Alessandro
Ein Grollen entkommt mir, als ich das weiße Pulver durch meine Nase ziehe. Das erste Mal seit 6 Monate brauche ich etwas, das kickt. Ich spüre bereits, wie mein Körper erwacht und das Feenstaub durch meine Adern fließt. Meine Zunge befeuchtet meine trockenen Lippen, während ich mich breitbeinig zurücklehne und den vor Angst zitternden Jungen in die Augen schaue.
»Verrat mir, Bursche«, fange ich an, wodurch er sichtlich zusammenzuckt. »Woher hast du die Information, dass unsere Ware bei der letzten Lieferung gestohlen wurde?«
Bis auf meine Brüder und mein Vater weiß niemand davon. Deswegen war ich so überrascht, als er vor zwei Tagen herkam und mir ein freches Angebot machte. Im Gegenzug für Informationen verlangte er eine sehr hohe Geldsumme. Natürlich hätte ich zustimmen können. Doch wo bleibt da der Spaß?
»Z-Zuerst das Geld«, verlangt er mit bebender Stimme. Sein verängstigter Zustand lässt mich zunehmend breiter grinsen.
»Du hast Eier mich das aufzufordern.« Ich lehne mich einschüchternd vor. »Wir machen es so: du erzählst uns, was du weißt und im Gegenzug lassen wir dich am Leben. Einverstanden?«
Sein Adamsapfel hüpft. Der blondhaarige rutscht unruhig hin und zurück, bis er den Kopf schüttelt. »10 Millionen und ihr bekommt die Informationen.«
Stöhnend fahre ich mir durch mein Haar und bewege meine Hand auffällig. Zack, einer meiner treusten Untergebenen tretet an ihn heran und hält eine scharfe Klinge an seiner Halsschlagader. Bob oder Ben – keine Ahnung – zuckt sichtlich zusammen. Durch seine flinke Bewegung quilt Blut aus seinem Hals, rollt die Klinge, die das Licht reflektiert hinab und tropft auf sein dunkles Hemd. Mit den gelben Streifen sieht er wie eine Hummel aus. Bobs Adamsapfel bewegt sich erneut. Seine Augen geschlossen betet er zu Gott, dass wir ihn keinen Schaden zufügen.
Ich lehne mich vor, stütze meine Ellenbogen auf den Tisch ab und verschränke meine Finger. »2 Millionen«, mache ich ein Angebot.
»8 Millionen.«
Ich muss seufzen. Dann lege ich meine Waffe auf den Tisch. Das Geräusch, mit der die Waffe auf den Tisch aufkommt, übertönt die Musik im unteren Teil des Clubs, was Grund für die anspannende Luft ist. Augenblicklich huscht Bobs Iris über das schicke Werkzeug. »4 Millionen«, schlage ich mit mehr Nachdruck vor. Als er seine Hände hebt und nickt, lächle ich zufrieden. Im selben Moment nimmt Zack sein Butterfly-Messer zurück und lässt es in seine Tasche fallen. »Raus mit den Informationen.«
Der Junge sieht sich um, als wäre er auf der Suche nach etwas oder Jemanden. Dann lehnt er sich vor und spricht so leise, dass ich ihn geradeso hören kann. »Da war ein in schwarz-gekleideter Mann. Etwa 1,90 groß, dunkles Haar und eine rauchige Stimme. Er erzählte uns, dass wir dafür entlohnt werden würden, wenn wir diese Information überbringen.« Es ist, als hätte er Angst, dass der Mann ihn hören und töten könnte, wenn er es laut ausspricht. Ich kann es aus seiner Stimme heraushören. »Ah und e-er sagte, dass wir euch sagen sollen, dass der 31 Oktober naht.«
Mein Körper spannt. Blut rauscht in meinen Ohren und ich sehe rot. Ein lauter Schrei füllt den Raum, als ich den Blondhaarigen bei seinem Kragen packe und ihn kurzerhand auf den Tisch drücke, wodurch ein stechender Schmerz sich durch meinen Körper zieht.
Er zittert, winselt und zappelt, während heiße Tränen über sein junges Gesicht fließen. Er muss erst 18 sein und aus der Gosse kommen, suchend nach etwas Geld für seine Familie. Ihm blieb also keine andere Wahl. Er ist unschuldig. Und dennoch hat er es gewagt den 31 Oktober zu erwähnen und mein Inneres damit ins brodeln gebracht. »Wie. Sah. Er. Aus?«
Der 31 Oktober ist nicht nur der Tag an dem Halloween gefeiert wird, sondern auch der Tag an den meine Mutter gnadenlos getötet wurde.
»Ich sagte doch bereits, dass er 1,90 groß ist, dunkles Haar und eine rauchige Stimme hat«, bringt er es wimmernd über seine Lippen. »Mehr weiß ich nicht. Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, dass das alles ist, was ich weiß.«
»Alessandro«, unterbricht mich Zack.
»Seine Körperstatur? Hatte er etwas auffälliges bei sich? SAG ES MIR!«
Bob wimmert lauter. »Ei-Eine ... Taschenuhr! Ja, eine Taschenuhr! S-Sie war Gold und darauf war ein Sch-Schwert mit einer dornigen Rose.«
Mit einem Ruck lasse ich ihn los. Er zögert nicht und geht sofort auf Distanz. Wutentbrannt hebe ich den Stuhl hoch und stoße ihn mit solch einer Wucht gegen die Wand, dass er polternd in Einzelteile zerfällt. Kurz danach meldet sich meine Verletzung, die mich in die Knie zwingt. Obwohl ich wütend bin und alles in mir danach schreit zu zerstören, versuche ich mich zu beruhigen. Schließlich bitte ich Zack widerwillig Eloise zu holen, weil sie im Moment die einzig fähige Ärztin ist. Dabei habe ich sie nicht umsonst unten gelassen.
In dem ich sie bei Nana lasse, muss ich mir ihr Gejammer nicht anhören und nicht daran denken, dass ich sie heiraten muss. Vielleicht sollte ich in Erwägung ziehen, sie auf unerwarteter Weise verschwinden zu lassen. Erschöpft und irgendwie müde lehne ich mich gegen den Tisch und schließe für wenige Minuten meine Augen, nur um im nächsten Moment Eloise vor mir hocken zu sehen.
Hinter ihr steht Nana, die erschrocken herabsieht, als Eloise mein Oberteil hochzieht und scharf die Luft einzieht. »Verdammt. Du solltest echt auf mich hören, sonst gehst du mir noch drauf.«
Ich bringe ein heiseres Lachen über meine Lippen. »Ist es nicht das, was du dir wünschst?«
Sie zuckt mit ihren schlanken Schultern und streicht einige blonde Haarsträhnen aus ihrem Gesicht, ehe sie sich dem versifften Verband zuwendet. Vorsichtig tastet sie mich ab, nickt und sieht anschließend zu mir. »Es hat sich entzündet.«
»Das heißt?«, hake ich genervt nach und sehe an mir herab. Ich verziehe mein Gesicht als ich die Rötung erblicke.
»Ich habe nicht das Equipment hier, um dir fachärztlich zu helfen«, erwidert sie und seufzt. »Gibt es hier in der Nähe eine Notfallapotheke oder sogar ein Krankenhaus?«
»Damit du mich ausliefern und entkommen kannst?«, stelle ich eine Gegenfrage, die sie Augenrollend kommentiert.
»Nein, Dummkopf. Wobei sich das echt verlockend anhört.« Ein Grinsen umspielt ihre Lippen, dass jedoch samt Hoffnungsschimmer in ihrer Iris erlischt. Eloise richtet sich auf und wendet sich Zack zu. Nana schaut mich die gesamte Zeit über besorgt an, während der Junge in der Ecke hockt und zittert. Im nächsten Moment bemerke ich nur noch, wie alles um mich herum verschwindet und mich Schwärze umgibt.
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Hallöchen meine Lieben! Das Kapitel kam jetzt ziemlich verzögert, weswegen ihr schon Montag das nächste Kapitel bekommt. 🤍
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Hell's heart
RomanceMafia/Dark Romance ─────── Was ist, wenn dein Instinkt anderen Menschen in Not zu helfen, dich in eine noch nie dagewesene Situation bringt? Eloise Caruso ist Assistenzärztin mit Leib und Seele, doch dann kommt die Kündigung. Schweren Herzens begibt...