckend, die schiere Größe und Kraft dieser Flugzeuge zu sehen.

Severin verstaute das Handgepäck und setzte sich neben sie. „Bereit?" fragte er, und Emilia nickte. „Ja, bereit."

Der Flug war ruhig, und Emilia nutzte die Gelegenheit, um etwas zu schlafen. Severin las ein Buch, ab und zu einen Blick auf sie werfend, wie sie friedlich schlief. Er war dankbar für diese Reise, für diese Zeit, die sie zusammen verbringen konnten, weit weg von den Sorgen und Pflichten des Alltags.

Nach einigen Stunden begann der Landeanflug, und Emilia wachte auf, als das Flugzeug durch ein paar Turbulenzen flog. Sie sah aus dem Fenster und erblickte die atemberaubende Aussicht auf das türkisfarbene Meer und die grünen Inseln, die wie Edelsteine im Wasser lagen. „Es sieht wunderschön aus," flüsterte sie, fasziniert von der Landschaft.

„Das ist es auch," stimmte Severin zu, der ebenfalls nach draußen blickte. „Ich kann es kaum erwarten, diese Strände zu sehen."

Als das Flugzeug landete und sie ausstiegen, schlug ihnen die warme, feuchte Luft der Karibik entgegen. Es war ein wunderbarer Gegensatz zur Kühle des klimatisierten Flugzeugs, und Emilia atmete tief ein, spürte, wie die Wärme ihre Haut umhüllte. Es fühlte sich an wie eine sanfte Umarmung, eine Begrüßung im Paradies.

Am Flughafen durchliefen sie schnell die Passkontrolle und holten ihr Gepäck ab. Die Sonne strahlte hell am Himmel, als sie das Flughafengebäude verließen und in die tropische Hitze traten. Ein freundlicher Fahrer wartete bereits auf sie, um sie zu ihrem Hotel zu bringen. Während der Fahrt durch die üppige, grüne Landschaft konnte Emilia ihren Blick nicht von den Palmen und dem strahlend blauen Himmel abwenden. Es war, als ob sie in eine andere Welt eingetreten waren...

Sonnenaufgang im Herzen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt