13 | serotonin

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𝙲𝙷𝙰𝙿𝚃𝙴𝚁 𝚃𝙷𝙸𝚁𝚃𝙴𝙴𝙽
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»𝐁ut I crumble completely when you cry«, schmetterte der Leadsänger der Arctic Monkeys durch die Luft, begleitet von unseren schiefen Tönen

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»𝐁ut I crumble completely when you cry«, schmetterte der Leadsänger der Arctic Monkeys durch die Luft, begleitet von unseren schiefen Tönen. Die Lautstärke war aufs Maximum aufgedreht, in meinem Körper vibrierte die Musik. Hiros dunkle Haare wirbelten im warmen Wind, als er die Fensterscheiben seines Autos hinabließ. Sofort strömte der Geruch von Sommer zu uns herein und ein winziger Funke des Vermissens glomm in meiner Brust auf. Immerhin war es noch nicht Sommer. 

Aber vielleicht musste es auch nicht Sommer sein, um zu erkennen, dass Hiro mein Serotonin war. Mein Glückshormon, immer wenn er strahlte. So wie gerade eben. Sein Fokus war zwar auf die Straße vor uns gerichtet, auf seinen Lippen lag allerdings ein breites Lächeln und seine Augen schimmerten wie flüssiger Karamell. Als sein Augenschein dann für einen Bruchteil einer Sekunde plötzlich zu mir huschte und für eine bittersüße Ewigkeit auf mir verweilte, wurde das fluide Karamell zu festem Bernstein. Wie als hätte er den Moment umschlossen, so wie es Bernstein mit kleinen Insekten tat. Es hielt einen winzigen Zeitraum fest, so wie Hiros Augen nun die Erinnerung festhielten.

Verlegen biss ich mir auf die Unterlippe, wandte meinen Blick hingegen aber nicht von ihm ab. Diesmal nicht. Denn auch, wenn unser Blickkontakt nicht länger als zwei Wimpernschläge anhielt, spürte ich, wie ein leichtes Flirren zwischen uns entstand. Es lag kaum merklich in der Luft und doch wollte ich ihm nachgehen. Schließlich waren es nur Hiro und ich. Heute saß ich nicht wie letzten Sommer auf der Rückbank und warf Hiro heimliche Blicke durch den Spiegel zu. Diesmal waren wir allein und ich würde wohl alles riskieren, was ich in den letzten Wochen so sehr versucht hatte zu beschützen ─ und zwar unsere Freundschaft. 

Bevor ich allerdings das Wort ergreifen konnte, erklang von Hiro, zeitgleich als das Lied ›505‹ endete, ein trockenes Räuspern. Ich sah, wie sich sein Kehlkopf bewegte als er schluckte. Und ich bemerkte, wie sich seine rechte Hand um das Lenkrad festigte, sodass seine Knöchel zart weiß durch die leicht gebräunte Haut hindurchschimmerten. Dann lag sein Blick auf einmal wieder kurz auf mir, bis er seine Aufmerksamkeit wieder nach vorne richtete und sich seine Haare aus der Stirn zurückstrich. »Hast du schon eine Idee, wohin wir fahren könnten?« 

Seine raue Stimme nach unserer lauten Musik-Session, in der wir zu Liedern von Conan Gray bis hin zu Chase Atlantic mitgesungen hatten, zu hören, löste etwas in mir aus. Vielleicht war es das Empfinden von Verbundenheit, dass er die Songs genauso sehr gefühlt und mitgeschrien hatte, wie ich. Vielleicht war es aber auch nur die dunkle Tonlage, die mir einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte.

Mich an seine vorherige Frage erinnernd, starrte ich angestrengt nach draußen. Tatsächlich hatte ich bis jetzt noch keinen blassen Schimmer gehabt, wohin uns unser Roadtrip überhaupt führen würde. Hiro hatte nämlich komplett dichtgehalten und hatte auf meine gefühlt tausenden Nachfragen gemeint, dass das Ziel eine Überraschung sein sollte. 
»Hmm... also wir fahren gerade in Richtung Kyōto...«, überlegte ich laut. »Ishikawa wäre wahrscheinlich aber zu weit weg...« Grüblerisch zog ich die Augenbrauen zusammen, während ich leicht auf meiner Unterlippe kaute. Im Kopf ging ich alle möglichen Orte durch, die sehenswert wären. Aber egal, worüber ich nachdachte, sie waren alle für einen Wochenendtrip zu weit entfernt. 

𝐁𝐑𝐄𝐀𝐊𝐈𝐍𝐆 𝐓𝐇𝐄 (𝐁𝐑𝐎)𝐂𝐎𝐃𝐄 | boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt