Eren

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Die Nacht war unglaublich lang und doch kurz gewesen. Levi hatte nichts anderes im Sinn, als mit Eren Sex zu haben. Alles andere zählte für ihn in diesem Moment nicht und war auch nicht wichtig. Er brauchte diese Vereinigung zwischen ihm und Eren. Er musste den wunderschönen Körper dicht an seinen gepresst spüren. Nur dann fühlte er sich lebendig. Nur dann hatte er das Gefühl, richtig zu leben und zu atmen. Doch andererseits spürte er diese Schwere, die ihm auf der Brust lag. Was war es nur? War es das schlechte Gewissen? Oder doch etwas gänzlich anderes? Was war es nur, was ihm schwer auf dem Herzen lag?

Levi wünschte sich, so etwas wie Gewissensbisse zu spüren. Doch davon war nichts in ihm zu finden. Denn alles, was er fühlte, war eine tief liegende Befriedigung, die er so noch nie in seinem Leben gespürt hatte. Die Vereinigung mit Eren war alles, wovon er jemals geträumt hatte. Ihre Körper waren perfekt aufeinander abgestimmt, und es war beinahe so, als würden sie wie zwei Puzzleteile zusammenpassen. Levi glaubte, noch nie in seinem Leben so glücklich gewesen zu sein, wie in den Momenten, in denen er mit Eren körperliche Nähe austauschte oder besser gesagt fickte. Denn nichts anderes war es, was sie taten. Sie machten keine Liebe, sie hatten keinen normalen Sex. Nein, sie gingen ihren männlichen Trieben nach und fickten wie Tiere. Es war kein liebevoller oder gar zärtlicher Sex. Nein, es war animalisch, wild und unfassbar zügellos. Sie taten einfach das, wonach ihnen der Sinn war.

Erst nach einer langen, warmen und erotischen Dusche, war Levi gemeinsam mit dem Jungen in Erens Bett gefallen. Levis Atmung ging schneller, und sein Herz schlug viel zu rasant, Aber immerhin hatte er sich den Schweiß vom Körper waschen können und lag nun zufrieden neben Eren, den Jungen in den Armen haltend. Der Schwarzhaarige freute sich darauf, endlich schlafen zu können und am morgigen Tag sofort weiter zu machen. Denn das es einer Wiederholung bedurfte, war klar. Levi brauchte es - braucht ihn. Beide waren wie zwei Puzzleteile, die zusammenpassten und zusammen gehörten. Welche niemals wieder getrennt werden durften. Zumindest fühlte es sich so an und Levi glaubte wirklich, sein passendes Gegenstück gefunden zu haben.

Eren kuschelte sich an ihn heran und bedeckte seinen Körper mit zarten Küssen. Ein Körper voller Male, Bisse und Handabdrücken. Dann beide Männer mochten es grober angefasst zu werden. Und genau das war es, was Levi geil fand – was ihm an den Jungen faszinierte. Diese süße Unschuld, gepaart mit einer unglaublichen Verruchtheit, die er so bis jetzt noch nie kennen gelernt hatte. Eren hatte ihm Seiten an sich offenbart, die vermutlich kein anderer Mann kannte. Selig schlummerte er neben Eren ein und freute sich schon auf den nächsten Morgen, an dem sie Weitermachen konnten. Denn Levi brauchte ganz dringend eine Wiederholung des heutigen Tages. Er würde Eren nicht mehr gehen lassen. Nie wieder von seiner Seite weichen und für immer hierbleiben. Denn das war das Beste für ihn. Das konnte er spüren.
»Schlaf jetzt wunderschöner Engel«, hörte er den Jungen neben sich leise flüstern, und plötzlich waren da wieder Lippen auf den seinen. Sanft erwiderte er denn zarten Kuss und ließ ich dann in Morpheus Arme sinken.

Es war die in erste Nacht, in der er nichts träumte. Als er mitten in der Nacht erwachte, hatte er einen wahnsinnigen Durst. Vorsichtig setzte er sich auf, und blickte in das schlafende Gesicht, welches in Dunkelheit gehüllt lag. Vorsichtig befreite er sich aus der Umarmung und schwang seine Beine aus dem Bett. Er zog sich etwas über und blickte sich suchend um. Er suchte in Erens Zimmer nach etwas zu trinken doch fand nichts vor. Also musste er das Schlafzimmer leider verlassen. Nur in einer Jogginghose bekleidet und einem T-Shirt, trat er hinaus und gerade als er sich zur Treppe begeben wollte, die nach unten zur Küche führte, wurde er von einem Geräusch aufgehalten. Er hörte eine Stimme rufen. Jemand bat um Hilfe und neugierig horchte Levi in die Dunkelheit hinein. Wenn er sich nicht irrte, kam das Geräusch aus Roses Zimmer. Er sollte weitergehen und das Mädchen sich selbst überlassen. Immerhin hatte er mit Eren genug zu tun und er hatte auch überhaupt keine Lust mehr, sich um den Fall zu kümmern. Seine Prioritäten lagen jetzt woanders. Bei Eren - nur bei ihm und seinem wundervollen Körper. Doch als sie erneut um Hilfe bat, fast schon flehend, siegte Levi gesunder Menschenverstand, und er begab sich in das Zimmer des Mädchens. Wieder umfing ihn eine unglaubliche Dunkelheit. Er schaltete eine kleine Nachttischlampe an, die auf der Kommode direkt neben der Tür stand. Als sich seine Augen an das fade Licht gewöhnt hatten, erblickte er die junge Frau. Rose lag noch immer gefesselt in ihrem Bett. Sie sah furchtbar aus. Abgemagert und völlig verschwitzt lag sie da und sah ihn aus ihren großen, blauen Augen an. Plötzlich hatte er das Gefühl, dass er zum ersten Mal in die echte Seele des Mädchens blickte. Als ob das hier Rose war und nicht der Dämon, der von ihr Besitz ergriffen hatte.
»Hilf mir«, hauchte sie leise. »Bitte hilf mir«, sagte sie erneut, und ihr Blick sagte so viel und doch Levi konnte sich nicht rühren. Was war nur los mit ihm? Er war dem Mädchen doch zu überhaupt nichts verpflichtet. Irgendjemand anderes würde sich schon um sie kümmern. Er sollte etwas trinken gehen und wieder zurück zu Eren gehen. Und gerade als er auf dem Absatz kehrtmachte, sagte sie etwas, was in hellhörig werden ließ.
»Er wird dich auch holen. Er wird dich holen und verschlingen. Genau so, wie es mit allen anderen getan hat«, flüsterte sie leise doch für Levi unüberhörbar. Er schluckte schwer und kam näher. Langsam, vorsichtig und unglaublich wachsam setzte er einen Fuß vor den anderen und trat näher heran. Ihre Lippen waren spröde und rissig, die Augen lagen tief in ihren Höhlen vergraben und wirkten matt im schummrigen Licht der einsamen Lichtquelle an der Tür.
»Von wem sprichst du?« Wollte er wissen. Sie schüttelte Ihren Kopf. Ihre Augen wanderten unruhig hin und her, als ob sie den Raum nach jemanden ab suchen wollte. Als ob sie sich beobachtet fühlen würde.
»Jetzt ist er müde und erschöpft, aber er wird wiederkommen und dann sind wir alle verloren. Dann ist die ganze Welt verloren«, fuhr sie sie fort und Levi verstand immer noch nicht ganz genau, worauf sie hinaus wollte. Es machte alles überhaupt gar keinen Sinn. Dieses Mädchen sprach wirr. Es lag vermutlich an der Besessenheit. Anders konnte er sich das wirklich nicht erklären.
»Ich bitte dich, hilf mir. Du musst mir und den anderen helfen helfen. Meine Schwestern sie müssen hier weg!« Seine Augenbrauen hoben sich fragend an. Er hatte keine Antwort darauf.
Eigentlich gab's darauf auch überhaupt nichts zu erwidern. Zumindest wollte ihm nichts Gescheites einfallen.
»Hilfe wird kommen«, versprach er ihr.
»Du bist du nicht hier, um mir zu helfen? Hat Gott dich nicht geschickt?«, Ihre Stimme war kaum ein Flüstern. Was ihre Worte zu bedeuten hatten, wollte ihm im Moment nicht in den Sinn.
»Ich denke nicht, dass Gott noch an diesem Ort ist", sprach er leise seine wirren Gedanken aus. Dabei spürte er wie sein Herz sich verkrampfte. Was war das wieder?
Rose, oder das, was noch von ihr noch übrig war, schüttelte ihren Kopf und plötzlich lag so etwas wie Kampfgeist in ihrem Blick.
