Kapitel 33

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Die Minuten verstrichen, während wir in der Dunkelheit des alten Waggons verharrten. Draußen waren die Schritte der Polizisten kaum noch zu hören, aber wir wagten es nicht, uns zu bewegen. Yoongi blieb nah bei mir, sein Atem ging ruhig und gleichmäßig, was mir half, meine eigene Atmung zu kontrollieren.

Nach einer Weile lockerte er seine Hand, die immer noch auf meinem Rücken lag, und ich spürte, wie seine Finger sanft über meine Wirbelsäule strichen. Es war eine kleine Geste, aber sie jagte mir einen Schauer über den Rücken. Mir wurde heiß und ich konnte das Pochen meines Herzens nicht ignorieren.

Ich wusste nicht, ob es die Angst vor der Entdeckung war oder die Tatsache, dass wir uns in dieser engen Dunkelheit befanden, aber plötzlich erschien mir jede kleine Bewegung, jeder Atemzug von ihm bedeutungsschwer. Ich drehte meinen Kopf leicht zu ihm und bemerkte, wie nah seine Lippen meinen waren. Nur ein paar Zentimeter trennten uns.

"Yoongi..." flüsterte ich, aber meine Stimme war kaum zu hören.

Er sah mich an, seine Augen funkelten selbst im Dunkeln. "Ja?" antwortete er sanft und ließ seine Hand noch etwas tiefer gleiten, sodass sie nun fast meine Taille umfasste. Es war wie ein stilles Versprechen, eine Beruhigung, dass alles in Ordnung war, dass ich ihm vertrauen konnte.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Die Worte blieben mir im Hals stecken, während ich versuchte, die wirbelnden Gedanken in meinem Kopf zu ordnen. Aber bevor ich weitersprechen konnte, hörten wir plötzlich, wie draußen Schritte näher kamen. Die Stimmen der Polizisten waren wieder zu hören, und sie klangen viel näher als zuvor.

Yoongi zog mich sofort noch enger an sich und ich presste mich gegen seine Brust, während wir beide die Luft anhielten. Sein Herzschlag schlug gegen meine Brust, und ich konnte das  gleichmäßige Pochen fühlen, das mich in dem Moment etwas beruhigte. Die Wärme seines Körpers durchströmte mich, und obwohl ich wusste, dass wir gerade in einer riskanten Situation steckten, fühlte ich mich in seiner Nähe sicher.

Ein paar quälende Minuten vergingen, die Stimmen draußen wurden wieder leiser, und schließlich hörten wir, wie sich die Schritte entfernten. Yoongi atmete leise aus, und ich tat es ihm nach. Langsam lockerte er seinen Griff um mich, aber seine Hand blieb auf meiner Taille liegen.

„Ich denke, sie sind weg", flüsterte er, und ich konnte das Lächeln in seiner Stimme hören. „Aber lass uns noch einen Moment hier bleiben, nur um sicherzugehen."

Ich nickte, auch wenn ich wusste, dass er es im Dunkeln nicht sehen konnte. Die Erleichterung darüber, dass wir nicht erwischt worden waren, mischte sich mit einer seltsamen Enttäuschung, dass dieser Moment bald vorbei sein könnte. Die Nähe zu Yoongi, die ich in dieser kurzen Zeit gespürt hatte, war überwältigend und verwirrend zugleich.

„Danke, dass du bei mir geblieben bist", sagte ich schließlich leise. Meine Stimme zitterte leicht, und ich hoffte, dass er es nicht bemerkte.

Yoongi lächelte sanft und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Immer doch", antwortete er. „Ich lass dich doch nicht einfach so hängen."

Seine Worte und die sanfte Berührung ließen mein Herz noch schneller schlagen. In der Dunkelheit des Waggons war es, als ob die Welt draußen nicht mehr existierte, als wären wir nur wir zwei, in diesem winzigen, stillen Raum.

Aber dann hörte ich wieder entferntes Gemurmel. Wir mussten vorsichtig sein. „Vielleicht sollten wir gehen", flüsterte ich, auch wenn ein Teil von mir noch länger in dieser schützenden Dunkelheit verweilen wollte.

Yoongi nickte. „Ja, du hast recht. Lass uns leise sein und sicherstellen, dass die Luft rein ist."

Langsam und vorsichtig öffneten wir die Tür des Waggons. Die kalte Nachtluft strömte hinein und brachte mich ein wenig zur Besinnung. Draußen war es still, nur das gelegentliche Knistern des Windes in den Bäumen war zu hören. Wir schlichen uns hinaus, die Ohren gespitzt, und hielten uns in den Schatten, bis wir sicher waren, dass die Polizisten wirklich verschwunden waren.

Yoongi hielt meine Hand, während wir uns durch die Dunkelheit bewegten und erst als wir weit genug weg von den Abstellgleisen waren, ließ er sie los. „Das war knapp", sagte er mit einem schiefen Grinsen, und ich konnte das Adrenalin in seiner Stimme hören.

„Ja", stimmte ich zu und spürte, wie mein Herzschlag sich allmählich beruhigte. „Aber irgendwie, war es auch aufregend."

Er sah mich an, und für einen Moment blitzte etwas in seinen Augen auf, etwas, das ich nicht ganz deuten konnte. „Mit dir ist es immer aufregend, Jimin", sagte er leise, bevor er sich abwandte und in die Nacht hinaussah.


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