Teenager und andere Katastrophen

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"Wie kannst du dir so sicher sein?", fragte er aufgekratzt und schien ernsthaft besorgt zu sein. "Weil ich selbst so war als Teenie... Ich habe einfach ALLES getan, um Aufmerksamkeit zu bekommen und ich habe meinen Vater in den Wahnsinn damit getrieben!", lachte ich los und lief schneller. Vermutlich lockerte der Alkohol meine Zunge, weshalb ich gar nicht so wirklich über das nachdachte, was ich von mir preisgab. "Octavia hatte es in den letzten Monaten nicht so leicht... Was war dein Grund fürs Rebellieren?" Er folgte mir zügig und kurz bevor wir ankamen, drehte ich mich um und machte eine übertriebene Geste. "Glaub mir... Ich hatte meine Gründe und vielleicht erzähle ich dir ein anderes Mal mehr darüber, aber... es war nicht einfach die Erwartungen einer Familie zu erfüllen, die einen gesellschaftlich hohen Status hat.", erklärte ich und öffnete anschließend die Tür. Stolas schien überfordert zu sein und nickte stumm, als er nach draußen blickte. Der Anblick war wunderschön. Wir hatten jetzt allerdings keine Zeit, um unsere gemeinsame Zeit zu genießen, da er seine Tochter wiederfinden musste. Wir liefen einmal das komplette Dach ab und fanden sie schließlich in einer Ecke, am Rande eines Geländers, stehen. "Octavia!", rief Stolas und lief ihr entgegen. Ich hielt mich zurück und mischte mich zunächst nicht weiter ein. Dies war seine Angelegenheit. "Was machst du hier oben? Du kannst doch nicht einfach verschwinden!", rief er aufgeregt und wirkte auf mich etwas verzweifelt. "Und warum nicht? Du hast dich doch wunderbar ohne mich amüsiert! Du hättest mich einfach zu Hause lassen sollen!", schimpfte sie mit verschränkten Armen. Die Situation war wirklich unangenehm und irgendwie hatte sie Recht. "Es tut mir leid mein kleines Owlette! Ich mach es wieder gut versprochen...", antwortete er unbeholfen. Er war ein wirklich bemühter Vater, was süß war, aber es war fraglich, ob das die richtige Vorgehensweise war. "Machen wir uns doch nichts vor Dad. Du hast jedes Mal so grandiose Ideen, die in einer völligen Katastrophe enden. Auf die Dinge, die ich wirklich machen will, würdest du im Leben nicht kommen!", erklärte sie bockig. Ich verdrehte die Augen. Welch schönes Spielchen sie doch da spielte und ihr Daddy kuschte. "Und was genau möchtest du machen? Es würde mir helfen, wenn du mehr mit mir sprechen würdest." Ich konnte mir das einfach nicht weiter mit ansehen. Er sollte ja verständnisvoll sein, aber wenn er zu weich mit ihr blieb, würde er sie vollkommen verziehen. "Was dein Vater eigentlich sagen wollte, war, dass er sich Sorgen um dich gemacht hat und dass es nicht okay ist, sich einfach zu verdünnisieren. Es tut mir leid, dass ich ihn abgelenkt habe! Wenn du sauer sein willst, dann auf mich.", mischte ich mich ein und trat ihr direkt gegenüber. Offenbar schien sie vollkommen verwirrt zu sein, weil sie zunächst nicht wusste, was sie sagen sollte. "Wer sind Sie überhaupt? Auf einmal tauchen Sie auf und schmeißen sich an meinen Dad ran." Mit diesem bockigen Verhalten würde sie bei mir nicht weit kommen. "Stolas mein Lieber, ich glaube du solltest deine Tochter nach Hause bringen. Offenbar ist sie noch nicht reif genug für solche Veranstaltungen und Kinder gehören um diese Uhrzeit längst ins Bett.", sprach ich mit einem fiesen Grinsen. "Ihr könnt mich mal!", sprach sie aufgebracht und stampfte wütend davon. "Was hast du nur getan! Jetzt beruhigt sie sich sicher überhaupt nicht mehr!", sprach er entsetzt und fasste sich an die Stirn. "Du verziehst sie! Wenn du ihr solche Aktionen durchgehen lässt, wird sie dir bald auf der Nase herumtanzen. Du kannst die Situation aber noch retten!", erklärte ich und hatte schon längst einen Plan. Ich wusste, wie diese jungen Dinger funktionierten. "Ach ja wirklich? Und was soll ich jetzt bitte machen? Sie hat Recht! Meine Ideen sind in der Tat nicht die Besten.", antwortete er verbissen. "Es ist ganz einfach! Du machst ihr klar, dass sie so etwas nicht nochmal machen darf und morgen, wenn die Luft wieder rein ist, unternimmst du mit ihr etwas Cooles. Ich wette sie würde gern zu diesem Festival morgen Abend gehen. Da treten doch viele von diesen Künstlern auf, die momentan so angesagt sind!", erklärte ich mit einem breiten Grinsen. "Lilly... das ist ja alles gut und schön, aber ist sie nicht zu jung für so etwas? Da wird doch gesoffen und mit Drogen geworfen...", begann er besorgt. Diesen Zahn musste ich ihm schnell ziehen. "Was glaubst du, was sie heimlich hinter deinem Rücken macht!? Gehst du mit ihr dorthin, bist du ein cooler Dad, der sie sieht und genau das will sie! Sie braucht so einen Zirkus hier nicht! Sie ist ein Teenager, also lass sie laufen...", sagte ich charmant, trat einen Schritt auf ihn zu und legte eine Hand um sein weiches Gesicht. Wie erstarrt sah er mich an. "Also schön... aber, wie komme ich denn so kurzfristig noch an Karten? Ist so etwas nicht immer schon Monate im Voraus ausverkauft?", fragte er leicht verzweifelt. "Wenn ich dir sage, dass ich Karten habe? Ich überlasse sie dir gerne!", antwortete ich verspielt. Seine Augen weiteten sich und für einen Moment war er sprachlos. "Begleitest du uns?", fragte er plötzlich und brachte mich in Verlegenheit. "Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Ich glaube ich sollte mich eher zurückhalten...", erklärte ich ruhig. "Nun also... ich bin vermutlich ohnehin abgeschrieben, sobald wir dort eintreffen. Außerdem kann ich ihr doch sagen, dass es deine Idee war... das stimmt sie sicherlich wieder milde.", erklärte er. "Lass mich darüber nachdenken... gib mir deine Hand!", forderte ich ihn auf und zog einen Stift aus meinem BH, den ich dort für Autogramme deponiert hatte. Schnell schaute er weg und wirkte nervös. Ich schrieb meine Handynummer auf seinen Handrücken und kicherte. "Ich glaube du solltest dich jetzt um das kleine Sensibelchen kümmern, aber ich würde mich freuen, wenn du mich anrufst! Dann können wir weiter sprechen...", schlug ich zuckersüß vor und lächelte verführerisch. "Habe ich dir schon gesagt, dass du noch genau so umwerfend bist, wie damals?", sprach er ruhig und durchbohrte mein Herz mit seinen Augen. Er hatte eine so berauschende Wirkung auf mich. Intensiver als jede Droge, die man sich vorstellen konnte. "Sei vorsichtig mit den Komplimenten, die du mir machst, denn es könnte sein, dass ich darin ertrinke.", antwortete ich abwesend und war wie verzaubert. "Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen my Lady. Ich rufe dich morgen an und es gibt nichts, was mich davon abhalten könnte!" Er verneigte sich tief und drückte mir einen zärtlichen Kuss auf meinen Handrücken. Ich schaute ihm nach, als er sich auf den Weg machte, um seine Tochter nach Hause zu bringen. Obwohl ich eine Frau war, die im Grunde ihren Körper verkaufte, behandelte er mich wie eine Lady und das schon bei unserer ersten Begegnung. Er hätte damals alles von mir haben können und trotzdem widerstand er der Versuchung. Ich lehnte mich verträumt über das Geländer und schaute in den Nachthimmel hinaus.

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