Der Hutmacher

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Ryo POV:
Ich ging zum Dú yù nach der Auseinander Setzung mit Akira. Mira sagte zwar, dass er mich nicht hasst aber seine Reaktion vorhin sagte mir etwas anderes. Ich seufzte. Aber wer weiß was ihm in den letzten Jahren alles passiert ist. Aber es will einfach nicht in meinem Kopf rein. Wieso will er dortbleiben? Nach allem, was sie ihm angetan haben muss er sie doch noch mehr hassen als mich, oder etwa nicht. Ich ging in Dú yù rein und Izumi schaute mich an.

"Wollen sie ihn wieder besuchen gehen?" fragte er mich. "Hallo, Izumi. Ja, ich möchte ihn wieder besuchen gehen." Er nickte und gab mir einen Schlüssel. Ich bedankte mich und ging einmal nach rechts, ein paar Meter geradeaus und danach wieder nach rechts. Ich stand nun direkt vor einer großen Zelle.

In der Zelle war ein Mann, der ein sehr auffälliges und düsteres Aussehen hat. Er trägt eine schwarze, enganliegende Jacke, die aus einem glänzenden Material zu bestehen scheint. Die Jacke hat zerrissene und ausgefranste Ärmel. Die Hose ist ebenfalls schwarz und sitzt eng, mit mehreren Schnallen und Gürteln, die um seine Beine gewickelt sind.

Der Mann trägt einen auffälligen, großen schwarzen Zylinderhut, der mit metallischen Zahnrädern, einer Uhr und anderen mechanischen Teilen verziert ist. Seine Haare sind grau und etwas zerzaust. Die Augenfarbe ist nicht klar erkennbar, könnte aber einen roten oder violetten Schimmer haben.

Er sitzt auf den Knien und schaute mich direkt an. Bei seinem Unterbauch kann man Verbände erkennen. Und es gibt etwas, was sehr seltsam an diesem Mann ist. Wenn man auf seine Brust schaut, kann man seine Knochen darunter sehen.

Was auch sehr sonderbar an ihm ist, ist die Tatsache das sein Blut nicht rot, sondern blauviolett ist. "Ryo, du warst lange nicht mehr bei mir. Warst du so beschäftigt? Ich habe mich langsam schon einsam gefühlt." sagte er zu mir. Seine Stimme klang nicht bedrohlich. Sie war ruhig und sanft, aber doch etwas rau.

"Ja, ich hatte viel zu tun in letzter Zeit. Das wird vermutlich auch so bleiben." antwortete ich. "Ach wie schade. Wie wäre es, wenn du mich mitnimmst? Dann würde ich mich auch nicht mehr so einsam fühlen." schlug er grinsend vor. "Das hättest du wohl gern. Das wird aber nicht passiert."

Der Mann wurde vor vielen Jahren gefangen genommen. Er war zuerst ein einfacher Hutmacher ohne Namen aber nach einiger Zeit kam heraus, woraus diese Hüte gemacht wurden. Menschenhaut, Zähne, Organe, Haare, einfach alles, was er zu fassen bekam machte er zu Hüten.

Er soll wohl sogar dafür getötet zu haben, aber das wurde nie bewiesen. Man nahm ihn gefangen und entschloss sich ihn hier zu behalten damit er nicht noch mehr Hüter erschuf. Nachdem einige Jahre vergingen, fiel etwas Merkwürdiges auf. Er alterte nicht.

Als man ihn gefangen nahm, schätze man ihn auf Mitte zwanzig oder Anfang dreißig. Aber sein Aussehen änderte sich nach all dieser Zeit nicht. Selbst jetzt, nach über zwanzig Jahren Gefangenschaft, sah er noch so aus. Noah bat mich mehr über ihn herauszufinden in dem ich sein Vertrauen gewinne, aber es kam noch nichts bei raus.

"Schade. Aber sag was hast du heute Schönes dabei. Was liest du mir heute vor?" fragte er mich. "Der rote Drache. Du scheinst die Geschichte zu mögen, daher habe ich sie wieder mitgenommen." Sein Gesicht erhellte sich. "Super! Aber bevor du anfängst zu Lesen, erzähl mir vorher, was dir auf der Seele liegt." sagte er zu mir. Manchmal passiert es das er Dinge bemerkte an mir die ich eigentlich versuchte zu verstecken.

"Es geht um meinen Bruder." sagte ich. Er würde sowieso nicht aufhören zu nerven, bis ich es ihm erzähle. "Du hast also einen Bruder. Und was ist das Problem mit ihm?" Ich erzählte ihm was passiert war und er hörte zu. "Verstehe. Ich glaube nicht, dass er dich direkt hasst. Ich glaube eher das er dir für alles die Schuld gibt." sagte er schließlich.

Ich schaute ihn überrascht an. "Wie kommst du darauf?" fragte ich. "Ich erinnere mich genau an dem Tag, an dem du hierherkamst. Jung und ängstlich. Voller Trauer und Schuldgefühlen. Du hast dir selbst die Schuld für alles gegeben. Wärst du doch niemals gegangen, hättest du diesem Plan doch die zugestimmt und so weiter. Ich denke Akira denkt das gleiche. Er gibt dir die Schuld für alles, deswegen ist er so kalt zu dir."

„Wer weiß, vielleicht sieht er jedes Mal die Köpfe eurer Eltern rollen, wenn er dich sieht. Ich kann die nicht sagen, warum er bei den Salur's bleibt, aber er wird seine Gründe haben. Gib ihm noch etwas mehr Zeit. Wenn du ihm all diese Fragen jedes Mal stellst, setzt ihn das bloß unter Druck. Ich denke er war vorhin einfach wütend geworden. Du hast ihn zu sehr unter Druck gesetzt und vielleicht sogar schlechte Erinnerungen geweckt."

Ich schaute ihn an. "Manchmal sagst du wirklich schlaue Sachen. Wie wäre es aber wenn du mal mehr über dich sprichst als mir hilfst?" versuchte ich es. "Was willst du denn Wissen?" fragte er.

"Wie heißt du?" fragte ich ihn direkt. "Das willst du also wissen. Aber ich muss dich enttäuschen. Ich hatte nie einen Namen. Nennt mich einfach weiter Hutmacher und gib mir einen Namen." antwortet er. "Du hast also nie einen gehabt? Warum hast du das nicht einfach gesagt?" fragte ich.

"Einfach nur so. Aber mehr Fragen werde ich dir nicht beantworten. Vielleicht beim nächsten Mal. Ich wünsche mir jetzt viel mehr das du mir wieder vorliest." Ich ärgerte mich ein wenig aber freute mich auch etwas das er mir wenigstens etwas mal über sich erzählte. Ich fing an vorzulesen und hörte erst nach zwei Stunden auf. "Das wars für heute." sagte ich.

"Wie schade. Ich könnte dir ewig beim Vorlesen zuhören." Ich schüttelte bloß meinen Kopf und ging aus der Zelle. "Bis zum nächsten Mal, Ryo." "Ja, bis zum nächsten Mal, Hutmacher." Ich schloss die Zelle ab und ging zurück zu Izumi, um ihm, denn Schlüssel wieder zu geben.

Ich erzählte ihm davon das der Hutmacher nie einen Namen hatte und er dankte mir. Ich verließ das Dú yù wieder und ging zurück zum Blumenschloss. Ich entschied mich, seinem Rat zu folgen und Akira mehr Zeit zu geben. In der Hoffnung das ich diese Zeit denn auch habe.

I: We are Enemies   He: Who cares?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt