Die Bestimmung (Minas Sicht)

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Verloren blickte ich nach draußen in den Vorgarten des gewaltigen Anwesens, in das ich verschleppt wurde und war dabei vollständig in meinen Gedanken versunken. Den gesamten Tag schon verbrachte ich in diesem Zimmer und wollte einfach nur meine Ruhe haben, vor allem vor ihm. Wie konnte er mir das nur antun? Die ganze Zeit über hat er mir etwas vorgemacht. Er hat sich als etwas ausgegeben, was er nicht war. Gespielt hat er mit mir, wie die Katze mit einer Maus und nun saß ich in der Falle. Einen Ausweg gab es nicht. Er hätte mich einfach sterben lassen sollen! Das wäre immer noch besser gewesen als sich mit diesem Gefühlssturm auseinanderzusetzen, dachte ich und sah dabei zu, wie immer mehr festlich gekleidete Dämonen zum Haupteingang des Anwesens schritten. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Angst. Ich zog die Vorhänge zu und ließ sie nur einen Spalt geöffnet, um das Geschehen weiter zu beobachten. Heute war sein Geburtstag. Eigentlich sollte ich ihn hassen, aber... irgendetwas an ihm zog mich fast magisch an. Ich hatte mein Herz bereits verloren, als er damals so verwirrt gegen mich gerannt ist. Vielleicht tat es auch genau deswegen so weh. Unsere Welten waren so verschieden. Wir waren so verschieden. So vieles war so neu und ungewohnt und ich musste mich mit einem Weltbild auseinandersetzten, für das ich mich nie interessiert hatte. Himmel und Hölle waren für mich lediglich Begriffe, die mir nie real vorkamen. Ist das Ganze überhaupt wirklich passiert, oder spielten mir meine Sinne einen Streich? Unwillkürlich berührte ich die Stelle an meinem Hals, in die er mich gestern Nacht gebissen hatte. Schmerz. Es musste real sein. Plötzlich vernahm ich ein zaghaftes Klopfen, was mich leicht aufschrecken ließ. Wieder einer von diesen IMP's. Immer wieder sahen sie nach mir oder brachten mir etwas zu essen oder zu trinken. Was war ich? Ein Haustier? Außerdem schüchterten mich diese kleinen gehörnten Kreaturen ein und ich bekam kaum einen Ton heraus. Sie waren zwar bemüht, wirkten freundlich und harmlos, aber an diesen Anblick würde ich mich noch gewöhnen müssen. "Verzeihen Sie die erneute Störung, aber... der junge Master möchte wissen, ob sie alles haben, was sie brauchen." Dieser Idiot! Wenn er etwas von mir wissen will, soll er gefälligst selbst hier antanzen, dachte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. "Richten Sie ihm aus, dass ich meine Freiheit gern wieder hätte!", antwortete ich schnippisch und drehte mich wieder zum Fenster. "Können wir noch etwas anderes für sie tun gnädiges Fräulein?" Diese Förmlichkeiten regten mich auf. Ich hob lediglich die Hand, schüttelte langsam den Kopf und ließ ihn abtreten. Ich hörte, wie die Tür ins Schloss fiel und atmete erleichtert auf. Endlich war er wieder weg, doch bereits Sekunden später bereute ich meine aggressive Antwort. Sorgte er sich möglicherweise wirklich um mich? Vielleicht hätte ich weniger hart reagieren sollen. Ich knabberte auf meiner Unterlippe umher und war hin und her gerissen. Ich schwankte zwischen Liebe und Hass. "Verdammter Mist!", schimpfte ich und ließ mich auf das riesige Himmelbett fallen. Ich starrte gegen den hellen, seidigen Stoff, der gleichmäßige Wellen bildete. Das war doch alles total verrückt! Zugegeben, sie waren freundlich und bemüht, aber konnte ich ihnen wirklich vertrauen? Sollte ich ihm vertrauen? Sollte ich ihm eine Chance geben? Diese Frage zerriss mich bald und ich fand keine wirkliche Antwort darauf. In meinem Zimmer herrschte die pure Stille und ich konnte die Unruhe hören. Gelächter, undeutliche Gespräche und Musik. Klänge die so vertraut wirkten und gleichzeitig so unwirklich waren. Neugierig und hellhörig trat ich an die Tür heran und öffnete sie einen winzigen Spalt, um zu lauschen. Theoretisch hatte mir niemand verboten mein Zimmer zu verlassen. Vielleicht sollte ich nur einen kurzen Blick riskieren und ihm... gratulieren? Meine Gefühle spielten verrückt und mein Herz raste wie wild. Ich zog die Tür wieder zu und versuchte tief durchzuatmen. Dabei fiel mein Blick auf den Kleiderschrank, der bereits am Vormittag für mich eingeräumt wurde. Ich verdrehte die Augen, als ich an dieses Schauspiel zurückdachte und entschied mich hineinzusehen. Auf Anhieb fand ich etwas, was Ideal erschien, um mich vor neugierigen Blicken zu verstecken. Ein silbergewirktes Kleid mit zart rosafarbenen Ärmeln, einer Schleppe und einem Schleier. Es war sagenhaft schön anzusehen und das Beste daran war, dass ich mein Gesicht verbergen konnte. Ich zog es an, steckte meine Haare nach oben und verschleierte mein Gesicht. Nicht einmal ich erkannte mich in diesem Aufzug. Jetzt nur nicht den Mut verlieren, dachte ich und versuchte ruhig zu bleiben. Vorsichtig öffnete ich die Tür und trat hinaus. Zunächst sah ich mich um und atmete auf, als ich feststellte, dass die Luft rein war. Diese Aktion war so ziemlich das aufregendeste, was ich jemals erlebt hatte und ich hatte schon so einige verrückte Dinge erlebt. Mit Bedacht setzte ich einen Fuß vor den anderen und bewegte mich filigran durch den langen Korridor. Mein Herz pochte laut, als ich mich der Treppe näherte. Die Geräusche wurden intensiver und ich hatte nur noch eines im Sinn. Ich wollte ihn sehen. Doch noch bevor mein Fuß die erste Treppenstufe erreichte, wurde ich ruckartig an meinem Handgelenk zurück gerissen und gegen die Wand gedrückt. "Was bei allen 7 Höllen hast du hier verloren? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Wenn jemand erkennt, was du bist, dann..." Oskar verstummte und betrachtete mich von oben nach unten. Ich hielt vor Schreck die Luft an, wurde aber wütend, als ich realisierte, dass er es war, der mich davon abhielt weiterzugehen. "Gut! Dann gehe ich eben wieder zurück in mein Verlies eure Hoheit! Ich wollte dir ohnehin nur höflichkeitshalber gratulieren...", antwortete ich patzig und wollte ihn zur Seite schieben, um kehrt zu machen, aber aus irgendeinem Grund ließ er mich nicht und suchte Blickkontakt. "Kannst du das nochmal wiederholen?" Ich wendete meinen Blick ab und suchte krampfhaft halt an der Wand hinter mir. "Du musst wohl lernen richtig zuzuhören!", knurrte ich verbissen. Er umfasste mein Kinn und zwang mich dazu ihn anzusehen. Diese Augen. "Ach verdammt nochmal Mina...", waren seine Worte, bevor er den Schleier hochzog, um mich ungefragt zu küssen. Noch nie fühlte sich etwas so richtig und falsch zur gleichen Zeit an. "Ich hasse dich...", presste ich atemlos hervor und erwiderte seinen feurigen Kuss, der mich an den Rand der Verzweiflung trieb. "Halt den Mund!", keuchte er und drückte mich fester gegen die Wand. Das Ganze war so falsch du verboten, dass es fast schon einen besonderen Nervenkitzel hatte, der mich regelrecht herausforderte. Ich fühlte mich einfach so stark von ihm angezogen, dass ich keinen Ausweg fand und auch keinen finden wollte. Nur unter Anstrengung löste er sich von mir und musterte mich scharfsinnig. "Würdest du mich eventuell begleiten?", fragte er ruhig und überraschte mich mit dieser Frage. "Ich dachte du wolltest mich unter Verschluss halten...", antwortete ich irritiert und richtete zaghaft meinen Schleier. "Solange du an meiner Seite bleibst, bist du sicher... Außerdem erkennt man dich ja kaum hinter deiner Maskerade. Also, was ist?" Wann immer er in meiner Nähe war, hatte ich das Gefühl, dass mein Gehirn nur rein vegetativ funktionierte. Ich war so geblendet von seinem Wesen, dass ich nur zustimmen konnte. Erstaunlicherweise stellte ich fest, dass ich auch gar keine Angst mehr vor ihm und seiner Gestalt hatte. Ich fand sogar, dass er in seiner dämonischen Erscheinung ziemlich hübsch aussah. Er führte mich die Stufen hinab und lächelte dabei so sanft und verführerisch, dass es mich vollkommen in seinen Bann zog. Warum hatte er nur diese Wirkung auf mich? Lag möglicherweise ein Fluch auf mir? Schließlich schritten wir auf eine gewaltige Flügeltür zu, die sofort und synchron von zwei Hausangestellten geöffnet wurde. Ich hielt meinen Blick gesenkt und versuchte so unauffällig wie möglich zu sein, spürte jedoch die Blicke der Anwesenden Gäste. Im nächsten Moment vernahm ich ein räuspern. Sein Vater stand direkt vor uns und blickte uns verzweifelt entgegen. "Wie viele Überraschungen habt ihr zwei Einfaltspinsel noch auf Lager?", flüsterte er entsetzt und wirkte nervös. "Oh, hallo! Na, so was!", sprach Lilly aufgeregt und grinste. "Ich bitte dich Darling! Das ist ein sehr ungünstiger Zeitpunkt sie hier zu präsentieren. Sie alle werden tuscheln und Fragen stellen... und was soll ich seiner Mutter sagen?" Dabei sah er sich hektisch um und schien Ausschau zu halten. "Mit Mum werde ich selbst fertig!", antwortete Oskar selbstsicher. "Wunderbar... und was genau möchtest du ihr sagen, wenn sie dich fragt, wer sie ist und wo sie herkommt?"
"Jetzt beruhige dich Liebster! Es hinterfragt doch auch niemand, warum ich so menschlich aussehe! Wir stellen sie einfach als meine Nichte vor! Wir haben sie aufgenommen, weil sie außer mir niemanden mehr hat. Das werden sie schon schlucken!", schlug sie mit einem Augenzwinkern zu. Diese Frau war ziemlich gerissen. Stolas blickte sie an, als sei sie verrückt geworden und schüttelte nur den Kopf. "Nun ja, eine bessere Option haben wir offenbar nicht. Ich würde es trotzdem begrüßen, wenn ihr so etwas in Zukunft unterlassen könntet..." Er richtete seine Krawatte und nahm sich im nächsten Moment ein Getränk vom Tablett eines Hausmädchens, welches gerade an uns vorbei huschte. Schließlich führte er mich weiter durch den riesigen Tanzsaal, der wunderschön dekoriert war. Die Neugier war größer als meine Angst, weshalb ich mir alles ganz genau ansah. Besonders schön fand ich den Kronleuchter, der mit Abertausenden, funkelten Kristallen besetzt war und das Licht, wie ein Prisma brach. "Alles okay?", fragte er plötzlich. Ich lief rot an. Gut, dass ich einen Schleier vor meinem Gesicht trug. "Ja, alles cool...", antwortete ich unbeholfen und bemerkte, dass wir auf eine Gruppe jugendlich aussehender Dämonen zusteuerten. "Hey, hey, hey! Leute! Da ist ja unser Geburtstagskind! Jo, Os, was geht ab?", rief die Eine aufgeregt und sprang ihm in die Arme. "Und wen schleppst du da mit dir rum?", fragte der Nächste und betrachtete mich argwöhnisch. Warum nervte es mich so, dass ich nun nicht mehr seine ungeteilte Aufmerksamkeit hatte? "Jetzt fahrt mal einen Gang runter, Leute! Das ist Mina. Sie lebt jetzt bei uns... Mina das sind meine Freunde: Phenex, Amy, Gremory, Kim und Caim.", antwortete er ruhig und strich sich die Haare zur Seite. Sie sahen sich etwas verwundert an. "Sie lebt bei euch? Warum? Wer ist sie?", bohrte er weiter und zog erwartungsvoll die Augenbrauen nach oben. Ich war überhaupt nicht vorbereitet auf sowas und verkrampfte. "Sie ist wohl sowas, wie die Nichte von der Neuen meines Dad's. Was auch immer. Sie kennt hier aber niemanden und ist