Gebete

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Die Dunkelheit war das geringste Übel. Es war eher die Ungewissheit und die Stille, die Levi zu schaffen machte. Es war beinahe so, als hätte der Dämon jegliches Licht aus diesem Raum gesaugt. Nichts als Schwärze und unsagbare Dunkelheit. Mehr konnte Levi nicht erkennen. Er versuchte, sich daran zu gewöhnen, sich irgendwie klarzumachen, dass das alles Tricks eines Dämons waren. Dass, wenn er, ja wenn er oft genug blinzeln würde, sich durchaus im Dunklen zurechtfinden konnte, doch nichts der Gleichen geschah. Er wagte es nicht, sich zu bewegen. Kein Ton kam von den anderen bei ihm an. Als wären sie getrennt worden. Ob sie überhaupt noch lebten, konnte Levi nicht sagen. Denn die Stille in diesem Raum war so bedrückend. Was jetzt ganz wichtig war, er musste sich beruhigen. Er musste seine innere Ruhe finden und nicht zeigen, dass auch er nur ein Fünkchen Angst in sich besaß. Denn egal wie stark Levi tat, es gab Dinge, vor denen er sich fürchtete. Die ihm Angst ein jagen konnten. Wie zum Beispiel diese unsagbare Ungewissheit, die sich in ihm ausgebreitet hatte. Nichts zu sehen, war eine andere Sache, nichts zu hören, die andere. Denn das sagte ihm, dass er sich allein in diesem Raum befand. Er wusste natürlich, dass es ein Trick war. Der Dämon versuchte, die Gruppe voneinander zu trennen und sie alle zu verunsichern. Was ihm vermutlich sehr gut gelang. Denn Levi spürte gerade eine sehr große Unsicherheit in ihm aufwallen. Nichtsdestotrotz riss er sich zusammen, biss die Zähne aufeinander und sagte sich, dass der Dämon es nicht schaffen konnte, ihn zu bezwingen. Denn Gott war auf seiner Seite. Das konnte er immer noch spüren. Gott hatte ihn nicht verlassen, auch wenn er schändliche Träume geträumt und somit in Sünde geraten war. Gerade als er diesen Gedanken zu Ende gesponnen hatte, ertönte ein hämisches Lachen. Levi drehte sich herum, versuchte die Quelle auszumachen, woher dieses Lachen kam, doch wieder war da nichts als Dunkelheit.

»Zeig dich!«, Verlangte er lautstark mit geballten Fäusten. Er war zu allem bereit. Den Kruzifix in der rechten haltend und die andere Hand zur Faust, war er durchaus bereit, sich dem Dämon zu stellen. Gegen ihn zu kämpfen und ihn Letzten Endes zu bezwingen. Mit allem was er hatte und bereit war, zu opfern. »Jetzt zeigt dich, du Bestie!«, schrie er erneut. Dann ertönte wieder das Lachen des Teufels.
»Glaubst du immer noch, dass du auch nur eine Chance gegen mich hast? Hast du nicht gemerkt, dass Gott nicht mehr hier ist? Dass er dich und die anderen Sünder verlassen hat?«
Levi atmete tief durch. Wieder nur billige Tricks. Auf die er nicht rein fallen würde. Er hatte schon gegen so viele Dämonen gekämpft. Mit diesem hier konnte er es auch aufnehmen.
»Gott ist da, wo Glaube ist. Und ich glaube fest an ihn, genauso wie er an mich«, schmetterte Levi dem Teufel entgegen. Doch dieser lachte nur. Er lachte so laut, dass es in Levis Ohren klingelte und er sich sogar die Hände an die Ohren drücken musste, um dem Laut zu entkommen. Dabei fiel das Kreuz zu Boden.
»Bist du wirklich so dumm oder tust du nur so? Gott ist nicht mehr hier. Er ist fort von diesem Ort und das schon seit so langer Zeit. Ich habe nur auf dich gewartet, Levi Ackermann. Ich habe sehnsüchtig auf dich gewartet, um dich zu bezwingen!«
Levi stutzte bei dieser Aussage. Der Dämon kannte seinen vollen Namen.
Das war nie gut! Es bewies ihm, dass er schon einmal gegen diesen Dämon gekämpft hatte.
»Was willst du von mir?«, fragte er in die Stille hinein.
»Als Ob du das nicht wissen würdest. Als ob du es nicht spüren würdest«, hauchte der Dämon schon fast und Levi das Gefühl, als würde jemand seinen warmen Atem gegen seinen Nacken blasen. Erschrocken darüber drehte er sich ruckartig um, doch wieder konnte er nichts als Schwärze erkennen. Seine Hand schnellte hervor und tastete die Luft vor ihm ab. Es war jemand bei ihm gewesen, das konnte er ganz deutlich spüren. Er hatte die Präsenz hinter sich wahrgenommen! Wie konnte es sein, dass da plötzlich niemand war?
»Ich weiß nicht, wovon du redest. Was ich allerdings weiß, ist, dass ich dir so derartig in den Arsch treten werde, dass du es nie wieder wagen wirst, aus deiner verfickten Hölle heraus zu kommen!« Levi war nun wirklich mit seiner Geduld am Ende. Da hörten auch seine Engelszungen mal auf zu singen. Auch wenn er ein Mann Gottes war, die derbe Sprache lag ihm wirklich sehr und er fluchte, wenn es sein musste wie ein Rohrspatz.
»So sündige Wörter aus deinem Mund?«, wieder hatte er das Gefühl,
als hätte ihn irgendetwas gestreift, ein Luftzug oder eine Hand, Fingerspitzen, die ihn am Nacken berührt hatten, und jetzt spürte er auch wieder die Kratzer in seinem Nacken unangenehm brennen und jucken.
»Halt einfach deine Fresse und zeig dich! Sag mir deinen beschissenen Namen und wir beenden das ganze hier! Wie langweilig muss die Hölle sein, dass du solche Spielchen hier mit mir treibst?«, Versuchte er ihn aus der Reserve zu locken. Er versuchte diesen Damon, an seinen nicht vorhandenen Eiern zu packen. Doch dieser lachte wieder nur. Es war ein so eingebildetes höhnisches Lachen, dass es fast schon menschlich wirkte.
»Du gefällst mir wirklich sehr. Es macht Spaß mit dir«, kommentierte der Dämon bloß die Situation. Levi spürte, wie er immer wütender wurde. Verbissen presste er seine Zähne zusammen und mahlte mit seinem Kiefer. Er hasste es, so von oben herab behandelt zu werden. Vor allem von einem Wesen aus der Hölle.
»Halt doch einfach deine Schnauze.
Exorcizamus te, omnis immunde spiritus, omnis satanica potestas, omnis incursio infernalis adversarii, omnis legio, omnis congregatio et secta diabolica, in nomine et virtute Domini Iesu Christi, eradicare et effugare a Dei Ecclesia, ab animabus ad imaginem Dei conditis ac pretioso divini Agnis sanguine redemptis.«

Sinners - Levi x Eren Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt