Kapitel 8

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Der nächste Morgen dämmerte langsam heran, und die ersten Sonnenstrahlen kämpften sich durch die Vorhänge des kleinen Wohnzimmers. Yoongi war irgendwann in der Nacht eingeschlafen, sein Kopf auf die Sofalehne gebettet, sein Gesicht jetzt friedlich und entspannt. 

Ich stand leise auf und schlich mich in die Küche, um Kaffee zu machen. Es war Sonntag, normalerweise verbrachte ich den Sonntagmorgen mit meiner Tante, bei der ich seit ein paar Jahren lebte. 

Während der Kaffee durchlief, dachte ich darüber nach, wie Komisch dieser Momenteigentlich  war. Yoongi und ich hatten uns bisher nur flüchtig gekannt und waren auch nicht grade gut gestartet,  aber etwas in seinen Augen  hatte mich dazu gebracht, ihm die Tür zu öffnen. Vielleicht war es das vertraute Gefühl der Einsamkeit, das ich in ihm erkannt hatte, eine Einsamkeit, die ich selbst nur zu gut kannte, seit ich bei meiner Tante lebte und versuchte, meinen Platz in einer Welt zu finden, die mir oft fremd vorkam.

Als ich zurück ins Wohnzimmer ging, sah ich, dass Yoongi wach war. Er blinzelte schläfrig und setzte sich auf, rieb sich den Schlaf aus den Augen. 

"Morgen"

sagte er mit einer rauen Stimme, noch müde von der kurzen Nacht.

„Guten Morgen"

 antwortete ich und setzte mich wieder zu ihm auf das Sofa. 

„Ich habe Kaffee gemacht. Möchtest du eine Tasse?"

Yoongi nickte dankbar, und ich ging zurück in die Küche, um zwei Tassen zu holen. Als ich ihm eine reichte, umfasste er die Tasse mit beiden Händen und blickte eine Weile auf die dampfende Flüssigkeit, bevor er mich wieder ansah.

„Danke, dass du mich gestern Nacht rein gelassen hast"

 sagte er leise. 

„Ich weiß nicht, was ich sonst gemacht hätte."

Ich lächelte und schüttelte den Kopf.

 „Mach dir keine Sorgen darum. Manchmal brauchen wir alle jemanden, der uns auffängt. Außerdem... ich bin auch nicht gerade jemand, der viele Leute um sich hat." 

Ich zuckte mit den Schultern. 

„Meine Tante ist meistens beschäftigt, und naja, es ist nicht immer einfach."

Yoongi nahm einen Schluck Kaffee und nickte verständnisvoll. 

„Ich verstehe"

 sagte er schließlich. 

„Es ist schwer, einen Ort zu finden, wo man wirklich hingehört."

Eine Weile saßen wir schweigend da, nippten an unseren Tassen und hörten den Geräuschen des beginnenden Sonntags zu, die langsam durch das Fenster drangen. Es war eine einfache, ruhige Stille, aber sie fühlte sich warm an, wie eine sanfte Umarmung, die man manchmal einfach braucht, um die Welt ein wenig heller erscheinen zu lassen.


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