-18/ Weinachten auf Hogwarts

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Die erste Ferienwoche in Hogwarts begann stiller, als ich erwartet hatte. Während viele meiner Mitschüler nach Hause gefahren waren, um die Feiertage mit ihren Familien zu verbringen, blieb ich zurück. Hermine war mit ihren Eltern auf Skiurlaub, und da Remus, mein Patenonkel, während des Vollmonds etwas Abstand brauchte, blieb ich ebenfalls in der Schule. Es wäre ohnehin zu gefährlich gewesen, diese Woche bei ihm zu verbringen. Also war ich das einzige Mädchen aus meinem Jahrgang, das über Weihnachten in Hogwarts blieb.

Trotzdem fühlte ich mich nicht allein. Harry, Ron und die Weasleys blieben auch hier, und sogar Draco Malfoy und seine Freunde. Allerdings verbrachte ich den größten Teil meiner Zeit bei den Gryffindors. Das Gefühl, Teil ihrer Gemeinschaft zu sein, gab mir Trost, auch wenn das Schloss in den Ferien oft sehr still war.

Da ich das einzige Mädchen war, erlaubte Professor McGonagall mir, die Nächte im Gryffindor-Schlafsaal der Jungen zu verbringen. Ron und Harry fanden es großartig, dass ich bei ihnen bleiben durfte, auch wenn Ron immer wieder betonte, dass es „ziemlich merkwürdig" sei, ein Mädchen in ihrem Schlafsaal zu haben.

„Du schnarchst wirklich laut, Luna", sagte Ron eines Abends mit einem breiten Grinsen, als wir uns ins Bett legten. „Hätte ich nie gedacht."

„Und ich dachte immer, das wäre dein Job, Ron", konterte ich und lachte, während Harry sich ebenfalls ein Lachen nicht verkneifen konnte.

Trotz der merkwürdigen Schlafarrangements fühlte ich mich wohl. Die Wärme und Kameradschaft der Jungs halfen mir, die Einsamkeit der Ferien zu vergessen.

Eines Morgens, kurz nach dem Frühstück, beschloss ich, meinen Großvater zu besuchen. Es war schon lange her, dass ich ihn gesehen hatte, und ich vermisste unsere Gespräche. Die Gänge des Schlosses waren leer, als ich mich auf den Weg zu seinem Büro machte. Professor McGonagall hatte mir das Passwort gegeben – „Zitronenbrause" – und so stand ich wenig später vor der steinernen Wasserspeierskulptur, die den Eingang zu Dumbledores Büro bewachte.

„Ah, Luna", sagte mein Großvater mit einem Lächeln, als ich eintrat. Er saß hinter seinem Schreibtisch, die Finger zu einer Pyramide geformt. „Es ist schön, dich zu sehen. Ich habe schon erwartet, dass du mich besuchen kommst."

„Ich dachte, es wäre ein guter Zeitpunkt, um mal vorbeizuschauen", antwortete ich und setzte mich in den bequemen Sessel vor seinem Schreibtisch.

Wir sprachen eine Weile über meine Erlebnisse in Hogwarts. Ich erzählte ihm von meinem ersten Quidditchspiel, den Unterrichtsstunden und meinen neuen Freunden. Es fühlte sich immer gut an, mit meinem Großvater zu sprechen. Er hatte eine Art, mich zu beruhigen, selbst wenn er mir nur zuhörte.

Nach einer Weile zog er eine kleine Schachtel aus der Schreibtischschublade und schob sie mir über den Tisch. „Das hier wollte ich dir schon länger geben, Luna."

Ich öffnete die Schachtel und zog eine goldene Kette mit einem kleinen Anhänger heraus. Der Anhänger war filigran gearbeitet, und in der Mitte funkelte ein winziger Stein. Es war atemberaubend.

„Es gehörte deiner Mutter", sagte Dumbledore leise. „Ich dachte, du solltest es jetzt haben."

Für einen Moment war ich sprachlos. Ich betrachtete die Kette in meinen Händen, und Tränen stiegen mir in die Augen. „Danke, Großvater", flüsterte ich. „Es ist wunderschön."

Dumbledore lächelte sanft. „Ich weiß, dass du viele Fragen über deine Mutter hast. Leider hatte ich selbst kein besonders enges Verhältnis zu ihr. Sie und ich... wir waren uns nicht immer einig."

Ich sah ihn überrascht an. „Wirklich?"

Er nickte langsam. „Gwen und ich hatten sehr unterschiedliche Ansichten über viele Dinge. Aber sie war eine außergewöhnliche Hexe. Wenn du mehr über sie erfahren möchtest, solltest du mit Professor McGonagall oder Severus sprechen. Sie kannten sie besser als ich."

„Ich werde das tun", sagte ich und legte die Kette vorsichtig um meinen Hals. Sie fühlte sich warm und vertraut an, fast so, als würde sie mich beschützen.

Nachdem ich mich von Dumbledore verabschiedet hatte, ging ich langsam durch das Schloss zurück. Es war seltsam, zu hören, dass mein Großvater und meine Mutter kein besonders gutes Verhältnis hatten. Irgendwie hatte ich immer gedacht, dass sie sich gut verstanden hätten. Aber vielleicht war das Leben komplizierter, als ich es mir als Kind vorgestellt hatte.

Am Nachmittag traf ich Harry, Ron und die Weasleys draußen im Schnee. Fred und George hatten bereits eine gigantische Schneeballschlacht organisiert, und ich konnte nicht widerstehen, mitzumachen.

„Luna!", rief Fred lachend, als ich mich zu ihnen gesellte. „Bist du bereit, ein paar Slytherins mit Schneebällen zu erledigen?"

„Immer doch!", rief ich zurück und schnappte mir einen Schneeball. Draco und seine Freunde waren auf der anderen Seite des Hofs und machten sich ebenfalls bereit. Die Schlacht war intensiv, und der Schnee flog in alle Richtungen, aber es machte unglaublich viel Spaß. Auch wenn Draco und seine Freunde normalerweise nicht meine erste Wahl an Gesellschaft waren, war es heute einfach nur eine lustige Schneeballschlacht.

Als der Abend kam, zog ich mich mit Harry und Ron wieder in den Gryffindor-Gemeinschaftsraum zurück. Wir saßen gemütlich vor dem Kamin und tranken heißen Kakao, während die Flammen sanft knisterten.

„Das war eine gute Schlacht heute", sagte Ron und lehnte sich in seinem Sessel zurück. „Ich wette, die Slytherins brauchen eine Weile, um sich davon zu erholen."

„Wahrscheinlich", lachte ich. „Aber Fred und George haben definitiv gewonnen."

„Keine Frage", stimmte Harry zu und sah mich an. „Wie war es eigentlich bei Dumbledore?"

Ich lächelte und spielte mit der goldenen Kette um meinen Hals. „Es war schön. Er hat mir diese Kette gegeben. Sie gehörte meiner Mutter."

Harry und Ron betrachteten die Kette interessiert, und ich erzählte ihnen von meinem Gespräch mit Dumbledore.

„Ich wusste nicht, dass du noch so viele Fragen über deine Mutter hast", sagte Ron leise. „Aber ich denke, es ist gut, dass du jetzt diese Verbindung zu ihr hast."

„Ja, das finde ich auch", antwortete ich nachdenklich.

Der Rest der Woche verging wie im Flug. Ich nutzte die Zeit, um etwas zusätzlichen Unterrichtsstoff zu lernen und Zeit mit meinen Freunden zu verbringen. Da Hermine nicht da war, half ich Neville in der Bibliothek bei seinen Hausaufgaben. Neville hatte in letzter Zeit erstaunliche Fortschritte gemacht, besonders in Verwandlung, und es freute mich, ihm dabei helfen zu können.

„Du bist wirklich gut darin, Dinge zu erklären", sagte Neville schüchtern, als wir in der Bibliothek saßen.

„Danke, Neville", antwortete ich lächelnd. „Du wirst immer besser, glaub mir."

Die Abende verbrachten wir oft im Gemeinschaftsraum, und manchmal unternahm ich Spaziergänge durch den verschneiten Wald am Rande des Schlossgeländes. Merlin, meine Schleiereule, flog oft mit mir, und es war ein friedlicher Abschluss für jeden Tag.

Am letzten Tag der ersten Ferienwoche saß ich wieder mit Harry und Ron im Gemeinschaftsraum. Der Schnee fiel leise gegen die Fenster, und es war eine seltsame, aber angenehme Ruhe eingekehrt.

„Luna", sagte Harry plötzlich, „ich bin froh, dass du bei uns geblieben bist. Es wäre nicht dasselbe ohne dich gewesen."

Ich lächelte. „Ich bin auch froh, dass ich hier bin. Hogwarts ist für mich wie ein zweites Zuhause geworden."

In diesem Moment wusste ich, dass ich in Hogwarts mehr gefunden hatte als nur eine Schule. Ich hatte eine Familie gefunden – Freunde, die wie Brüder und Schwestern waren, und ein Gefühl von Geborgenheit, das mir zeigte, dass ich niemals allein war.

Luna Black -die Magie ErwachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt