12 | no risk, no fun

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𝙲𝙷𝙰𝙿𝚃𝙴𝚁 𝚃𝚆𝙴𝙻𝚅𝙴
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𝐖arme Lichtkegel der bereits aufgegangenen Sonne funkelten mir durch das kleine Fenster, welches sich oberhalb der Haustür befand, entgegen

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𝐖arme Lichtkegel der bereits aufgegangenen Sonne funkelten mir durch das kleine Fenster, welches sich oberhalb der Haustür befand, entgegen. Für einen kurzen Augenblick hielt ich in meiner Bewegung inne ─ ich war kurz davor gewesen mich zu bücken, um mir meine Sneaker anzuziehen ─ und schloss stattdessen für einige Sekunden die Augen. Ich fühlte, wie vereinzelte Sonnenstrahlen in meinem Gesicht umhertanzten, wie mein Herz in meiner Brust vor Aufregung wild schlug und wie mein Körper dadurch leicht erbebte. Gleich würde mich Hiro mit seinem zinnoberroten Jeep von zuhause abholen und der Gedanke, dass ich mit ihm das gesamte Wochenende allein verbringen würde, erfüllte mich mit vorfreudiger Aufregung.

Die sachte Berührung meiner Mom an meiner Schulter, riss mich jedoch sofort aus meinem Moment und meine Augen schnellten wieder auf. Kaum, dass ich mich zu ihr umdrehen konnte, fand ich mich auch schon in ihren Armen wieder. Zögerlich erwiderte ich die Umarmung, da ich ganz genau wusste, dass sie mir binnen weniger Sekunden die Luft aus meinem gesamten Körper quetschen würde. Als der Zeitpunkt dann tatsächlich eingetreten war, gab ich quiekende Geräusche von mir, sodass sie mich mit einem entschuldigenden Schmunzeln wieder losließ. In ihren Augen lag allerdings ein freches Schimmern und ich hätte es erahnen müssen, dass sie mir keinen Augenblick später meine perfekt angeordnete Frisur zerstören würde, indem sie mir ungehemmt durch die Haare wuschelte. Dahin waren zehn Minuten harter Arbeit, die ich vorhin noch vor dem Spiegel im Bad verbracht hatte!

»Mom!!«, beschwerte ich mich lauthals. »Leach«, entgegnete sie nur belustigt.
»Das hat mich wertvolle Lebenszeit gekostet!« Entsetzt funkelte ich sie an, wofür ich von ihr jedoch nur ein kurzes Schulterzucken zurückbekam. »Sorry, das musste nochmal sein, jetzt wo du gehst.« Innerlich verdrehte ich meine Augen. »Ich bin doch nur das Wochenende weg.«

Manchmal war meine Mom echt overdramatic. Sie tat die ganze Zeit schon so, als würde ich eine Weltreise antreten und monatelang nicht mehr nachhause kommen. Dabei waren es doch nicht einmal zwei Tage, die ich weg sein würde. Meine Mom war allerdings so sehr in ihrem Verabschiedungs-Film drin, dass sie mich sicherheitshalber ein zehntes Mal ermahnte, bloß auf mich aufzupassen und keine Risikos einzugehen. Wenn sie nur wüsste...  

Ich versuchte sie aber vorerst mit den Worten: »Ich pass auf mich auf, versprochen«, zu besänftigen, und schlüpfte währenddessen in meine Sneaker hinein. »Das will ich wohl hoffen. Mit wem soll ich denn dann auf die nächste Staffel Heartstopper warten?« Das war tatsächlich ein guter Punkt. Denn seitdem ich mich als schwul geoutet hatte, war meine Mom so etwas wie mein queere-Serien-schauen-Buddy geworden. Unsere Serienmarathon-Abende, die mindestens einmal im Monat stattfanden, endeten dann meistens immer damit, dass ich auf irgendeinen der Schauspieler einen leichten Crush entwickelte, und meine Mom und ich daraufhin alles über ihn herausfanden, während wir jeweils eine Familienpizza inhalierten.
»Ich schwöre, ich gebe mein Bestes, nicht gefressen zu werden.« Der Blick meiner Mom daraufhin war legendär.

Zum Glück trat in diesem Moment mein Dad um die Ecke, welcher mir zum Abschied nur kurz auf die Schulter klopfte und sich dann gegen den Türrahmen lehnte. »Du machst das schon«, sagte er wohlwollend und zuckte mit den Achseln. Für seine Lässigkeit erntete er von meiner Mom ein ungläubiges Schnauben.

»Dad vertraut mir wenigstens«, verteidigte ich ihn und verschränkte gespielt vorwurfsvoll meine Arme vor der Brust. »Ich kenne dich in- und auswendig, deswegen bin ich echt froh, dass Hiro dabei ist, um ein Auge auf dich zu werfen«, wandte meine Mom ein, die während ihres Satzes ihre Augenbrauen immer weiter zusammenzog. Hoffentlich warf Hiro ein Auge auf mich! 

Eine Antwort brachte ich allerdings nicht mehr zustande, da in genau dieser Sekunde ein lautes Hupen von draußen ertönte und mir somit symbolisierte, dass Hiro in der Einfahrt geparkt hatte. Wie auf Knopfdruck begann mein Herz wieder zu rasen. Hastig schnappte ich mir daraufhin meinen gepackten Rucksack, eine weitere Tasche mit Lichterketten, meinen XXL-Schlafsack und die Snacktasche, die ich vorher noch sorgfältig befüllt hatte. Mein Dad war mittlerweile wieder im Flur verschwunden, nachdem er mir noch viel Spaß gewünscht hatte.

Enthusiastisch riss ich die Haustür auf und wäre beinahe durch Hiro hindurchgesprintet, welcher auf einmal ungelogen zwei Zentimeter vor der Tür aufgetaucht war. In letzter Sekunde konnte ich noch abbremsen und taumelte einen Schritt zurück, als ich versuchte, etwas Abstand zwischen uns zu bringen. »Oh h-hi Hiro.« Meine Wangen erhitzten sich schlagartig. »Hey, Leach«, erwiderte er und ich bemerkte, wie seine wunderschönen, braunen Augen mich einmal von oben bis unten musterten. »Nette Frisur«, kommentierte er dann das Vogelnest auf meinem Kopf, welches ich bis dato noch nicht versucht hatte, wieder zu bändigen, und am liebsten wäre ich in diesem Moment im Erdboden versunken. »Ähh ja, das war meine Mom«, gab ich peinlich berührt zu und versuchte nun das rote Chaos zu glätten.  

»Hallo Hiro«, trat ausgerechnet die Übeltäterin höchstpersönlich auf einmal scheinheilig hinter mir hervor und lächelte Hiro erfreut an.
»Guten Morgen, Kazuko«, begrüßte er meine Mom. »Ich hätte gerne auch einmal Leachs Frisur«, witzelte er und ich wusste, dass meine Mom vor Begeisterung grinste. »Das mache ich gerne. Aber erst, wenn du mir meinen Sohn unverletzt wieder zurückbringst.« Mit vor Scham glühenden Wangen, rollte ich mit den Augen. »Mom!« »Keine Sorge, ich passe gut auf Leach auf«, warf Hiro sofort ein und für einen winzigen Moment konnte ich dabei sein Augenmerk auf mir spüren, bevor er sich wieder auf meine Mom fokussierte und bekräftigend nickte. Als die beiden dann endlich meine Sicherheit geklärt hatten, verabschiedeten wir uns endgültig und Hiro nahm mir meinen Schlafsack und die Tasche mit den Lichterketten aus der Hand. 

»Meine Mom ist einfach zu cringe«, sagte ich, nachdem wir bei seinem Auto angekommen waren und ich die hintere linke Tür geöffnet hatte. »Ja das war schon etwas cringe«, stimmte mir Hiro zu und lächelte amüsiert. Nacheinander schmissen wir meine Sachen auf die Rückbank, auf der bereits Hiros Gepäck verteilt war. Dann drehte er sich plötzlich zu mir und blickte mich noch immer lächelnd an. »Hallo nochmal«, begrüßte er mich erneut, während er näher auf mich zu trat und mich auf einmal umarmte. Ich war so überrascht davon, dass ich beinahe vergessen hätte, ebenfalls meine Arme um seinen Rücken zu schlingen. Aber als er den Druck etwas verstärkte, schmolz ich schon beinahe in die Umarmung. Es fühlte sich gut an, mein Gesicht leicht in seiner Halsbeuge zu vergraben und seine Körperwärme zu spüren. »Hi«, hauchte ich gegen seinen Hals und erlaubte es mir, seinen unglaublichen Duft bewusst einzuatmen.  

Die Gänsehaut auf Hiros Haut konnte ich sogar dann noch erkennen, als wir uns wieder voneinander gelöst hatten und bereits in sein Auto gestiegen waren. Verlegen schweigend schnallten wir uns an, bis Hiro seinen Bluetooth einschaltete, den er mittlerweile eingebaut hatte, und danach rückwärts aus der Einfahrt fuhr. Troye Sivan begann zu singen und ich warf Hiro einen verstohlenen Blick von der Seite zu. Hatte er das absichtlich gemacht, weil er wusste, dass ich Troye Sivan mochte?

Mit vermehrtem Herzflattern richtete ich mein Augenmerk wieder nach vorn auf die Straße. Und in dem Moment, in dem wir uns immer weiter von unserem Zuhause entfernten, wurde mir eines erst so richtig klar: Dieses Wochenende würde sich definitiv einiges für uns ändern. Denn mir fiel es immer schwerer meine Gefühle vor ihm geheim zu halten. Aber ich wollte nicht länger so tun, als würde ich ihm nicht mit jeder Faser meines Körpers nahe sein wollen. Am Ende hieß es dann wohl no risk, no fun.

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ahh was denkt ihr, wird alles auf dem roadtrip passieren?👀🌚 

𝐁𝐑𝐄𝐀𝐊𝐈𝐍𝐆 𝐓𝐇𝐄 (𝐁𝐑𝐎)𝐂𝐎𝐃𝐄 | boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt