Nur kurz glücklich

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich mich erstaunlich viel besser als am Tag davor. Der dumpfe Schmerz in meinem Kopf war verschwunden, und die Erschöpfung, die mich gestern noch beherrscht hatte, war abgeklungen. Ich lag einige Minuten in meinem Bett und atmete tief durch. Heute war der Tag, an dem ich mit Steff reden würde. Die Nervosität setzte schnell ein, mein Herz klopfte schneller, aber gleichzeitig wusste ich, dass dieses Gespräch unausweichlich war. Wir mussten das klären, egal wie es ausgehen würde.

Mit einem entschlossenen Seufzen schwang ich mich aus dem Bett und entschied, erstmal unter die Dusche zu gehen. Das warme Wasser beruhigte mich ein wenig, und als ich mich abtrocknete und mich anzog, fühlte ich mich beinahe bereit, dem Tag entgegenzutreten.

Ich war noch unschlüssig, wie ich das Gespräch mit Steff beginnen sollte, aber zuerst wollte ich nicht alleine frühstücken. Also machte ich mich auf den Weg zu Lena. Ich klopfte an ihre Tür, und als sie öffnete, strahlte sie mich an. „Morgen, Valli! Schön, dass du mich zum Frühstück begleitest." „Gerne", lächelte ich zurück. Es tat gut, so eine positive Energie um sich zu haben. Gemeinsam gingen wir in die Küche hinunter.

Als wir die Küche betraten, saß Steff bereits am Esstisch. Sie schien tief in ihr Handy vertieft zu sein, einen dampfenden Kaffee vor sich. Für einen Moment bemerkte sie uns gar nicht, erst als ich an ihr vorbeiging und sie leicht am Arm streifte, schaute sie auf. Unsere Blicke trafen sich, und sie lächelte mich warm an. Es war dieses Lächeln, das mich für einen Moment die ganze Unsicherheit vergessen ließ.

Lena setzte sich zu ihr, und ich nahm ebenfalls Platz. Wir unterhielten uns über Belangloses, über die Aufnahmen, das Wetter, und alles, was gerade leicht zu besprechen war. Steff beteiligte sich gelegentlich am Gespräch, aber immer wieder huschten ihre Blicke zu mir. Es war eine stille Verbindung zwischen uns, die nicht auszusprechen war.

Nach dem Frühstück fühlte ich mich zwar ein wenig leichter, aber die Nervosität blieb. „Ich denke, ich gehe nach draußen und lege mich ein wenig in die Sonne", sagte ich schließlich und stand auf. „Klingt nach einem guten Plan", meinte Lena.

Ich ging auf die Terrasse und ließ mich auf einer der Liegen nieder. Die warme Sonne traf meine Haut, und zum ersten Mal seit Tagen spürte ich eine innere Ruhe aufkommen. Während ich dalag, wurde mir plötzlich bewusst, wie paradiesisch die Umgebung eigentlich war. Das Haus, der Pool, die sanfte Brise und die Vögel, die in der Ferne zwitscherten. Ich hatte so viel Glück, hier zu sein – als Newcomerin umgeben von Künstlern, die ich schon immer bewundert hatte. Inmitten all des emotionalen Chaos' hatte ich fast vergessen, wie besonders diese Gelegenheit war.

Plötzlich fiel mir ein, dass ich mich schon lange nicht mehr bei meinen Freunden in der Heimat gemeldet hatte. Schnell nahm ich mein Handy heraus und schickte eine Reihe von Nachrichten, in denen ich mich für die Funkstille entschuldigte. Sie schienen verständnisvoll zu sein, aber ich fühlte mich dennoch schuldig, sie so vernachlässigt zu haben. Nachdem ich das erledigt hatte, schloss ich die Augen und ließ mich wieder von der Sonne wärmen.

Einige Zeit später warf ich einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass es langsam Zeit wurde, sich für die Aufnahmen fertig zu machen. Ich hörte Stimmen aus dem Wohnzimmer und vermutete, dass sich die anderen dort unterhielten. Als ich in den Flur ging, kam Lena gerade heraus. „Na, bereit für die Aufnahmen?" fragte sie fröhlich und hakte sich bei mir ein.„Ja, fast. Wollen wir uns zusammen fertig machen?" fragte ich zurück. „Klar, das klingt super!"

