Kapitel 9

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Eloise

»Wo ist das Badezimmer?«, möchte ich von Alessandro wissen, mit dem ich künftig zusammenleben werde. Zu einer Ehe gezwungen zu werden steht nicht auf meinen Zettel von Dingen, die ich gerne tun möchte, bevor ich sterbe. Aber mir blieb nichts anderes übrig als zu zustimmen.

Mein Herz macht erneut einen unglaublichen Sprung bei den Gedanken an den Moment von vor zehn Minuten. Ich habe nicht geahnt, dass dieser Mann gefährlicher ist, als ich zunächst angenommen habe. Sein Netz ist weit gespannt und er kommt leicht an Informationen, die mein gesamtes Leben in Schutt und Asche legen könnten.

Ich beiße mir auf die Innenseite meiner Wange, streiche mein zerwühltes Haar zurück und nehme einen tiefen Atemzug. »Da« antwortet Alessandro knapp. Mit dem Finger zeigt er auf eine Tür im Raum, hinter der sich das Badezimmer verbirgt.

Meine Schritte sind leise, als ich mich auf sie zu bewege und meinen Blick über den großen Raum schweifen lasse. Das Schlafzimmer ist eher dunkel eingerichtet, vermutlich liegt es bloß an den zugezogenen Gardinen vor dem bogenförmigen Sprossenfenster. Schwarze Kommoden mit goldenen Griffstücken, ein Doppelbett mit Seidenbettwäsche und gerahmte Gemälde mit abstrakter Kunst. Ein Teppich vor dem Bett ausgelegt.

Im Badezimmer angekommen erwartet mich eine große Badewanne, Dusche und eine noch düstere Einrichtung. Das Schwarz erinnert mich an die tiefe der Dunkelheit, die ich noch viel mehr verabscheue als den Tagesanbruch. Ich lasse mich nicht davon beirren und streife mir das Hemd samt Unterwäsche vom Körper. Nach einer Ewigkeit der Gefangenschaft bekomme ich endlich meine langersehnte Dusche, die all den Dreck von meinem Körper wäscht. Ich lehne mich an die kalten Fliesenwand der Dusche und lasse das angenehm heiße Wasser auf meine Haut prasseln.

Mein Atem stockt und ich schaue auf meine Handgelenke, die höllisch brennen. Die Haut ist gereizt, geschwollen und verfärbt sich in einer unschönen Farbe. Ich seufze, lasse den Schmerz wellen durch meinen Körper schlagen und gebe mich den brühheißen Wasserstahl hin. Sobald ich meine Augen schließe, fühle ich ein angenehmes Kribbeln über meine Haut rieseln, als würden tausend kleine Ameisen über meinen Körper krabbeln. Der Schmerz und das angenehme Gefühl vermischen sich mit dem Wasser, geben mir das Gefühl von Ruhe.

Es fühlt sich an, als hätte ich eine Ewigkeit nicht mehr so durchgeatmet. Meine Hände fahren über meinen geröteten Körper und seifen diesen mit dem Shampoo ein, den ich von der Ablage an der Wand habe.

»Der Verband muss gewechselt werden«, merke ich an, als ich aus dem Badezimmer komme. Ein Handtuch umgibt meinen Körper. In Windeseile husche ich zum Bett, wo Kleidung liegt, die für mich bestimmt ist. Ich muss mein Gesicht verziehen, als ich das Körperbetonte Kleid misstrauisch mustere.

»Niemand fasst mich an«, meint Alessandro mürrisch und hebt abschätzig seine Augenbrauen. »Was ist? Ist dir das Kleid zu lang? Nur weil du meine Frau wirst, gibt es keine extra Wünsche.«

»Habe ich auch nicht erwartet und nein, das Kleid ist nicht zu lang. Es ist viel eher zu kurz.«, murmle ich. »Könntest du wegsehen?«

Er grunzt amüsiert. »Keine Sorge, es gibt nichts, was ich nicht bei einer Frau gesehen habe.«

»Du bist so unverschämt!«, zische ich entgeistert. Nervös kaue ich auf meine Unterlippe und zerbeiße das Fleisch, bis ich Kupfer in meinem Mund schmecke. Dann lasse ich das Handtuch, unter seinem penetranten Blick fallen und entblöße mich ihm. Mein Körper zittert vor Scham und Nervosität. Eilig schlüpfe ich in die Unterwäsche und dem Kleid, das mir gerade bis über die Hüfte reicht. Ich weiche seinem Blick aus, will seinen Vorurteilen entfliehen, obwohl es mich einen Scheiß kümmern sollte, was er über mich oder meinen Körper denkt.

Hell's heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt