Eloise
Trostlos puste ich Seifenblasen in die Luft. Sie glitzern im Licht der Sonne und zerplatzen, wie mein Traum.
Ich beobachte die kleine Schwester meiner Zimmernachbarin, puste weiterhin Seifenblasen und sitze wie ein Trauerkloß auf der Parkbank. Seufzend drehe ich die Seifenblasen zu und überkreuze meine Beine. Lily läuft lachend auf und ab, spricht jeden an, der keinen Spielpartner hat.
Normalerweise bewundere ich ihr Verhalten, denn ich war fast genauso. Das Einzige, was uns Unterscheidet, ist, dass ich den Kids an den Haaren gezogen habe, wenn sie mich abgelehnt oder beleidigt haben. Doch stattdessen trauere ich über meine Kündigung. Ich verspüre den Drang, diesem Mistkerl von Vorgesetzten an die Haare zu ziehen!
»Zieh nicht so eine Miene.«, unterbricht Maleah mich beim Nörgeln. Ich stütze mich auf meinen Ellenbogen vor und warte, bis sich die braunhaarige neben mich gesetzt hat. Von der Ferne beobachtet sie Lily, die umherzieht, um Freunde fürs Verstecken spielen zu finden.
»Habe ich gar nicht.«, murmle ich betroffen.
Misstrauisch schaut sie mich von der Seite an, hebt ihre Brauen bis zu ihrem Haaransatz in die Stirn und grunzt wissend. Ihr steht der neue Look mit dem Pony, den sie sich gerade beim Friseurtermin machen lassen hat. »Sicher, du starrst nur Löcher in die Luft, verfluchst deinen neuen, nein, ehemaligen Vorgesetzten und trauerst wegen deiner übereilten Kündigung.« Ertappt rümpfe ich meine Nase. »Süße, du machst dir deine Stirn kaputt, wenn du weiterhin tiefe Falten in deine Stirn bohrst.«
Ich zucke mit meinen Achseln. »Ist ja meine Stirn.«, meine ich und stupse sie von der Seite an. Sie rollt ihre Augen zurück, überkreuzt ihre Beine und sieht zu, wie sich ihre Schwester hinter einem Gebüsch versteckt. Die Sonne prallt auf uns hinab und lässt uns in unserer dünnen Kleidung schwitzen. Ich könnte nackt rumlaufen und würde trotzdem triefend nass werden. »Kinder haben so viel Energie.«
»Würdest du nochmal Kind sein wollen?« Wieder runzle ich meine Stirn und wende meinen Blick zu Maleah, die mir die Frage gestellt hat. Kurz überlege ich tatsächlich, ob ich, wenn ich könnte, noch einmal Kind sein wollte. Dann jedoch schüttle ich den Kopf.
»Ich hatte keine wirklich spannende Kindheit. Aber ich denke nicht, dass ich wieder in dieses Loch fallen und mir selbst die Schuld für die Scheidung meiner Eltern geben möchte.« Im Ernst. Ich liebe meine Eltern, aber der Draht zu ihnen ist nicht mehr der, der er einmal war. Damals bin ich ihnen in die Arme gefallen, habe gelacht und mich mit Liebe eindecken lassen. Aber das alles, nur um am Ende gehört zu bekommen, dass man schuld dafür ist, warum es meiner Mutter schlechter geht.
»Ich schließe mich dir an.«, stimmt Maleah mit ein und lehnt ihre Arme auf die Lehne der Parkbank. Sie pustet sich eine längere Haarsträhne aus dem Gesicht und wischt über den Pony, der ihre Stirn kitzelt.
Schmunzelnd beobachte ich, wie Lily den Jungen anmeckert, weil er beim Zählen geschummelt hat. Ich kann nicht abstreiten, dass solche Momente als Kind mir Spaß gemacht haben, dennoch könnte ich mich niemals dem anschließen und sagen »Ich wäre gerne nochmal Kind!« Lieber gucke ich dabei zu, wie andere Kinder ihren Spaß haben und schwelge in Erinnerungen. Ich vermisse die Zeit nicht. Ich erinnere mich nur gerne an sie.
»Wie lange bleibt deine Schwester?«, frage ich Maleah beiläufig.
Sie gluckst. »Meine Mutter lässt sich sicher Zeit mit ihrem neuen Lover, aber ich denke in zwei Stunden holt sie sie ab.«
Ich verziehe mein Gesicht. Nicht, weil wir noch zwei Stunden auf die junge Schülerin aufpassen müssen, sondern dass ihre Mutter sich jede Woche einen neuen Mann anlacht. Die nächste Woche fällt sie in Depressionen, weil jener Mann sie verlassen hat. Sie selbst nennt sich eine Heilpraktikerin, was zugegen, absurd klingt. Denn von all den Dingen, die sie versucht bei anderen anzuwenden, entnimmt sie nur wenig.
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Hell's heart
RomanceMafia/Dark Romance ─────── Was ist, wenn dein Instinkt anderen Menschen in Not zu helfen, dich in eine noch nie dagewesene Situation bringt? Eloise Caruso ist Assistenzärztin mit Leib und Seele, doch dann kommt die Kündigung. Schweren Herzens begibt...