schüchtern, also bleibt sie bei mir.", antwortete er lässig. Dieser Lügner. Dafür würde er noch die Quittung bekommen. "Also ist sie eine Sünderin? Wie aufregend! Warum bist du hier gelandet? Ich brenne vor Neugier!", fragte die Dämonin, die ihm kurz zuvor aufgeregt um den Hals fiel. Eine was? Sünderin? "Ähm... ich, ich... also..." Ich musste wirken wie eine Idiotin. "Oh, sorry. Ich habe ganz vergessen, dass es euch triggert darüber zu sprechen, bitte entschuldige..." Das Einzige, was mich triggert bist du, du Hohlbirne, dachte ich und zwang mich meinen inneren Frust hinunterzuschlucken. "Ich glaube ich führe Mina noch ein bisschen umher. Treffen wir uns später?", fragte Oskar plötzlich. Was meinte er damit? Wollte er etwa noch weggehen und mich allein lassen? Irgendwie hatte ich mir das alles anders vorgestellt und ich musste zunehmend einsehen, dass ich verloren hatte. Warum hatte ich nur kurzzeitig geglaubt, ich könnte tatsächlich in seine Welt passen? Meine Gedanken waren so laut, dass ich kaum noch etwas von dem mitbekam, was um mich herum passierte, Er zog mich zur Seite und schnappte sich in einer ebenfalls fließenden Bewegung zwei Getränke von einem Tablett. "Ich denke, du solltest etwas trinken.", sagte er und hielt mir auffordernd ein Glas entgegen. "Und ich denke, du solltest mich nächstes Mal vorwarnen...", antwortete ich schnippisch und nahm ihm das Glas aus der Hand. "Ja... war schon irgendwie doof. Muss ich zugeben. Ich wusste auch nicht so richtig, was ich sagen sollte..." Die Kerle, die ich kannte, hätten sowas niemals zugegeben. Diese sensible Seite an ihm liebte ich sehr und machte mich weich. "Ist schon okay... Vielleicht könntest du mir ja einen groben Überblick verschaffen, damit ich nicht in weitere Fettnäpfchen stolpere?", fragte ich zaghaft und spielte mit einer Haarsträhne. Ich verfiel seinem sanften Lächeln und es gefiel mir viel mehr, wenn er sich nicht so aufspielte. "Also eigentlich warten wir nur darauf, bis mir um Mitternacht meine Bestimmung prophezeit wird. So lange können wir uns die Zeit vertreiben." Was denn für eine Bestimmung? Diese Welt war mehr als sonderbar. Ich traute mich jedoch nicht nachzufragen, was es genau damit auf sich hatte. Ich musste ohnehin schon so dumm und unbedeutend wirken, also beschloss ich davon abzulenken, indem ich das tat, was ich eben am besten konnte. Flirten. "Und wie genau willst du dir die Zeit vertreiben?", fragte ich interessiert und schmiegte mich so nah an ihn heran, dass er mir durch den Schleier hindurch in meine Augen sehen konnte. Er schluckte und geriet in Verlegenheit. "Würdest du mit mir tanzen?", fragte er unbeholfen und brachte mich zum Kichern. "Aber nur, wenn du führst. Ich bin nicht sonderlich gut darin.", gestand ich verspielt und ließ mich im nächsten Moment von ihm auf die Tanzfläche führen. Ich konnte mich zwar gut Bewegen, aber diese Standarttänze lagen mir einfach nicht so gut. Wieder fragte ich mich, ob das alles nur ein Traum oder Wirklichkeit war? Dieser Moment fühlte sich einfach so unwirklich an und glich eher einem Märchen. Er genoss meine volle Aufmerksamkeit, als wir uns aufstellten und ich vergaß beinahe, wo wir uns befanden. Als die Streicher erneut begannen zu spielen, setzte er einen Schritt auf mich zu und umfasste mit seiner rechten Hand meine Taille. Kichernd legte ich meine Hand in seine und legte mich in seine Schritte. "Dafür, dass du angeblich nicht tanzen kannst, machst du das ziemlich gut.", sagte er lächelnd. "Vielleicht stimmt auch einfach nur die Chemie zwischen uns...", antwortete ich und war schon wieder dabei, mich in seinen feuerroten Augen zu verlieren. Nächte lang suchte ich nach ihnen in der Dunkelheit, weil sie mir nie aus dem Kopf gingen. Nicht seit dem einen Abend. Meine Erinnerungen waren so gut wie ausradiert, aber das Glühen in seinen Augen würde ich wohl niemals vergessen. Es brannte sich in mein Herz und ich glaubte bis gestern, dass ich verrückt werden würde. In einer schwungvollen Drehung holte er mich näher an sich heran und flüsterte mir etwas ins Ohr. "Ich würde dich jetzt so gerne küssen." Mein Herz schlug mir kräftig gegen die Brust und tausende Schmetterlinge flatterten in meinem Magen. "Warum tust du es nicht einfach?" Wieso konnte ich nicht einfach standhaft bleiben und erstmal herausfinden, ob das zwischen uns wirklich funktionieren könnte. Ich verzehrte mich nach seinen Berührungen und versuchte krampfhaft meine Atmung zu regulieren. Er schien ebenfalls nervös zu werden. "Nicht hier...", brachte er angestrengt hervor und verwirrte mich. "Warum nicht? Willst du mich nicht?" Ich bemerkte gar nicht, dass er uns schon längst aus der Menge heraus manövriert hatte. Nun befanden wir uns wieder am Rand. "Das meine ich nicht... Dein Geruch..." Ich schaute ihn fragend an und verstand nicht, was er von mir wollte. "Er verändert sich permanent und berauscht mich... Ich kann jede kleine Veränderung wahrnehmen und du treibst mich damit in den Wahnsinn, weil ich nicht deuten kann, was du von mir erwartest." Ich starrte ihn fassungslos an und musste diese Info erstmal verarbeiten. Bedeutete das etwas, dass er riechen konnte, wenn ich... erregt war? Mir stieg das Blut zu Kopf. "Tut mir leid...", flüsterte ich kaum hörbar. "Was? Nein, ich..."
"Octavia meine geliebte Tochter! Ich habe dich schon überall gesucht! Kein Wunder, dass ich dich nicht gleich erkannt habe, so wie du aussiehst! Das du diesen albernen Zirkus immer noch durchziehst ist mir ein Rätsel!", fiel ihm eine Dame mit schriller Stimme ins Wort. Angespannt drehte er sich und atmete tief. "Guten Abend Mutter... Ich bedaure dir mitteilen zu müssen, dass mein Aufzug kein Zirkus ist. Akzeptiere es, oder verschwinde... und sprich mich nicht mehr mit diesem Namen an!", gab er ihr zu verstehen und sah ihr finster entgegen. "Nun ja... auch diese Phase wird wohl vorbeigehen, richtig? Wie dem auch sei... wer ist denn deine... Freundin? Sie sieht nicht aus, als würde sie hier her gehören..." Diese schreckliche Person sollte seine Mutter sein? Für was hielt sie sich? "Das bezaubernde Wesen an meiner Seite heißt Mina und eigentlich ist sie ein wenig mehr als eine Freundin.", antwortete er fast schon ein wenig trotzig. Seine Antwort verwirrte mich zutiefst und machte mich stutzig. Vor seinen Freunden war ich nur irgendein Mädchen, was nun zufällig hier lebte und vor seiner Mutter war ich... was genau? Was sollte denn mehr bedeuten? Das Gesicht seiner Mutter fror förmlich ein und sprach ganze Bände. "Octavia, hast du den Verstand verloren? Was soll das heißen?", fragte sie erzürnt und betrachtete mich dabei mit purem Hass an. Wieder begann mein Herz wie wild zu schlagen, aber dieses Mal vor Angst. "Ich habe dir nichts weiter zu sagen. Wenn du mich nun entschuldigst!", sprach er angespannt und zog mich an der Hand von ihr weg. "Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen!", zeterte sie im Hintergrund. Ich war nicht mehr in der Lage all diese Puzzleteile zusammenzubringen und hatte das Gefühl zu zerbrechen. Vielleicht hatte ich mir doch zu viel mit dieser Aktion zugemutet. Ich registrierte gar nicht so schnell, dass er mich aus dem Saal schaffte. "Es tut mir leid, dass ich dir dieses Drama nicht ersparen konnte... Ich würde gern mit dir sprechen... ungestört. Ich nickte und lief einfach nur neben ihm her, bis wir vor dem Gästezimmer standen, in dem ich untergebracht war. "Du bringst mich zurück?" Es enttäuschte mich, dass ich offenbar versagt hatte. "Du hattest panik... natürlich schaffe ich dich da raus, wenn es dir nicht gut geht...", antwortete er etwas wehleidig und strich sich die Haare zur Seite. Währenddessen betrat ich da Zimmer, nahm den Schleier ab und und fing an die Haarspangen aus meinen Haaren zu pulen. Ich war enttäuschten verärgert. "Ich verstehe dich wirklich absolut nicht... Erst überfällst du mich und bringst mich mit einem einzigen Kuss völlig aus dem Gleichgewicht. Dann stellst du mich ohne Vorwarnung deinen Freunden vor, als eine zufällige Bekannte, die du gnädigerweise herumführst. Und zur Krönung sagst du deiner Mutter, die, by the way eine richtige Bitch ist, dass ich mehr bin, als nur eine Freundin!? Aber was mehr bedeuten soll weiß ich nicht und ehrlich gesagt bin ich gerade so verwirr, wie noch nie in meinem Leben!", sprudelte es aus mir heraus. Nebenbei schälte ich mich aus dem Kleid, welches mich in diesem Moment extrem einengte. Perplex kam er mir hinterher und schloss die Tür. "Ich wollte dich wirklich nicht so verunsichern... Ich muss mich auch erst daran gewöhnen, dass du jetzt hier bist.", versuchte er sich zu rechtfertigen und stand unbeholfen in der Gegend herum, während ich mich ungebremst weiter umzog. "Ach ja und dann würde ich gern noch wissen, warum du mich die ganze Zeit über belogen hast? Was genau war denn dein Plan? Wann wolltest du mir sagen, dass du eigentlich ein Mädchen bist? Mich fuckt hier einfach alles ab. Deine Lügen, dieses Zimmer, diese Welt, einfach alles! Wenn du mich nur ein kleines bisschen besser kennen würdest, hättest du gewusst, dass mich Geschlechter nicht sonderlich interessieren! Du Idiot weißt überhaupt gar nichts über mich, aber besitzt die Frechheit mich hierher zu verschleppen! Wie soll ich dich denn nun nennen? Wer bist du wirklich und wer willst du sein?" Ich spurte regelrecht, wie ich hochfuhr und meine Emotionen kaum noch im Griff hatte. Er sah erschrocken aus und wendete seinen Blick ab. "Es war ein Unfall und ich hätte dich niemals freiwillig hierher gebracht, aber ich wusste mir nun mal nicht anders zu helfen und zum anderen... Als ich dir damals begegnet bin, bin ich von zu Hause weggelaufen und meine Erscheinung war nichts weiter, als ein Ausrutscher... Ich habe nur durch Zufall bemerkt, dass ich lieber Oskar bin anstatt Ocatvia... einen Plan hatte ich jedoch nie!", erklärte er überfordert. Einen kurzen Augenblick betrachtete ich ihn und stellte mich ihm provokativ gegenüber. "Und wann genau wolltest du mich aufklären? Was genau möchtest du von mir? Ich mag es nicht, wenn man mit mir spielt!", antwortete ich scharf betont und legte meine Arme um seine Schultern, sodass er mich ansehen musste. Im nächsten Moment umhüllte ihn ein helles Licht und ehe ich mich versah, stand der Oskar, den ich kannte und liebte, vor mir. "Ehrlich gesagt weiß ich es nicht, wie und wann ich es dir verraten hätte, aber... ich kann nicht ohne dich... Ich brauche dich einfach... Ich liebe dich..." Mit seiner Antwort überrumpelte er mich. Er liebte mich? Wusste er überhaupt was das war? Wusste ich was das war? "Du liebst... mich?", wiederholte ich ungläubig und starrte ihn mir weit aufgerissenen Augen an. "Um jeden Preis wollte ich dein Leben retten... Warum hätte ich dies sonst tun sollen?" Sein Blick war ehrlich, sanft und voller liebe. Wann wurde ich jemals so angesehen. "Wie kannst du das nur sagen? Ich werde dir nur Ärger einbringen...", antwortete ich und versuchte meinen Blick abzuwenden. Er schmunzelte nur amüsiert und hob mein Kinn sanft an. "Du könntest mir niemals Ärger machen... das schaffe ich nämlich auch ganz ohne deine Hilfe!", erklärte er frech und legte seine Hände um meine Wangen. Konnte er nicht ein bisschen weniger perfekt sein? Wie sollte ich ihm widerstehen, wenn er so mit mir umging. Seine Augen hypnotisierten mich. "Was machst du nur mit mir.", säuselte ich vor mich her und war voller Erwartung. Seine verführerischen Lippen näherten sich meinen und ehe ich mich Versah umschlossen sie meine. Es brauchte nur diesen einen Kuss, um meinen gesamten Ärger vergessen zu lassen. Entgegen aller Vernunft wollte ich ihm gehören. Seine Hände glitten an meiner Taille hinunter und steigerten mein Verlangen. Jede noch so kleine Berührung war so intensiv, dass ich das Gefühl hatte die Kontrolle zu verlieren. Ich fiel. Unter mir, die weiche Matratze des übertriebenen Himmelbetts. Über mir, er. Wie konnte ich nur so schnell in diese Situation geraten? Ich spürte, wie sich alles in mir zusammenzog. Nein, nein, nein. Das ging mir einfach viel zu schnell, aber ich konnte nicht anders. "Du riechst so unglaublich gut..." Er atmete schwer und musterte mich begierig. Sein heißer Blick durchbohrte mich und ließ mein Herz höher schlagen. Mein Körper war auf Autopilot gestellt und wäre dazu bereit alles zu tun! Er allerdings hielt einen Moment inne und schaute mich einfach nur an. Wusste er überhaupt, was er machen sollte? "Was hast du?" Die Ungeduld in mir wuchs und brachte mich aus dem Gleichgewicht. "Ich will dich viel zu sehr... Ich will dir aber nicht weh tun... Was, wenn ich ewas falsch mache?" Die Verwirrung stand mir vermutlich ins Gesicht geschrieben. "Denkst du die Dinge eigentlich immer tot?", fragte ich keck und umschlag ihn mit meinen Beinen. Er biss sich auf die Unterlippe und presste sich reflexartig gegen mich. Es amüsierte mich, dass auf einmal ich am längeren Hebel saß und ich hatte eine Vermutung, woran das lag. "Kann es sein, dass du noch... Jungfrau bist?", fragte ich interessiert und machte eine rhythmische Bewegung, um ihn zu reizen. "F-fuck! Hör auf damit...", stöhnte er und krallte sich in das Kopfkissen. "Also ja, dann lass mich mal machen Süßer!", antwortete ich mit einem Grinsen und riss das Kommando an mich. Er starrte mich mit weit aufgerissen Augen an und schluckte. Ohne Widerworte drehten wir uns herum, sodass ich nun auf ihm saß. Ich warf meine Haare zurück und öffnete den Verschluss meines BH's. Verspielt zog ich ihn aus und ließ ihn fallen. "Du bist wunderschön..." Ich grinste selbstbewusst und öffnete geschickt die Knöpfe seines Hemdes. Anschließend glitten meine Hände über seinen Oberkörper und widmeten sich seiner Hose. Darunter konnte ich schon eine harte Wölbung spüren, die meine Vulva vor Erregung pulsieren ließ. Es war schon zu lange her und am liebsten hätte ich ihn schon bei unserem ersten Treffen gehabt. Ich war halt eines der Mädchen, die gerne Sex hatten. Bevor ich ihn kennenlernte, war es mir sogar egal mit wem. Keine Ahnung wie viele es waren, aber für gewöhnlich hatte ich an jedem Wochenende eine neue Bekanntschaft. Feste Beziehungen waren auch einfach nicht mein Ding. Zumindest dachte ich das, bis ich auf ihn traf. Seit diesem Abend und den unzähligen Träumen, in denen er mich ausführte, war alles, was ich wollte, er. Ich öffnete den Knopf und befreite sein prall durchblutetes Glied. Er stöhnte auf und ließ seinen Kopf ins Kissen sinken. Ich hinterfragte nicht weiter, wie es ihm möglich war ohne Weiteres sein Geschlecht zu wechseln. So wie ich das sah, war in dieser Welt einfach alles möglich. Ich massierte ihn langsam mit der Hand und ließ ihn in meinen Mund gleiten, was ihn kurz erschreckte. "Chill und konzentrier dich Honey! Ich will noch ein bisschen Spaß mit dir haben!" Reizvoll grinste ich ihn an und leckte langsam über seinen Schaft bis hin zur Spitze. "F-fuck.", entwich es ihm erneut. Nachdem ich ihn noch einige Minuten gequält hatte, entschied ich mich einen Schritt weiterzugehen. Ich schlüpfte aus meinem Slip und ließ mich langsam auf ihm nieder. Ich stöhnte lustbetont und bewegte mich mit kontrollierten und rhythmischen Bewegungen, die ihn wahnsinnig machen mussten. Er stand vollkommen unter Anspannung und versuchte offensichtlich nicht zu kommen. "Braver Junge! Ich bin gespannt, wie lange du es noch aushältst!", schnurrte ich und beschleunigte das Tempo. "Das ist nicht fair...", antwortete er atemlos und packte meine Oberschenkel, aber ich dachte ja gar nicht daran ihn zu verschonen. "Erzähl du mir nichts von Fairness" Ich tönte hoch und war ebenfalls kurz davor zu explodieren. Er bewegte sich in meinem Rhythmus und taute zunehmend auf. Wie eine Lawine überrollte mich der Orgasmus, der sich langsam und gleichmäßig aufgebaut hatte. Ich konnte spüren, dass er sich nicht weiter zurückhielt und ausbrach. Als ich mit meinem Oberkörper nach vor fiel, um ihn zu küssen, spürte ich, wie die Anspannung endlich aus meinem Körper wich. Zum ersten Mal seit Monaten fühlte ich mich wieder befreit. Plötzlich drehten wir uns, sodass ich unter ihm lag. "Wie soll ich jemals wieder ohne dich leben? Bitte bleib bei mir... für immer!", waren die zarten Worte, die meine Welt auf den Kopf stellten. "Oskar... Wie soll das funktionieren? Werden nicht gewisse Dinge von dir erwartet? Deine Mutter war nicht begeistert...", antwortete ich, ohne über meine Worte nachzudenken. Natürlich wollte ich bei ihm bleiben, auch wenn ich dafür mit meinem Leben bezahlen würde. "Ich muss gar nichts und meine Mutter hat einen gewaltigen Dachschaden, wenn sie denkt, sie könnte über mein Leben bestimmen. Das Einzige, was ich will, bist du." Mein Herz sprang mir beinahe aus meiner Brust. "Okay..." Mehr konnte ich nicht sagen. Das Grinsen auf seinem Gesicht verriet, dass er vor Glück platzen musste. "Du wirst es nicht bereuen my Lady!" Er küsste mich voller Emotionen und legte sich anschließend verträumt neben mich. Wir redeten noch eine ganze Weile und die Zeit verflog einfach. War ich jemals so glücklich? Fühlte ich mich jemals so geborgen? Ich lag gerade mit meinem Kopf auf seiner Brust, als mir etwas auffiel. "Sag mal... wie spät ist es überhaupt? Musst du nicht um Mitternacht bei dieser Zeremonie sein?", fragte ich nachdenklich und sah zu ihm auf. Seine Gesichtszüge versteinerten förmlich. "Verdammt! Bist du mir böse, wenn ich noch einmal verschwinde? Du kannst natürlich auch mitkommen..." Ich lächelte und ließ ihn aufstehen. "Ne, ich bin nicht sauer... Wärst du denn enttäuscht, wenn ich hier bleibe? Ich bin ziemlich müde...", gestand ich. Sein sanftes Lächeln ließ mein Herz höher schlagen. "Natürlich nicht! Ich beeile mich und komme dann sofort wieder zu dir... Natürlich nur,wenn ich darf?", antwortete er und grinste. Ich nickte und lief rot an. Je mehr Zeit ich mit ihm verbrachte, umso mehr hatte ich das Gefühl, dass der einzige Sinn meines Lebens darin bestand, ihn zu lieben. Er richtete seine Klamotten und verwandelte sich zurück, bevor er mein Zimmer, mit einem verschwörerischen Augenzwinkern, verließ. Kaum war er weg, vermisste ich ihn und konnte es nicht erwarten, ihn wieder bei mir zu haben. Ich konnte mir einfach nichts vormachen. Oskar musste einfach meine Bestimmung sein!

Aus dem Schatten der Einsamkeit mitten ins Herz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt