An diesem Morgen war etwas anders. Als ich meine Augen öffnete, fühlte ich mich ungewöhnlich leicht, fast als hätte die Schwere der letzten Wochen endlich nachgelassen. Die Sonnenstrahlen, die durch die Vorhänge fielen, tauchten mein Zimmer in ein warmes, goldenes Licht. Ich atmete tief ein, spürte die Frische des neuen Tages und das sanfte Kribbeln von Vorfreude in meinem Bauch.
Ich schwang die Beine aus dem Bett und stand auf, meine Füße fühlten sich erstaunlich leicht an, als ob sie den Boden kaum berührten. Im Badezimmer angekommen, ließ ich mich unter die warme Dusche gleiten. Das Wasser rann über meine Haut, wusch die Reste des Schlafes und die Sorgen der letzten Tage weg. Ich schloss die Augen und genoss das Gefühl, wie das warme Wasser mich in einen beruhigenden Kokon einhüllte. Als ich schließlich aus der Dusche stieg, fühlte ich mich wie ein neuer Mensch. Ich zog ein frische Kleidung an und schminkte mich etwas. Mit einem letzten Blick in den Spiegel fasste ich mir ein Herz und machte mich auf den Weg nach unten in die Küche.
Schon auf dem Treppenabsatz konnte ich die lebhaften Stimmen der anderen Künstler hören. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee erfüllte die Luft und verstärkte die seltsame, aber angenehme Vorfreude, die mich durch den Morgen begleitet hatte. Als ich die Küchentür öffnete, wurde ich von Lena mit einem strahlenden Lächeln begrüßt. „Guten Morgen, Valli!" rief sie fröhlich und winkte mir zu. „Schön, dich zu sehen."„Guten Morgen, Lena," antwortete ich und konnte nicht anders, als ihr Lächeln zu erwidern. Ich setzte mich an den Tisch, griff nach einem Stück Obst und goss mir eine Tasse Kaffee ein. Die Gespräche um mich herum drehten sich vor allem um den bevorstehenden Abend, an dem wir alle unsere Versionen der Mark-Forster-Lieder präsentieren sollten. Die Aufregung war förmlich greifbar, und ich spürte, wie mein eigenes Herz schneller schlug. „Ich bin so gespannt, wie die verschiedenen Versionen klingen werden," sagte einer der Künstler mit einem breiten Grinsen. „Es wird bestimmt ein großartiger Abend." „Ja, das wird es sicher," fügte Lena hinzu, ihre Augen funkelten vor Vorfreude. „Jeder hat so viel Herzblut in seine Version gesteckt." Ich nippte an meinem Kaffee und ließ die Worte auf mich wirken. Diese Gemeinschaft, das gemeinsame Arbeiten an etwas, das uns allen so wichtig war, erfüllte mich mit einem Gefühl von Zugehörigkeit, das ich lange vermisst hatte.
Nach dem Frühstück beschloss ich, mich etwas zurückzuziehen und mich noch einmal an das Piano in einem der Proberäume zu setzen. Die sanften Klänge des Pianos, die durch den Raum hallten, beruhigten mich und halfen mir, mich auf den bevorstehenden Abend zu konzentrieren. Ich spielte die Melodie meines Liedes, welches ich heute Abend spielen werde, ließ meine Finger leicht über die Tasten gleiten, während ich versuchte, die Emotionen, die ich ausdrücken wollte, in die Musik fließen zu lassen.
Plötzlich hörte ich ein leises Knarzen an der Tür. Ich drehte mich um und sah Steff im Türrahmen stehen. Ihre Augen waren glasig, als ob sie kurz davor wäre, eine Träne zu verdrücken. „Valli," sagte sie mit zitternder Stimme, „das war einfach wunderschön." „Oh, danke," stotterte ich verlegen, während ich versuchte, den plötzlichen Ansturm von Gefühlen zu unterdrücken, der ihre Worte in mir auslösten. Steff schloss leise die Tür hinter sich und trat näher. „Darf ich mich zu dir setzen?" fragte sie leise. Ich nickte, und sie setzte sich neben mich ans Piano. Die Nähe zu ihr fühlte sich unerwartet beruhigend an, fast so, als würde ihre Anwesenheit mir die Kraft geben, die ich brauchte, um durch den Tag zu kommen. „Kannst du mir vielleicht noch einmal zeigen, wie du das machst?" fragte Steff, ihre Augen waren voller Neugier und Bewunderung. „Ich würde so gerne lernen, wie man so spielt wie du." „Natürlich," antwortete ich und begann, ihr wieder einige einfache Handgriffe zu zeigen. Steff folgte meinen Erklärungen aufmerksam, und ich bemerkte, wie sich die Atmosphäre zwischen uns erneut veränderte. Es war, als ob sich ein unsichtbares Band zwischen uns spannte, das uns miteinander verband, während wir gemeinsam die Tasten drückten. „Hier," sagte ich sanft, als sie Schwierigkeiten hatte, den richtigen Ton zu treffen. „Leg deine Finger so." Ohne nachzudenken, griff ich erneut nach ihrer Hand, um ihre Finger in die richtige Position zu bringen. Die Wärme ihrer Hand unter meiner fühlte sich, wie gestern, angenehm und vertraut an. Unsere Blicke trafen sich, und für einen Moment schien die ganze Welt um uns herum zu verschwinden. „Versuch, den Druck gleichmäßig zu verteilen," flüsterte ich, während ich ihre Hand führte. „Nicht zu fest, nicht zu locker." Steff nickte, ihre Augen leuchteten vor Begeisterung. „Das fühlt sich schon viel besser an. Danke, Valli." Nach einer Weile gelang es ihr tatsächlich, einige Griffe alleine zu spielen. Ihr Gesicht strahlte vor Stolz, und ein Gefühl von Freude und Stolz erfüllte auch mich. Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass ich dieses Gefühl wieder spürte. „Du machst das wirklich gut," sagte ich, meine Stimme war voller Anerkennung. „Du solltest stolz auf dich sein." Steff sah mir tief in die Augen, und ich spürte, wie eine unerwartete Welle von Emotionen in mir aufstieg. Plötzlich nahm sie mich in den Arm, und ich war überwältigt von der Intensität dieser plötzlichen Nähe. Doch anstatt in Panik zu geraten, ließ ich die Umarmung zu. Es war das erste Mal seit den schlimmen Ereignissen mit meinem Vater, dass ich jemandem so nahe kam. Der Duft von Steff, eine Mischung aus Rose und etwas Unbekanntem, hüllte mich ein und gab mir ein Gefühl von Sicherheit, das ich lange nicht mehr gekannt hatte. Als sich unsere Umarmung löste, sah Steff mir erneut in die Augen. „Wir sollten uns langsam fertig machen für die Aufnahmen," sagte sie sanft und lächelte. „Ja, du hast recht," stimmte ich zu und machte mich auf den Weg zurück in mein Zimmer.
Dort zog ich mein Bühnenoutfit an – die enge schwarze Jeans, meine Doc Martens, das weiße Shirt und die Lederjacke. Es war ein Outfit, das mir sowohl Selbstvertrauen als auch Schutz gab, etwas, das ich heute Abend dringend brauchte. Als sich alle Künstler im „Sing meinen Song"-Setting einfanden, suchte ich mir einen Platz. Steff setzte sich neben mich und zwinkerte mir aufmunternd zu. Ihre Geste beruhigte mich, und ich spürte, wie ein Teil meiner Nervosität von mir abfiel. Der Abend war ein voller Erfolg. Mit Steff an meiner Seite, fühlte ich mich geborgen, auch wenn ich diese Gefühle noch nicht ganz einordnen konnte. Die Auftritte der anderen Künstler waren beeindruckend, und die Atmosphäre war voller positiver Energie. Schließlich war ich an der Reihe. Mit klopfendem Herzen setzte ich mich auf die kleine, hölzerne Bühne ans Piano. Die ersten Töne von „Königin Schwermut" füllten den Raum, und als ich zu singen begann, spürte ich, wie sich meine Stimme sanft erhob und zu den Anderen durchdrang. Meine hauchzarte, klare Stimme ließ alle still werden, und ich konnte spüren, wie die Emotionen der Zuschauer in der Luft lagen. Als ich den letzten Ton gespielt hatte, herrschte für einen Moment Stille, bevor alle applaudierten.
Nach den Aufnahmen machten sich alle bereit, den Abend in der Villa ausklingen zu lassen. Doch ich wollte, wie gewohnt, zurück in mein Zimmer, um mich für den morgigen Tag auszuruhen. Auf dem Weg dorthin wurde ich von Steff aufgehalten. „Valli," sagte sie leise, ihre Stimme war voller Zuneigung, „dein Auftritt war großartig. Du bist wirklich toll, so wie du bist." Ihre Worte drangen tief in mich ein, und als sie mir tief in die Augen sah, spürte ich, wie eine warme, beruhigende Welle durch mich hindurchging. Dann lächelte sie und ging zurück zu den anderen. Völlig perplex stand ich noch einen Moment da, bevor ich schließlich in mein Zimmer verschwand. Ich ließ ihre Worte nachklingen und spürte, wie sich in mir etwas veränderte. Vielleicht war es gar nicht so schlimm, wie ich immer dachte. Vielleicht gehörte ich tatsächlich hierher. Mit diesen Gedanken legte ich mich schlafen, diesmal in einen traumlosen und erholsamen.
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𝘚𝘵𝘳𝘰𝘯𝘨𝘦𝘳 𝘸𝘪𝘵𝘩 𝘺𝘰𝘶 - 𝘚𝘵𝘦𝘧𝘧 𝘍𝘢𝘯𝘧𝘪𝘤𝘵𝘪𝘰𝘯
FanfictionIn der Geschichte begleiten wir Valeria, eine aufstrebende Sängerin, die sich in der deutschen Musikszene noch wie ein ungeschliffener Diamant fühlt. Sie ist unsicher, hat mit tiefen Ängsten und Selbstzweifeln zu kämpfen und steht nun vor einer groß...