The Sound of a fucking divorce...

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Helle Lichtstrahlen fielen durch das weit geöffnete Fenster. Eine leichte Brise wehte hindurch und bewegte den bodenlangen, seidenen Vorhang. Ist diese Nacht wirklich genau so passiert, oder war ich einfach nur rotze voll und hab mir das alles womöglich bloß eingebildet? Auf jeden Fall lag ich in seinem Bett. Langsam setzte ich mich auf und sah auf den großen, halbrunden Balkon, auf dem sich Stolas aufhielt. Lässig stand er da und drehte sich in meine Richtung. Ausschließlich in einem roten Morgenmantel bekleidet und einem charmanten Lächeln kam er auf mich zu. "Guten Morgen Darling. Wie geht es dir?", fragte er munter und streckte mir seine Hand entgegen. Er zog mich zu sich, als ich sie ergriff und fiel im direkt in die Arme. "Guten Morgen... Woher nimmst du die ganze Energie?", fragte ich schüchtern und errötete, weil die Decke an mir hinunterrutschte. "Ich glaube der Grund dafür könntest du sein. Wie wäre es mit Frühstück?", fragte er sanft lächelnd und ignorierte, dass ich völlig nackt vor ihm stand. Zumindest wirkte er so, als wenn es nicht weiter von Bedeutung wäre. "Klingt gut...", flüsterte ich. Mir war aktuell nicht wohl in meiner Haut, auch wenn er schon alles von mir gesehen hatte. Jetzt reiß dich zusammen Lilly... es ist nur nackte Haut... es ist nur Sex... Du bist kein unerfahrener Teenager, ermahnte ich mich innerlich. Dabei war es eben nicht einfach nur Sex. Es war er, der diese Gefühle in mir auslöste. Hatte ich ihm wirklich gesagt, dass ich ihn liebte? Ich musste dringend einen klaren Kopf bekommen! "Vielleicht sollten wir uns aber vorher anziehen, oder was meinst du? Wenn ich könnte, würde ich zwar den ganzen Tag mit dir im Bett liegen bleiben, aber ich fürchte, dass wird leider nicht möglich sein...", säuselte er verliebt und fuhr mit seinem Finger über meine seidenweiche Haut. Überall wo er mich berührte, hinterließ er ein prickelndes Gefühl. "Da hast du wohl recht, aber... wir könnten diese Nacht ja wiederholen...", schlug ich vor und knabberte mir auf der Unterlippe umher. "Unbedingt... Was machst du heute Abend?", fragte er prompt und ließ mein Herz höher schlagen. "Ich habe heute Abend einen Auftritt, aber danach könntest du mich abholen... 23 Uhr?", antwortete ich piepsig und sah ihn mit glänzenden Augen an. "Ich werde da sein!", antwortete er sinnlich. Ein plötzliches Klopfen an der Tür unterbrach uns. "Eure dunkle Lordschaft, bitte verzeiht die Störung, aber ich bringe euch die gewünschte Kleidung.", sprach der Bedienstete durch die geschlossene Tür hindurch. Stolas räusperte sich zunächst und lächelte mich an. "Ich danke Ihnen! Hinterlassen Sie bitte alles vor der Tür.", antwortete er bestimmt und wartete einen Moment, bis er weg war. Eine Mischung aus Neugier und Verwirrung packte mich. Was für Kleidung brachten ihm seine Angestellten? Interessiert beobachtete ich das Geschehen und sah, wie er einen geschlossenen Kleidersack hinein holte und auf mich zu kam. "Ich habe dir etwas zum Anziehen organisiert.", erklärte er breit grinsend und überreichte mir den hellgrauen Sack, dessen Inhalt ich nicht erspähen konnte. Perplex nahm ich diesen entgegen und bekam Wortfindungsschwierigkeiten. "Ähm, ich... also... danke!?", stotterte ich. Er lächelte zärtlich und strich mir mit seinem Handrücken über die Wange. "Ich lasse dir ein wenig Freiraum und nutze ein anderes Bad. Bist du damit einverstanden?" Seine liebenswerte Art brachte mich wirklich stets in Verlegenheit. Noch nie hatte sich jemand so um mich gesorgt und das machte mich wirklich sprachlos. Hatte ich es überhaupt verdient so behandelt zu werden? Wortlos nickte ich und schenkte ihm ebenfalls ein Lächeln, bevor er sich zurückzog und ich allein in seinen Gemächern zurückblieb. Aufgekratzt huschte ich ins Bad und öffnete zügig den Reißverschluss, um herauszufinden, was sich hinter der undurchlässigen Stoffmembran verbarg. Ich staunte nicht schlecht, als ich ein wunderschönes, figurbetontes Kleid, mit einem breiten Gürtel in den Händen hielt. Alles war bis ins kleinste Detail aufeinander abgestimmt und geplant. Als ich mit allem fertig war und mich vor dem Spiegel hin und her drehte, erkannte ich mich kaum wieder. Eigentlich kam es häufiger vor, dass ich elegante Kleidung trug und wenn ich ehrlich war, hatten seine Angestellten meinen Geschmack genau getroffen, aber trotzdem wirkte ich verändert. Leichtfüßig verließ ich seine Räumlichkeiten und lief durch die edlen Flure seines gewaltigen, aber wunderschönen Anwesens. Überall verteilt standen kunstvolle Gegenstände und an den Wänden hingen einige Gemälde. Eines der vielen Gesichter erkannte ich sofort wieder. Dieser imposante Aufzug und durchdringende Blick, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Das musste sein Vater sein. Ein wirklich merkwürdiger und eigensinniger... Vogel. Dass mir die vielen Bilder gestern nicht aufgefallen waren, war echt irre. Ich hatte eindeutig zu tief ins Glas geguckt. Schließlich kam ich am Ende des Flures an und blieb wie eingefroren am Treppenrand stehen. Ein überaus großes Porträt von Stolas, Octavia und... seiner Exfrau hing an der Wand. Auch wenn sie nicht einmal auf dieser Abbildung glücklich aussahen, versetzte es mir einen Schlag in die Magenkuhle. Aber nicht nur die starren und verbitterten Gesichter fielen mir auf. Es fiel mir schwer es zuzugeben, aber Stella war wirklich eine Schönheit. Ich musste unbedingt von diesem Bild weg, bevor mir meine Gedanken vollständig entgleisen würden. Nachdenklich stieg ich die Treppe hinab und versuchte dieses Bild aus meinem Kopf zu streichen. Ich erreichte die letzte Stufe und wurde von einem Dienstmädchen angesprochen. "Guten Morgen Miss. Ich hoffe die Kleidung, die wir für Sie organisiert haben, ist Ihnen genehm?", fragte sie höflich und machte einen Knicks, was mich völlig aus der Fassung brachte. "Haben Sie vielen Dank! Sie passt wie angegossen, aber... sie müssen wirklich nicht so förmlich mit mir umgehen.", antwortete ich zurückhaltend. In meinem früheren Leben hatten wir ebenfalls Hausangestellte, aber bei weitem nicht so viele und ich konnte es schon damals nicht leiden, wenn sich das Personal so unnatürlich verhielt. Ich fand es immer angenehmer, wenn ich wusste mit wem ich es zu tun hatte und gespielte Freundlichkeit konnte ich einfach nicht ausstehen. "Wir haben die Anweisung von unserem Herrn erhalten, Sie so zu behandeln, als währen Sie ein Teil der Familie. Wenn Sie mir nun bitte folgen würden! Prinz Stolas erwartet Sie bereits in der Küche.", erklärte Sie mit einem freundlichen Lächeln und setzte sich in Bewegung. Diese Information musste ich erstmal Verdauen. Sie sollten mich behandeln, wie wen? Wie seine noch Ehefrau/ Exfrau/ was auch immer das zwischen den Beiden noch war? Darauf könnte ich wohl verzichten! Ich folgte ihr und schluckte meine innere Unzufriedenheit hinunter. Darüber würde ich auch später noch mit ihm reden können, dachte ich jedenfalls. Zwei weitere Dienstboten öffneten die doppelten Türen, die in eine sehr schöne, helle Küche führten. Wir traten ein und wurden sofort von Stolas in Empfang genommen. "Du siehst wie immer bezaubernd aus Darling.", sprach er überschwänglich und lächelte charmant wie eh und je. Ich trat auf ihn zu und streichelte zärtlich seine Wange. "Danke, aber... darüber müssen wir uns später noch unterhalten.", antwortete ich und sah ihm direkt in die Augen. Die Verwunderung stand ihm ins Gesicht geschrieben. "Ist denn alles in Ordnung?", fragte er leicht besorgt und schien verunsichert. Ich nickte. "Ja es ist alles in Ordnung. Es geht mir einfach nur um ein paar... Regeln, wenn ich mich bei dir aufhalte... Grob gesagt, damit du dir keine Sorgen machst: Ich möchte nicht so übertrieben behandelt werden.", erklärte ich zart lächelnd, aber bestimmt. "Das überrascht mich zwar ein wenig, aber ich denke, dass ließe sich einrichten.", antwortete er. Ich zog die Augenbraue nach oben und musste grinsen. "Warum verwundert dich das so sehr?", fragte ich und legte meine Arme um seinen Nacken. Ich brachte ihn in Verlegenheit mit meinem Auftreten, was mich überaus erheiterte. "Nun ja, also... ich kenne es nicht anders... Stella ist sehr, nennen wir es, extravagant. Außerdem will ich dir mehr bieten als diese Typen, die dich offenbar mit Geschenken überhäufen." Mit seiner Antwort überraschte er mich. War er etwa eifersüchtig? "Und wer hat behauptet, dass mich dieser ganze Firlefanz interessiert? Satine ist nur eine Rolle... Das bin ich nicht!", erklärte ich mit Nachdruck und verlor mich in seinen Augen. "Du spielst sie sehr überzeugend." Damit hatte er natürlich Recht. "Ja, weil ich Erfahrung im Showgeschäft habe... Trotzdem haben mir all die Geschenke nie etwas bedeutet... Das Einzige, was mein Herz höher schlagen ließ, waren deine Blumen und das kann ich dir sogar beweisen." Ich hatte ein kleines Geheimnis vom dem wirklich niemand etwas wusste. Noch nicht einmal meine Freundin und Mitbewohnerin. "Jetzt bin ich neugierig...", sprach er interessiert und musterte mich aufmerksam. "Ich habe von jedem einzelnen Strauß eine Blüte behalten, getrocknet und bewahre sie in einer Schachtel unter meinem Bett auf.", offenbarte ich ihm und drehte mich nervös auf der Stelle hin und her. Mit weit geöffneten Augen stand er nun vor mir und schien nicht so wirklich zu wissen, was er sagen sollte. "Du hast... sie behalten? Es waren doch nur Blumen...", stammelte er und hielt mich an den Schultern fest, damit ich nicht weiter umher zappelte. "Für mich sind es nicht NUR Blumen..." Er küsste mich leidenschaftlich und umschlang mich mit seinen Händen. Seine Berührungen brannten wie ein heißes Feuer, was mich zu verschlucken drohte. "Ich war so dumm... so blind. Ich hatte ja keine Ahnung!", knurrte er atemlos und konnte sich nicht mehr von mir lösen. Seine Hände waren einfach überall und machten mich verrückt. Dabei bemerkten wir gar nicht, dass sich die Tür ein weiteres Mal öffnete, bis ein genervtes Stöhnen ertönte. "Ich glaube mir ist der Appetit vergangen...", maulte Octavia und starrte uns voller entsetzen an. Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. "Ach Schätzchen ich bitte dich! Sei doch nicht so spießig! Hattest du gestern Abend Spaß?", fragte ich neugierig. Sie setzte sich mürrisch an den Tisch und verdrehte die Augen. "War ganz nett...", antwortete sie. An ihr würde ich mir noch meine Zähne ausbeißen, dachte ich und überlegte kurz. Plötzlich hatte ich eine Idee. "Du hast sicher Hunger?! Was möchtest du essen Sweetie?", fragte ich und bewegte mich schwungvoll zum Kühlschrank. Ich spürte, wie Stolas Blicke an mir hafteten, aber ich versuchte diese zu ignorieren. Wenn das zwischen uns funktionieren sollte, müsste mich seine Tochter in irgendeiner Art und Weise akzeptieren. "Mir egal...", brummte sie und schob sich ihre Stöpsel wieder in die Ohren. Sie war ein harter Brocken... Im nächsten Moment suchte ich mir selbstständig alles zusammen und fing an Pfannkuchen zu machen. Perfekt kochen konnte ich zwar nicht, aber für Frühstück waren meine Kenntnisse bisher immer ausreichend. Im nächsten Moment stand Stolas hinter mir und flüsterte mir etwas ins Ohr. "Du bist einfach unglaublich."

Aus dem Schatten der Einsamkeit mitten ins Herz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt