Hoch hinaus

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Der Morgen begann mit einem gedämpften Licht, das durch die Wolken schimmerte und den Tag mit einer sanften Melancholie einhüllte. Als ich meine Augen öffnete, spürte ich die Schwere der letzten Nacht noch immer auf meinem Herzen lasten. Es war ein seltsames Gefühl, wie ein Knoten in meiner Brust, der sich nicht lösen wollte. Heute war unser Off-Day, der Tag, an dem wir keine festen Verpflichtungen hatten und unsere Zeit frei gestalten konnten. Doch in meinem Kopf kreisten nur die Gedanken an Steff und die Entscheidung, die ich getroffen hatte, mich von ihr fernzuhalten.

Ich war noch nie gut darin gewesen, klare Grenzen zu ziehen, vor allem nicht, wenn es um meine Gefühle ging. Doch nach gestern Nacht wusste ich, dass ich es tun musste. Die Nähe zu Steff hatte etwas in mir geweckt, etwas, das mich gleichermaßen ängstigte und anzog. Aber ich konnte es mir nicht leisten, in dieser Welt der Glitzer und Kameras verwundbar zu sein. Und mehr noch, ich wollte Steff nicht in eine Lage bringen, die ihre Karriere oder ihre Band gefährden könnte. Sie war zu sehr Teil dieses Showgeschäfts, und ich? Ich hatte gerade erst angefangen, meinen Platz darin zu finden.

Mit diesen Gedanken im Kopf stand ich auf, zog mir bequeme Kleidung an und machte mich auf den Weg zur Küche. Der Duft von frischem Kaffee und gebratenem Speck wehte mir bereits entgegen, als ich den Flur entlangging. Auf halbem Weg öffnete sich eine Tür, und Lena trat heraus, ein Lächeln auf den Lippen. „Guten Morgen, Valli! Bereit für einen freien Tag?" fragte sie, während sie die Tür hinter sich schloss und sich mir anschloss. „Morgen, Lena", antwortete ich und zwang mich zu einem Lächeln. „Ja, ich denke schon."

Wir gingen nebeneinander her, und Lena begann, über den gestrigen Tag zu plaudern. Sie versuchte, mich ein wenig aus der Reserve zu locken, stellte Fragen über meine Eindrücke und lachte über kleine Anekdoten. Es tat gut, mit ihr zu sprechen, und langsam ließ die Anspannung etwas nach. Ich fühlte mich wohl in ihrer Gesellschaft, fast so, als könnte ich für einen Moment vergessen, was mich innerlich zerriss.

Als wir die Küche erreichten, war der Raum bereits voller Leben. Steff und Yvonne saßen draußen auf der Terrasse und tranken Kaffee, während Mark und Michael am Tisch saßen und sich angeregt unterhielten. Lena setzte sich neben Mark, und ich nahm den Platz neben Michael ein. Gerade als ich mich setzte, bemerkte ich, wie vertraut Mark Lena ansah. Es war ein Blick, der Wärme und Zuneigung ausstrahlte, und es verwirrte mich ein wenig, aber gleichzeitig fand ich es süß. In diesem Moment wünschte ich mir, dass ich diese Leichtigkeit auch empfinden könnte, ohne die schwere Last, die mein Herz drückte.

„Und, Valli, wie hast du geschlafen? Geht's dir gut?" fragte Michael, und seine Stimme holte mich aus meinen Gedanken.„Ja, ganz gut, danke", log ich und zwang mich zu einem Lächeln. „Und dir?" „Auch gut", antwortete er und begann, von den Nächten auf Tour zu erzählen. „Man gewöhnt sich irgendwann daran, aber es gibt Nächte, da sehnt man sich nach einem richtigen Bett." Ich hörte ihm aufmerksam zu, denn seine Geschichten faszinierten mich. Ich hatte noch nie eine Tour erlebt und konnte mir nicht vorstellen, wie es war, von Ort zu Ort zu ziehen, Abend für Abend auf der Bühne zu stehen. „Das klingt wirklich spannend", sagte ich und bemerkte, wie mein Interesse wuchs. „Ich hoffe, dass ich auch mal die Gelegenheit habe, auf Tour zu gehen." „Das wirst du sicher, Valli", sagte er aufmunternd. „Es ist eine unglaubliche Erfahrung, und du wirst es lieben."

Während wir weiter frühstückten, betrat plötzlich Steff die Küche. Sie trug ihre leere Kaffeetasse in der Hand und stellte sie in die Spüle. Unser Blick traf sich für einen Moment, und sie lächelte mich an, dieses Lächeln, das mein Herz jedes Mal schneller schlagen ließ. Ich spürte, wie sich mein Magen zusammenzog, und meine Brust krampfte sich vor lauter Gefühlen zusammen, doch ich wandte mich ab und tat, als hätte ich es nicht bemerkt. Ich musste stark bleiben, ich durfte nicht nachgeben. Steff schien verwirrt, doch sie sagte nichts, nahm sich nur einen Moment Zeit, bevor sie wieder hinaus zu Yvonne ging. Ich fühlte ihre Verwirrung wie einen Stich in meinem Herzen, aber ich konnte nicht anders. Ich musste diese Distanz wahren, um mich selbst zu schützen.

𝘚𝘵𝘳𝘰𝘯𝘨𝘦𝘳 𝘸𝘪𝘵𝘩 𝘺𝘰𝘶 - 𝘚𝘵𝘦𝘧𝘧 𝘍𝘢𝘯𝘧𝘪𝘤𝘵𝘪𝘰𝘯Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt