Capella

53 4 6
                                    

"Natürlich", kam die kühle Antwort von Snape, dessen abschätzender Blick auf mir ruhte und die Stimmung am Tisch sofort merklich abkühlte.

Minerva, die die Spannung bemerkte versuchte das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. "Hast du deine Räume ansprechend vorgefunden, Celeste?"

"Ja, sie sind wirklich wunderschön. Die Decken sind atemberaubend", antwortete ich mit einem Lächeln, das ich mir mühsam abgerungen hatte. "Ich fand sie jedoch zunächst mit alten, maroden Möbeln vor, nichts was ein paar Zauber nicht richten konnten."

"Das klingt nach einer soliden Lösung", sagte Flitwick zustimmend, während er mir ein aufmunterndes Lächeln schenkte. "Warst du früher schon Schülerin hier, Ms. Blackwood?""Mrs. Blackwood", korrigierte ich sanft, "aber ihr könnt mich alle gerne duzen. Und ja, ich war hier zu meiner Schulzeit, in Gryffindor."

"Du bist verheiratet?" Charity Burbage blickte überrascht von meiner Maske auf.

"Überrascht dich das? Nun, in diesen Zeiten war es nicht ungewöhnlich, jung zu heiraten. Und, um ehrlich zu sein, alles, was ich am Tag unserer Hochzeit hatte, verlor ich binnen eines einzigen Tages." Der Schmerz in meiner Stimme war kaum zu verbergen, aber ich versuchte, das Gespräch wieder zu beleben.

Minerva, die wohl wieder den Wunsch verspürte, das Thema zu wechseln, fügte hinzu: "Ach, und Celeste und ich haben gestern eine kleine Wette abgeschlossen, die bis zu den Weihnachtsferien laufen wird."

"Eine Wette?" fragte Flitwick neugierig.

"Ja", bestätigte Minerva mit einem Lächeln, das ein wenig schelmisch wirkte. "Es geht darum, ob ich herausfinde wer Celeste zu ihrer Schulzeit war, da ich scheinbar schon Hauslehrerin gewesen bin. Ohne Hilfe von anderen. Der Einsatz ist ein Gefallen.

Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. "Ich werde mein Bestes tun, um dich auf Trab zu halten."Das Gespräch wandte sich dem bevorstehenden Schuljahr zu, und ich war froh, dass es gelang, die leichte Spannung aus dem Raum zu vertreiben.

Nach dem Frühstück machte ich mich zusammen mit Pomona zu den Gewächshäusern auf. Sie wollte mir ihr Arsenal an Heilpflanzen zeigen und den Teil der Gewächshäuser den sie freigeräumt hatte, damit ich die Möglichkeit hatte Pflanzen mit meinen Schülern anzubauen, die mehr Platz benötigten als die kleinen Gewächshäuser im Heilkundeklassenzimmer bieten konnten. 

"Normalerweise nehme ich noch den Umweg durch den Glockenturm um ein wenig an die frische Luft zu kommen, aber jetzt mit den Dementoren an den Grenzen..., da nehm ich lieber den direkten Weg." Mir gefror das Blut in den Adern erschrocken blickte ich mich um, auch wenn wir gerade vor der Bibliothek standen. "Dem-, Dementoren?"

Pomona sah mich mitleidig an. "Aber ja, wegen dem jungen Black. Ein Jammer was aus ihm wurde, dabei hatte er ein solches Potenzial. Dir würde ich  raten einen großen Bogen um die Grenzen der Ländereien zu machen, bei dem was du schon alles erlebt hast. Ach, du meine Güte. Liebes, hat man dich nicht vorgewarnt?" 

Einatmen, ausatmen. "Nein, ... , sie sind nur an den Grenzen?" Einatmen, ausatmen. Sie hatte recht. Es war keine gute Idee ihnen zu begegnen. Jetzt erschien mir mein Traum wie eine Warnung. Einatmen, ausatmen. 

"Ja, auf Anweisung von Dumbledore. Das Ministerium war zwar für Dementoren auch dafür, dass sie auf dem Gelände eingesetzt werden, aber Dumbledore konnte sich natürlich durchsetzen.  Liebes, wir sind gleich da." Trotzdem blieb ich stehen. Versuchte meine Gedanken zu ordnen. 

Einatmen, ausatmen. "Sie sind nur an den Grenzen. Nur an den Grenzen", murmelte ich leise für mich. Einatmen, ausatmen. Mein Versuch mich selbst zu beruhigen lief ins leere. Pomona die dies bemerkte nahm meine Hand und führte mich vorsichtig den Gang entlang zu den Gewächshäusern.

Als wir weiter durch das Gewächshaus gingen und Pomona mir die verschiedenen Heilpflanzen zeigte, die sie kultivierte, kam mir eine Frage in den Sinn, die ich schon seit meiner Ankunft hatte.

„Pomona," begann ich zögerlich, „welche anderen Lehrkräfte unterrichten derzeit an der Schule? Ich habe gehört, dass Professor Sinistra dieses Jahr pausiert, weshalb ich zusätzlich Astronomie unterrichten durfte."

Pomona nickte, während sie vorsichtig eine Pflanze mit leuchtend roten Blüten beschnitt. „Ja, Aurora hat sich ein Sabbatjahr genommen, um einige Forschungen in der Astronomie voranzutreiben. Sie wird uns fehlen, aber sie hat es sich wirklich verdient. Und Albus... Dumbledore... ist immer noch auf der Suche nach einem neuen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Dieser Posten scheint tatsächlich verhext zu sein. Wobei er diemal meinte er habe jemanden im Sinn, den er nur noch finden müsse."

„Es war schon immer schwierig, jemanden für diese Position zu finden," bemerkte ich nachdenklich.

Pomona seufzte. „In der Tat. Aber wir haben viele bewährte Lehrkräfte. Minerva McGonagall, wie du bereits weißt, ist immer noch die stellvertretende Schulleiterin und unterrichtet Verwandlung. Filius Flitwick ist unser Meister der Zauberkunst, und ich selbst kümmere mich um Kräuterkunde."

Ich nickte und ließ ihre Worte in meinem Kopf nachklingen. Minerva, Filius und Pomona... sie alle hatten schon zu meiner Zeit in Hogwarts unterrichtet. Es war seltsam, zurückzukehren und dieselben Gesichter zu sehen, die mir als Schülerin vertraut gewesen waren, jetzt aber als Kollegin.

„Professor Kesselbrand geht dieses Jahr in den Ruhestand, nachdem er Jahrzehnte lang die Pflege magischer Geschöpfe unterrichtet hat," fügte Pomona hinzu. „Er wird uns fehlen, aber Hagrid, unser Wildhüter, übernimmt seinen Posten."

„Hagrid?" fragte ich überrascht. „Er unterrichtet jetzt?"

Pomona lächelte. „Ja, er fängt dieses Jahr an. Er hat schon immer eine besondere Verbindung zu magischen Kreaturen gehabt, und Dumbledore hält große Stücke auf ihn. Die Schüler werden ihn bestimmt lieben – obwohl er sich sicher erst an das Unterrichten gewöhnen muss."„Ich kann mir vorstellen, dass Hagrid eine ganze Menge Enthusiasmus mitbringt," sagte ich und stellte mir vor, wie er mit seiner imposanten Gestalt und seinem herzlichen Lachen vor einer Gruppe von Drittklässlern steht.

„Ja, das tut er definitiv," stimmte Pomona zu. „Außerdem haben wir natürlich noch Sybill Trelawney für Wahrsagen – sie ist immer noch genauso geheimnisvoll und eigenwillig wie eh und je. Und Professor Binns unterrichtet weiterhin Geschichte der Zauberei, auch wenn er ab und an vergisst, dass die Schüler nicht unbedingt so begeistert von seinen endlosen Vorträgen sind."

Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Es ist beruhigend zu wissen, dass manche Dinge sich nie ändern."

„Ja, das stimmt," sagte Pomona mit einem sanften Lächeln. „Charity Burbage unterrichtet Muggelkunde, und sie bringt wirklich frischen Wind in das Fach. Sie hat großartige Ideen, wie sie die Schüler für das Thema begeistern kann."

Während wir uns auf den Rückweg ins Schloss machten, warf ich einen letzten Blick auf die Pflanzen um uns herum. Die Erinnerungen an meine Schulzeit wurden immer lebendiger, während ich die Namen der Lehrer hörte, die mir damals schon begegnet waren. Es war, als hätte sich die Welt ein wenig verändert, aber vieles war auch gleich geblieben.

„Danke, Pomona," sagte ich schließlich. „Es ist gut, wieder hier zu sein – auch wenn es sich so anders anfühlt."

Pomona drückte leicht meine Hand. „Es wird nie wieder genau wie früher sein, Liebes. Aber vielleicht ist das auch gut so. Wir wachsen, wir verändern uns, aber Hogwarts bleibt immer ein sicherer Hafen."

Als wir das Schloss erreichten, verspürte ich eine unerwartete Leichtigkeit in meinem Herzen. Vielleicht war es genau das, was ich gebraucht hatte – eine Rückkehr an einen Ort, der mir vertraut war, mit Menschen, die mich an bessere Zeiten erinnerten.In meinem Inneren wusste ich, dass der Weg vor mir noch viele Herausforderungen bereithalten würde. Doch zumindest für diesen Moment fühlte ich mich bereit.

-------------

1186 Wörter

Secrets in the Shadow | Rumtreiber ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt