Kapitel 34

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Die Stille der Nacht umgab uns, während wir uns weiter durch die leeren Straßen schlichen. Mein Herz hatte sich allmählich beruhigt, aber die Aufregung über das, was gerade passiert war, vibrierte immer noch in mir. Yoongi blieb dicht bei mir, und die Wärme seiner Anwesenheit beruhigte mich mehr, als ich zugeben wollte.

„Wohin jetzt?" flüsterte ich, während wir uns weiter von den Abstellgleisen entfernten. Die Straßen waren verlassen, und das Mondlicht warf lange Schatten auf den Asphalt.

Yoongi blieb kurz stehen und sah sich um. „Lass uns zurück zu mir gehen", schlug er vor. „Es ist nicht weit von hier, und wir können uns dort ein bisschen ausruhen."

Ich zögerte. Die Idee, mehr Zeit allein mit Yoongi zu verbringen, brachte mein Herz erneut zum schneller schlagen, aber ich wollte nicht, dass er es bemerkte. „Okay", sagte ich schließlich leise, und wir setzten unseren Weg in die Richtung fort, die zu seiner Wohnung führte.

Als wir schließlich bei Yoongi ankamen, öffnete er leise die Tür und bedeutete mir, ihm zu folgen. Seine Wohnung war klein und gemütlich,  ich hatte sie schon mal gesehen, aber diesmal fühlte sich alles anders an. Der Raum schien in ein sanftes, beruhigendes Licht getaucht, und ich konnte das leise Summen eines alten Ventilators hören, das die Stille füllte.

„Setz dich", sagte Yoongi und deutete auf das Sofa. „Ich hole uns etwas zu trinken."

Ich ließ mich auf das Sofa fallen und sah mich um, während Yoongi in die kleine Küche verschwand. Meine Gedanken rasten. Die Ereignisse der Nacht hatten etwas in mir ausgelöst, und ich konnte nicht genau sagen, was es war. Es war ein Gefühl von Aufregung und Nervosität, gemischt mit einer warmen Vertrautheit, die ich immer empfand, wenn ich bei Yoongi war.

Kurze Zeit später kam Yoongi mit zwei Gläsern Wasser zurück und reichte mir eines. „Hier", sagte er mit einem leichten Lächeln. „Du siehst aus, als könntest du das gebrauchen."

Ich nahm das Glas dankbar an und nahm einen großen Schluck. „Danke", murmelte ich, immer noch unsicher, wie ich meine Gedanken in Worte fassen sollte.

Yoongi setzte sich neben mich, etwas näher als sonst, und lehnte sich entspannt zurück. „Was für eine Nacht, hm?" sagte er, und ich konnte das Lächeln in seiner Stimme hören.

Ich nickte und spürte, wie sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen schlich. „Ja, das war unerwartet", stimmte ich zu. „Aber irgendwie war es auch ich weiß nicht, befreiend?"

Yoongi lachte leise. „Das ist das Beste an solchen spontanen Aktionen. Sie lassen dich für einen Moment alles andere vergessen."

Ich sah ihn an, und für einen Augenblick trafen sich unsere Blicke. Da war wieder dieses Kribbeln, das durch meinen Körper ging, dieses unbestimmte Gefühl, das ich nicht ignorieren konnte. „Yoongi", begann ich zögernd, „was ist das eigentlich zwischen uns?"

Er schaute mich überrascht an, und ich konnte sehen, wie seine Augen kurz aufflackerten, als würde er die richtigen Worte suchen. „Ich weiß es nicht genau", gab er schließlich zu, seine Stimme war leise und ehrlich. „Aber ich denke, das ist okay. Wir müssen nicht alles sofort wissen."

Seine Antwort überraschte mich nicht wirklich. Sie war so typisch Yoongi , gelassen und ruhig, als hätte er sich schon lange mit dieser Ungewissheit abgefunden. Ich hingegen war voller Fragen, doch ein Teil von mir wusste, dass er recht hatte. Vielleicht mussten wir nicht alles sofort verstehen. Vielleicht reichte es, einfach diesen Moment zu genießen, ohne über die Konsequenzen nachzudenken.

Ich lehnte mich zurück und ließ meine Hand neben seine auf das Sofa sinken, ganz nah, sodass unsere Finger sich fast berührten. „Ja", flüsterte ich, „vielleicht hast du recht."

Für eine Weile saßen wir einfach nur da, nebeneinander, und ließen die Stille zwischen uns sprechen. Und in dieser Stille fühlte ich etwas, das ich lange nicht gespürt hatte, eine tiefe, beruhigende Zufriedenheit. Was auch immer zwischen uns war, ich wusste, dass es etwas Besonderes war. Etwas, das es wert war, erforscht zu werden, egal wohin es führen würde.

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