»Das stimmt nicht. Gott ist überall. Und das weißt du. Er ist tief in deinem Herzen. Du musst ihn nur wieder finden und dann kannst du das hier schaffen. Ich weiß es, Gott glaubt an dich, so wie du auch an ihn glaubst und er hat dich nicht aufgegeben. Auch wenn du das jetzt vielleicht denkst. Aber er hat dich in keiner Sekunde deines Lebens aufgegeben«, sprach sie mit einer solchen Ernsthaftigkeit in ihrer Stimme aus, dass Levi ganz anders wurde.
»ich brauche deine Hilfe, ich bitte dich. Ich kann das nicht mehr ertragen. Wenn du mir nicht helfen willst, dann töte mich«, flehte sie voller Inbrunst. Levi glaubte sich verhört zu haben.
»Bitte töte mich. Ich will nicht mehr sein Spielzeug sein. Ich will nicht mehr so leiden, und ich will nicht dabei zusehen wie andere Menschen durch meine Schuld leiden müssen!«
Levi verstand überhaupt nicht, was sie meinte. Er kam ihr näher, beugte sich etwas vor, so dass sein Ohr in der Nähe ihres Mundes war. Was unglaublich gefährlich war, das war ihm bewusst, wenn er daran zurückdachte, was sie mit seinem Nacken angestellt hatte.
»Was meinst du damit? Wieso glaubst du, dass es deine Schuld ist?« Wollte er wissen.
»Wenn ich nicht dieses Ritual durchgeführt hätte und Pater Eren mich nicht dabei unterbrochen hätte, wenn er nicht mit im Raum gewesen wäre, dann wäre all das nicht soweit gekommen. Ich kann es spüren, ich bin Schuld an all diesen schlimmen Dinge, die hier passieren«, flüsterte sie, und als er Erens Namen aus ihrem Mund hörte, richtete er sich auf.
»Das Ritual: du hast es tatsächlich gemacht«, flüsterte er in die Stille hinein und dachte über ihre Worte nach. Rose nickte und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Die Bedeutung ihrer Worte, sickerten nur sehr langsam in sein Hirn.
»Es tut mir so unendlich leid. Ich wollte das nicht. Ich war blind vor Liebe und wollte nur, dass er meine Liebe erwidert«, nachdem sie das alles erzählt hatte und Levi nun die ganze Wahrheit kannte, fiel es Levi wie Schuppen von den Augen. Irgendetwas stimmt hier gewaltig nicht und er wusste, dass er in eine sehr schlimme Situation gerutscht war. Er hatte das Gefühl, nicht richtig atmen zu können. Alles in ihm schien in Trümmern zu zerfallen, und er konnte kaum noch klar denken. Die Brust fühlte sich so unsagbar eng an, und je länger er in diesem Raum verweilte, umso schlimmer wurde es. Daher ließ er sie einfach dort liegen und verließ hastig das Zimmer. Hastig lief er die Treppe nach unten und suchte nach dem Ausgang. Er musste hier weg. Er musste seine Gedanken ordnen uns so schnell wie möglich hier weg.
Daher machte er noch mal kehrt, lief auf leisen Sohlen die Treppe nach oben, betrat sein Zimmer, welches Gott sei Dank leer war, kramte seinen Autoschlüssel aus seinen Taschen heraus und verließ genauso schnell, wie er gekommen war sein Zimmer. Hastig eilte er wieder nach unten, ging durch die Vordertür nach draußen, steuerte sein Auto an und stieg ein. Mit zittrigen Fingern startete er den Wagen, schnallte sich an und fuhr aus der Einfahrt heraus. Er warf einen Blick in den Rückspiegel, doch niemand stand hinter ihm, obwohl er das Gefühl hatte, die ganze Zeit beobachtet zu werden. Und natürlich wurde er das. Der Teufel sah ihm zu. Er beobachtete ihn dabei, wie er fiel. Wie er sein Glauben verlor und sich der Sünde zugewandt hatte. Satan hatte ihm dabei zugesehen, wie Gott sich von ihm abgewandt hatte. Levi hatte das Gefühl, dass sich seine Brust immer mehr zuschnürte doch je weiter er dieses Haus, diesen verfluchten Ort hinter sich ließ, umso befreiender wurde das Gefühl in seiner Brust. Endlich hatte er das Gefühl, wieder atmen zu können, und plötzlich sah er die Dinge viel, viel klarer als vorher. Die Wolken, der Nebel, der sich in seinem Kopf ausgebreitet hatte, dieser dichte giftige Nebel lichtete sich, und Levi wurde so vieles auf einmal klar. Er sah die Dinge klar und deutlich vor sich.
Er sah Rose und die anderen Schwestern, Erwin und Eren, die er zurückgelassen hatte, sich selbst und dem Dämon überlassen. Doch er würde zurückkehren, wenn er seine Seele rein gewaschen hatte, denn es wurde ihm immer bewusster, was er die letzte Nacht getan hat. Es gab kein zurück. Es gab keine Entschuldigung dafür, und je länger er darüber nachdachte, umso mehr fluteten die Bilder seinen Kopf. Anfangs hatte er noch gedacht, es wäre nur ein verrückter Traum gewesen. Etwas, was seine Sicht vernebelt hatte und einfach nur seiner Fantasie entsprungen war. Jetzt wurde Levi alles bewusst. Nichts davon war seiner Fantasie entsprungen. Alles hatte sich so zugetragen. Jeder noch so klitzekleine Traum war wahr gewesen. Egal was er von Eren geträumt hatte - alles war echt. Der erste Kuss, die ersten zaghaften Berührungen und sogar das erste Mal, als Eren ihm körperlich, sehr nahe gekommen war, das war alles geschehen. Er hatte nichts davon geträumt. Luzifer hatte seine Spiele mit ihm gespielt, und Levi war ihm verfallen. Levi und Eren waren reingelegt worden. Das wurde ihm immer mehr bewusst, und ihm wurde eben so schmerzhaft bewusst, was er getan und wie sehr er Gott und seine Religion, seine Überzeugung verraten hatte. Es war schrecklich. Es war unaufhaltsam. Sein schlechtes Gewissen nagte an ihm, und er konnte urplötzlich keinen klaren Gedanken fassen. Alles in ihm schmerzte, und er verspüre einen Druck in sich den er so noch nie in sich gefühlt hatte. Was war das nur? Warum fühlte er sich so nutzlos, so hilflos? Er konnte nicht atmen, rang nach Luft und beschloss, dass es besser war, rechts anzuhalten. Der Wind peitschte gegen die Bäume und der Wagen bewegte sich sogar leicht. Als ob er sich inmitten des Sturms befand. Levi atmete ein paar Mal tief durch, versuchte einen klaren Gedanken zu fassen und wieder zurechtzukommen. Doch er konnte an nichts anderes denken, als an die Sünde die er begannen hatte. An all die schmutzigen Dinge, die er mit Eren getan hatte.
»Oh mein Gott«, hauchte er bedrückt und spürte dicke Tränenbäche seine Wangen hinab rinnen. Er weinte still in sich hinein und konnte sich kaum rühren. Seine Schultern bebten und der dicke Kloß in seinem Hals wurde immer größer. Die Finger fest in das Lenkrad krallend, versuchte er sich zu beruhigen – was ihm nur kläglich gelang. Levis Atmung ging schnell, sein Herz schlug viel zu heftig in seiner Brust, und er glaubte, jeden Moment ohnmächtig zu werden. Denn all das, was geschehen war, war nicht durch seinen Freien Willen passiert. Sicher, er hatte nach seinen Trieben gehandelt, hatte seinen sexuellen Wünschen und Neigungen nachgegeben, aber er war doch stark? Er hatte doch sonst immer jeder Versuchung widerstehen können? Warum nicht jetzt? Warum nicht hier an diesem Ort? Voller Wucht schlug er gegen das Lenkrad und schrie. Er schrie so laut, wie er konnte. Brüllte seinen Frust hinaus und rief: »Ich bin deiner doch nicht mehr würdig! Wie kann ich das jemals wieder gutmachen? Wie? Bitte, gib mir eine Antwort! Oder irgendein Zeichen!« Die letzten Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. Doch nichts geschah. Es gab kein Zeichen. Es gab nichts, was Gott ihm hätte sagen können. Kein tröstendes Wort, keine liebevolle Umarmung würde all diesen Schmerz, den er jetzt spürte, beheben können. Levi war verloren. Er hatte seine Seele einfach aufgegeben und sie fast an den Teufel verloren. Und verdammt noch mal, er war sowas von bereit dazu gewesen. Nichts hatte ihn aufhalten können. Nach wenigen Tagen hatte er sich in diesem Jungen so sehr verloren, dass er sein ganzes Leben, sein ganzes Handeln anzweifelte. Doch das war nicht richtig. Er liebte seinen Beruf. Er liebte es, Priester zu sein und Gott zu dienen. Er hatte sich bewusst für diesen Weg entschieden. Für das Zölibat, für die Einsamkeit. