Nach einer Tasse starken Kaffee und einer warmen Mahlzeit, legte sich der Nebel, welcher sich in Levis Kopf ausgebreitet hatte. Ihm war nicht mehr so übel und das Herzrasen hatte sich ebenfalls verabschiedet.
»Hier ist Lavendeltee. Beruhigt die Nerven.«
Pater Eren kam in sein Blickfeld und in seinem Blick lag so viel Sorge, dass Levi beinahe ein schlechtes Gewissen überkam. Immerhin war [style]er[/style] hier, um [style]ihm[/style] zu helfen, und nicht anders herum.
»Danke«, sagte Levi mit fester Stimme, als er die Tasse am Unterteller zu sich zog. Dabei streiften sich ihre Finger und Pater Eren war der erste, der seine Hand zurückzog – als ob er sich an einer Kerze verbrannt hatte. [style]Seltsam ..[/style]
»Passiert das öfter?« Wollte der Bengel wissen, als er sich Levi direkt gegenüber setzte. Levi schüttelte seinen Kopf und griff, in üblicher Manier, nach seiner Tasse. Nur selten benutzte er den Henkel. Es war eine alte Angewohnheit, die er nie richtig ablegen konnte oder wollte.
Langsam führte er sie an seinen Mund und wie von selbst glitt sein Blick zu seinem Gegenüber, während er einen großen Schluck trank. Er wartete auf eine Antwort. Also setzte Levi die Tasse wieder ab und faltete seine Hände ordentlich auf dem Tisch. Smalltalk war eindeutig nicht sein Ding.
»Nein. Eigentlich nie. Es war das erste mal«, gab er offen zu. Levi war ein gesunder Mann, der seinen Körper wie einen Tempel, eine Kirche behandelte. Er machte jedes Jahr einen großen Check-Up und ließ keinen Arzttermin sausen. Immerhin hatte man nur das eine Leben und er weilte gerne auf der Erde.
»Es ist bestimmt der Stress. Immerhin haben wir es mit einem sehr starken Dämon zu tun«, wandte der Jüngere ein. Dabei fuhr er sich durch das ordentlich geschnittene braune Haar. Feine Strähnen fielen ihm in die Stirn, während das Haar an den Seiten das ansehnliche Gesicht umschmeichelte. Die Frisur stand ihm ausgesprochen gut – wie Levi fand.
Sein junger Kollege wahr wirklich ein Hingucker und er konnte sich gut vorstellen, dass viele junge Frauen ihm hinterher weinten. Große, Mai grüne Augen blickten ihm entgegen und wurden von langen dunklen Wimpern umrahmt. Levi senkte seinen Blick und trank hastig den Tee aus. Kurz flammte das schlechte Gewissen in ihm auf, aber dann erinnerte er sich daran, dass nichts Verwerfliches daran war, wenn man die Schönheit eines anderen Menschen anerkannte. Er hatte keinen sündigen Gedanken in die Richtung seines jungen Kollegen erlaubt. Also musste er sich für nichts schämen.
»Geht es Ihnen wirklich gut?«
Levi beobachtete ihn dabei, wie er sich von seinem Platz erhob und den Tisch umrundete, um zu ihm zu gelangen. Direkt vor ihm blieb er stehen und sah auf ihn herab. Der Blick offen und voller Neugier. Levi fiel das satte Grün seiner Augen immer mehr auf. Sie hatten eine ganz besondere Farbe und am liebsten würde Levi näher treten um genau festzustellen, wie viele Facetten diese Farbe besaß. Doch das ziemte sich nicht und er würde den Jungen vermutlich nur erschrecken. Also blieb er auf seinen vier Buchstaben sitzen.
»Ja. Es geht wieder«, sagte Levi und rückte mit seinem Stuhl nach hinten. Die hölzernen Stuhlbeine kratzen über den steinernen Boden und machten dabei ein unangenehmes Geräusch. Mit einem Ruck erhob er sich und blickte direkt in das hübsche Gesicht. Sein junger Kollege war etwas größer als er selbst.
»Sind Sie sicher? Vielleicht wäre es besser, wenn sie sich ein paar Stunden hinlegen würden?« Schlug der Junge vor. Levi schüttelte seinen Kopf und wandte sich zum Gehen ab.
»Es gibt viel zutun. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren!«
An Schlaf wollte er vorerst nicht denken. Zu groß war die Befürchtung, dass er wieder in von unruhigen Träumen heimgesucht werden würde. Träume in denen Pater Eren eine sehr große Rolle spielte – was alles andere als gut war.Die Tür zum Zimmer des Mädchens erschien ihm wie das Tor zur Hölle. Eine dunkle, widerwärtige Hölle aus der er sie befreien musste, – koste es was es wolle.
»Bereit?« Die Frage richtete sich an seinen jungen Mitstreiter, der mit einem Kruzifix bewaffnet, neben ihm stand und ihm mit einer heftigen Entschlossenheit in den Augen zunickte. Ohne viel Federlesen griff Levi nach dem Türknauf und öffnete die hölzerne Tür. Leises Knarzen ertönte, doch dann konnte er einen ersten Blick in den dunklen Raum erhaschen.
Wie beim letzten Mal, kam ihm ein unangenehmer Geruch entgegen. Schwefel und Ausdünstungen eines zerfallenden Körpers. Am liebsten hätte er sich die Nase zugehalten, doch er riss sich zusammen. Auch jetzt dominierte die Dunkelheit das schmale Zimmer. Heftiges Atmen drang vom Bett aus in sein Ohr. Levi ging zu der Kommode und entzündete eine geweihte Kerze, die er mitgebracht hatte und stellte diese ab.
»Oh Gott«, hauchte Eren, als er das Mädchen erblickte. Er konnte den erschütternden Ausdruck durchaus nachvollziehen.
Levi drehte sich herum und trat näher an das Bett heran. Sie war in einem noch grässlicheren Zustand als gestern. Über ihre, blasse Haus hatten sich schwarze Male gebildet. Sie sah mehr tot als lebendig aus. Die Augen in tiefen Höhlen begraben. Der zarte Brustkorb hob und senkte sich in einer Schnelligkeit, die nicht mehr menschlich sein konnte. Ihre eingerissenen Lippen bluteten leicht. Das blonde Haar, asch und glanzlos. Sie wirkte wie ein schreckliches Gemälde, welches man aber nicht aus den Augen lassen konnte.
Ihre Augen öffneten sich schnell und ein breites Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
»Deus non est hic«, die Stimme des Mädchens war fort. Stattdessen begrüßte ihn die Stimme des Teufels. Dunkel und unmenschlich. Eine unangenehme Gänsehaut erstreckte sich über seinen Rücken und auch sein Nacken kribbelte auf die ekelhafte Art und Weise.
»Gott ist überall wo Glaube ist«, antworte Levi ihm, um ihn klar zu machen, dass er ihnen keine Angst machen konnte. Dass er es niemals schaffen würde, zu gewinnen. Sein Glaube war unerschütterlich und rein.
»Du machst dich lächerlich, Priester! Euer Gott hat die Menschheit verlassen und mir überlassen! Sieh dir das Leid auf der Welt doch an!« Lachte der Dämon lautstark.
Levi wusste, dass er alles versuchen würde, um Levis und Erens Glauben zu erschüttern. Doch Levi war stark und er war der festen Überzeugung, dass auch Eren einen unerschütterlichen Glauben besaß.
»Deine Tricks bringen nichts«, Levi nahm sich einen Stuhl und rückte ihn so zurecht, dass er mit genügend Abstand vor der Bestie in Menschengestalt saß.
Dann nahm er seine Bibel und schlug eine Seite auf und begann zu lesen.
»Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich, und wer nicht mit mir Menschen für Gott gewinnt, der führt sie in die Irre. Darum sage ich euch: Jede Sünde, ja sogar Gotteslästerung, kann vergeben werden. Wer aber den Heiligen Geist verlästert, der wird keine Vergebung finden. Wer abfällig über den Menschensohn redet, dem kann vergeben werden. Wer aber meint, er könne abfällig über den Heiligen Geist reden, der wird niemals Vergebung finden, weder jetzt noch in der zukünftigen Welt.«
»Deine gute Nacht Geschichte hat keine Wirkung!« Der schmächtige Körper windete sich und versuchte sich erneut aus den Fesseln zu befreien. Aus Erfahrung wusste Levi, dass Dämonen es nicht mochten aus der Bibel vorgelesen zu bekommen. Es machte sie wütend und in ihrer blinden Wut, verrieten sie manchmal ihren Namen. Levi hoffte, dass auch dieses Exemplar bald genug hatte. Eren, der direkt hinter ihm stand, räucherte mit Weihrauch den Raum aus.
»Gefällt dir das nicht? Möchtest du, dass ich dir etwas aus der Offenbarung lese? Das ist kein Problem!« Levi räusperte sich und schlug die Seite auf. Er kannte seine Bibel auswendig und wusste, wo er suchen musste.
»Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben; und ich sah die Seelen derer, die enthauptet worden waren um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen, und die das Tier nicht angebetet hatten noch sein Bild, und das Malzeichen weder auf ihre Stirn noch auf ihre Hand angenommen hatten; und sie wurden lebendig und regierten die 1000 Jahre mit Christus.
Die übrigen der Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis die 1 000 Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung. Glückselig und heilig ist, wer Anteil hat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm regieren 1 000 Jahre.«
Ein Blick in das Gesicht des Mädchens und Levi stutzte. Das Biest wirkte völlig unbeeindruckt. Es öffnete seinen Mund. So weit, dass die Mundwinkel einrissen. Es bog seinen Rücken durch und warf mit weit aufgerissen Augen seinen Kopf in den Nacken. Einen groteskeren Anblick hatte er selten zu Gesicht bekommen! Was ihn jedoch nicht daran hinderte ruhig sitzen zu bleiben.
»Was in Gottes Namen ...?« Hörte er den Jungen hinter sich flüstern. Levi blieb unbeeindruckt sitzen. Die Bibel fest in seinen Händen haltend und dann ertönte eine Stimme aus dem Inneren des Mädchens, ohne dass sie ihren Mund, ihre Lippen zum Sprechen benutzte. Ihr Mund sowie ihre Augen waren weit geöffnet und aus ihren Nasenlöchern trat Blut heraus.
»Und wenn die 1000 Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden, und er wird ausgehen, um die Heidenvölker zu verführen, die an den vier Enden der Erde leben, den Gog und den Magog, um sie zum Kampf zu versammeln, deren Zahl wie der Sand am Meer ist!« Die teuflische Stimme, zitierte einen Vers aus der Offenbarung. Das war selbst für Levi neu!
»Oh ... mein Gott!« Eren hinter ihm, schien völlig verängstigt, als sie mit ansehen mussten, wie Fuß und Handgelenke sich verdrehten und der Körper des Mädchens in die Luft emporgehoben wurde.
Es war vermutlich der erste Exorzismus, welchen Eren miterlebte. Dass dieser so heftig wurde, damit hatte keiner gerechnet. Weder Levi noch Eren.
»Eren! Bete! Los!« Fuhr Levi ihn an und erhob sich so rasant vom Stuhl, dass er nach hinten kippte. Levi entriss dem Jungen das heilige Kreuz und hielt es in der linken Hand, während er in der rechten Hand die Bibel festhielt.
»Gott, du Schöpfer und Verteidiger des Menschengeschlechtes, schaue auf diese deine Dienerin die du nach deinem Bild geformt hast und zur Teilhabe an deiner Herrlichkeit berufst: Der alte Feind quält sie grausam, er unterdrückt sie mit roher Gewalt, er verwirrt sie mit furchtbarem Schrecken. Sende über sie deinen Heiligen Geist: Er mache sie stark im Kampf, lehre sie beten in der Bedrängnis und wappne sie mit seinem machtvollen Schutz.«
Das Biest in dem Mädchen schrie und windete sich vor Schmerz. Das konnte Levi spüren. Der Raum erhitzte sich. Der Gestank von Schwefel wurde immer übermächtiger. Eine nie dagewesene Übelkeit erfasste den schwarzhaarigen Priester. Doch er riss sich zusammen. Er musste das jetzt ohne Unterbrechung durchziehen. Eren neben ihm, sprach gleichzeitig mit ihm das Gebet.
»Erhöre, heiliger Vater, das Seufzen und Flehen der Kirche: Lass nicht zu, dass deine Tochter vom Vater der Lüge besessen wird; dass deine Dienerin, die Christus mit seinem Blut losgekauft hat, in der Gefangenschaft des Teufels festgehalten wird; dass der Tempel deines Geistes von einem unreinen Geist bewohnt wird. Erhöre, barmherziger Gott, die Bitten der seligen Jungfrau Maria, deren Sohn, sterbend am Kreuze, das Haupt der alten Schlange zertreten und alle Menschen derselben Mutter als Kinder anvertraut hat!«
Das Brüllen verwandelte sich in ein Kreischen. Die Seile rissen und hielten den besessenen Körper des Mädchens nicht mehr an Ort und Stelle. Ihr Leib schwebte über dem Bett. Unmenschliche Geräusche verließen ihren Körper. rauer Regen prasste gegen die Fensterscheiben. Ein tosender Sturm hatte den Ort erfasst. Levi hatte das Gefühl, dass er sich genau im Zentrum befand.
»Monsignore! Was passiert hier?« Rief Eren voller Verzweiflung. Levi wusste es selbst nicht genau also beschloss er, Erens Frage zu ignorieren. »Nenn mir deinen Namen!« Befahl er dem Dämon. Levi streckte seinen Arm weiter nach oben aus und kam einen Schritt näher. Der Dämon schwebte noch immer über dem Bett. Den Leib gen Decke gestreckt. Arme und Beine hingen lieblos herab und der Kopf des Mädchens war im Nacken über streckt. Ihr langes blondes Haar fiel in Wellen. Ein irres Funkeln lag in ihren Augen.
»Sag mir sofort deinen Namen!« Langsam aber sicher verlor er die Geduld. Unbändige Wut flammte in ihm auf. Er konnte an nichts anderes mehr denken als daran, den Dämon aus dem Mädchen auszutreiben. Wenn es mit roher Gewalt geschehen musste, dann sollte es so sein! Levi würde kein Mittel unversucht lassen. Dabei war er gerade einen Tag hier. Dass ihm so schnell der Geduldsfaden riss, war mehr als ungewöhnlich.
»Du kennst meinen Namen, Priester!«, lachte das Wesen über ihm und bleckte seine Zähne.
Levi kam wieder näher. Mit einem Fuß stützte er sich auf dem Bett ab und streckte sich der Kreatur mehr entgegen.
»Monsignore! Gehen Sie nicht so nah ran! Es wird sie umbringen!« Er ignorierte Erens Warnung und betrachtete weiterhin die dämonische Fratze.
»Hör auf den Jungen und lass es dir lieber von ihm besorgen!«
Wut flammte in Levi auf. Er durfte nicht darauf anspringen. Dass die Bestie seine einstigen Sünden gegen ihn verwenden würde, war ihm von Anfang an klar gewesen. Allein deshalb musste er stark bleiben und durfte sich nicht von den Äußerungen beirren lassen.
»Deine Worte bedeuten nichts!«
Wieder lachte es bösartig auf.
»Meine Worte sind alles. Sie entspringen deinem Herzen! Ich weiß, was du fühlst. Ich weiß was du begehrst ... Wen du begehrst ...«
Zähneknirschend schüttelte er seinen Kopf. Alles Lügen. Aussagen die weder Hand noch Fuß hatten – ohne jegliche Bedeutung für Levi. Diese Zeiten waren längst vorbei. Er hatte ein Leben in Sünde geführt, sich ausgelebt und erkannt, dass es wichtigere Dinge im Leben gab als die Fleisches Lust. Verlangen und Lust waren für ihn nichts weiter als das Streben nach Befriedigung. Längst hatte er erkannt, dass die Sehnsucht, die er in seinem Inneren spürte, nicht körperlicher Natur war und vom heiligen Geist längst ausgefüllt worden war. Levi war mit sich selbst im Reinen. Der Teufel konnte ihn nicht vom Gegenteil überzeugen. Seine Seele war gereinigt und gestärkt worden. »Leere Worte eines Dieners der Hölle!« Gerade als er sich seiner Bibel wieder zuwenden wollte, ging diese in Flammen auf. Levi ließ sie instinktiv fallen. Ehe er sich versah, griffen die Flammen auf das Bett über. Erschrocken blickte er auf und erkannte, wie schnell es ging. Wenn er noch länger zögerte, würde bald das ganze Zimmer in Flammen stehen und sie alle mit sich reißen.
»Wir müssen weg!« Schrie Eren. Doch Levis Blick war gefesselt von den Augen des Mädchens, in denen sich die Flammen widerspiegelten. Das faszinierende daran war, dass es nicht die Flammen waren, die das Bettgestell hochkrochen, sondern weitaus mächtigere. Züngelnde alles in Besitz ergreifende und tötende Flammen! Das Feuer in den Augen des Mädchens war anziehend und erschreckend zugleich. Eine Mischung aus Angst und Neugier machte sich in ihm breit. Er spürte das Verlangen in sich aufkommen, die Hand nach ihr auszustrecken. Das Bedürfnis wurde im Keim erstickt, als er eine vertraute Stimme vernahm.
»Levi!« Schrie Eren aus voller Lunge. Die Verzweiflung in seiner Stimme war deutlich zu hören und Levi konnte es ihm nicht verübeln. Immerhin rührte sich der schwarzhaarige Priester nicht. Er tat nichts weiter als in den Augen der Bestie, nein, in den Flammen der Hölle zu ertrinken.
Er ließ seine Hand, in der er das Kreuz hielt sinken. Wie von selbst öffnete sich seine Faust und das schwere Kreuz fiel zu Boden. Plötzlich spürte er Eren seinen Arm umfasste und versuchte ihn wegzuziehen. Doch er blieb wie angewurzelt an Ort und stelle. Er konnte sich nicht rühren. Levi wollte und sollte weglaufen aber da war etwas in den Augen zu sehen, was ihn nicht mehr losließ. War das nun das Ende seiner Reise? Er wusste es nicht, konnte es nicht sagen doch was er wusste war, dass er in den Flammen tanzende, sich umschlingende Leiber erkennen konnte. Körper, die sich aneinanderschmiegten und nicht mehr loslassen wollte. Muskulöse Körper, die sich rieben und Lust verschafften. Ineinander versanken. Geräusche der Lust ertönten in seinem Ohr und er hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Dass diese Art von Halluzination das Werk des Teufels war, war nicht von der Hand zu weisen. Dennoch zog ihn dieser Umstand an. Er war de Motte, die zum Licht fliegen wollte. Ein Licht welches ihn für immer zu verschlingen drohte.
Erst als die Tür aufgerissen wurde und ein hochgewachsener Mann in den Raum stapfte, wurde er aus seinem tranceähnlichen Zustand gerissen. Abrupt neigte er seinen Kopf in die Richtung und erkannte einen Mann, der etwas Älter als er selbst war. Blond mit hellblauen Augen blickte er, wie ein der Erzengel Michael, der Bestie entgegen. Der Ausdruck in seinem Gesicht zeugte von enormer Willenskraft. Er hielt einen Feuerlöscher in der Hand und zielte ihn direkt auf das Bett.
»Los! Raus mit euch!« Rief er. Eren griff nach Levis Hand und zog ihn mit sich. Ein letztes Mal ertönte das höhnische Lachen des Dämons, bevor er wieder verstummte, mit einem dumpfen Geräusch prallte der Körper auf das Bett auf, welches mit dem Löschmittel überseht war. Ein letzter Blick und dann wurde die Tür von innen zugezogen. Ja, der Teufel hatte wahrlich über sie alle gelacht. Vor alle, über Levi, welcher sich noch nie so schwach und nutzlos gefühlt hatte wie in jenem Augenblick. Was war nur los mit ihm? Wieso war sein Geist so einfach zu durchdringen? So leicht zu manipulieren? So etwas war noch nie vorgekommen und Levi musste sich in Erinnerung rufen, wer er war und von wem er gesandt worden war. Der Papst hatte ihn, im Auftrag Gottes, dazu auserwählt den Teufel auf Erden zu besiegen und zu bannen. Er war dafür geboren worden. Da war Levi sich sicher.»Geht es Ihnen gut?«, erkundigte sich Pater Eren, als er seine Hände auf die Schultern Levis legte und ihn einer intensiven Musterung unterzog. Das braune Haar stand ihm zu Berge und die Wangen waren, durch die Hitze vermutlich, stark gerötet.
»Monsignore?« Erst das leichte Schütteln, holte ihn wieder ins hier und jetzt zurück. Levi schluckte hart, blinzelte zwei Mal und nickte schließlich.
»Es ist alles in Ordnung«, versicherte er dem Jungen und machte sich los. Dabei war er mehr als durcheinander. Er wollte und durfte keine Schwäche zeigen. Wie sollte er dem Bengel Stärke beibringen wenn er kurz vorm Zusammenbruch stand?
»Wir sollten sie untersuchen. Sie standen zu nah an de Flammen«, sagte der junge Priester. Levi schüttelte seinen Kopf.
»Nein, wir müssen uns um das Mädchen kümmern!«
»Sie ist vermutlich längst tot. Wir haben hier nichts mehr zu tun. Das eben ... es war zu heftig. Kein Gebet hat geholfen. Ich fürchte, dass wir ihre Seele verloren haben!«
Eren könnte recht haben. Doch ehe Levi sich nicht vom Gegenteil überzeugen konnte, würde er das Mädchen nicht aufgeben. Sie war eine Dienerin Gottes, eine gläubige Novizin, die ihr Leben Gott opfern wollte. Das sollte nicht umsonst gewesen sein!
Gerade als er etwas sagen wollte, wurde die Tür aufgetreten und im Rahmen erschien der große blonde Mann. Dampf und Qualm stiegen an den Seiten empor. Er hielt das bewusstlose Mädchen in den Armen. Ihr schlaffer Körper erinnerte ihn an eine leere Hülle. An eine Puppe die weggeworfen worden war.
»Lebt sie noch?« Wollte Levi wissen.
Der Hausverwalter kam näher und nickte. »Ja, doch sie muss in ein Krankenhaus!« Erleichterung machte sich in Levi breit. Sie lebte noch! Das war eine gute Nachricht. Sie war nicht verloren. Noch gab es Hoffnung für ihre Seele.
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Sinners - Levi x Eren Fanfiction
Hayran KurguPater Levi Ackermann, Exorzist des Vatikans, muss nach Irland um einen jungen Priester bei einem harten Fall zu helfen. Kein Problem für den erfahrenen Exorzisten doch leider stellt sich das irische Kloster als Tor zur Hölle heraus und die beiden be...