Wir gingen gemeinsam in mein Zimmer, und ich entschied mich für mein neues pastellgrünes Kleid. Es fühlte sich frisch und perfekt für den heutigen Abend an. Lena und ich witzelten herum, während ich meine Haare lockte und etwas Make-up auftrug. Es war schön, so unbeschwert mit ihr zu lachen. Für einen Moment vergaß ich all die inneren Konflikte und Unsicherheiten.

Als wir schließlich auf die Uhr sahen, mussten wir uns beeilen. Wir schafften es gerade noch rechtzeitig zum „Sing meinen Song"-Setting, wo bereits alle auf der Couch saßen. Lena und ich setzten uns dazu, und bald darauf begannen die Vorführungen. Die Künstler stellten ihre ausgewählten Silbermond-Songs vor, und ich hörte aufmerksam zu, die Interpretationen der anderen waren hervorragend. Als es endlich an der Zeit für meinen Auftritt war, war ich bereit, alles in dieses Lied zu legen. Ich trat nach vorne und überließ das Piano der Band. „Kartenhaus" begann, und ich ließ all meine Gefühle – meine Verwirrung, meine Zerrissenheit, meine Gefühle zu Steff – in den Song fließen. Jeder Ton war durchdrungen von dem emotionalen Sturm, der in mir tobte.

Als ich fertig war, applaudierten alle, aber ich war zu sehr in meinen eigenen Gedanken gefangen, um es wirklich zu registrieren. Die Aufnahmen waren vorbei, und ich wusste, dass der Moment gekommen war, um mit Steff zu reden.

Zurück in der Villa wartete ich am Pool auf sie. Der Mond stand hoch am Himmel, und es war eine ruhige, laue Nacht. Mein Herz pochte in meiner Brust, als ich Steffs Schritte hörte, die sich mir langsam näherten. Sie setzte sich neben mich, und für einen Moment schwiegen wir. Es war ein schweres Schweigen, beladen mit all den unausgesprochenen Worten zwischen uns. Schließlich ergriff ich das Wort. „Steff, ich... ich muss dir etwas sagen. Ich hatte eine schwierige Kindheit. Mein Vater... er war nie wirklich für mich da, und ich habe gelernt, dass Nähe oft mit Schmerz verbunden ist. Deswegen fällt es mir so schwer, jemanden wirklich nah an mich heranzulassen. Es hat nichts mit dir zu tun, aber es macht mir unglaublich Angst." Steff schwieg. Ihr Gesicht war im Mondlicht kaum zu erkennen, aber ich spürte, dass sie diese Worte verarbeitete. Dann, nach einer langen Pause, sagte sie, etwas aufgebracht: „Valli, du bedeutest mir viel. Ich will daran festhalten, egal, wie schwer es wird." Ich spürte, wie sich in mir etwas aufbaute, ein Knoten aus Emotionen. „Ich habe einfach verdammt nochmal Angst", gab ich zurück, und meine Stimme zitterte. Bevor ich weitersprechen konnte, stand Steff plötzlich auf, trat auf mich zu, legte ihre Hände fest an meine Hüften und zog mich zu sich. Ohne Vorwarnung küsste sie mich, ein Kuss voller Intensität und Emotionen, als wollte sie mich nie wieder loslassen. Für einen Moment war ich überrascht, aber dann erwiderte ich es. Die Welt schien stillzustehen.

Als wir uns voneinander lösten, ließ Steff ihre Hände auf meinen Hüften ruhen. „Ich brauche dich, Valli", flüsterte sie, und ihre Stimme klang fast verzweifelt. Ich atmete tief durch und nickte schließlich. „Okay. Lass es uns versuchen... Schritt für Schritt. Aber wir müssen vorsichtig sein." Steff lächelte, und es war das schönste Lächeln, das ich je gesehen hatte. Sie küsste mich noch einmal, und in diesem Moment wusste ich, dass es richtig war. Egal, wie kompliziert es werden würde. Gemeinsam gingen wir zurück ins Haus, und obwohl wir beide unsere eigenen Zimmer hatten, wusste ich, dass diese Nacht der Anfang von etwas Neuem war. In meinem Bett liegend, ließ ich den Abend noch einmal Revue passieren und schlief schließlich mit einem Lächeln auf den Lippen ein, die Gedanken an Steff immer noch präsent.

𝘚𝘵𝘳𝘰𝘯𝘨𝘦𝘳 𝘸𝘪𝘵𝘩 𝘺𝘰𝘶 - 𝘚𝘵𝘦𝘧𝘧 𝘍𝘢𝘯𝘧𝘪𝘤𝘵𝘪𝘰𝘯Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt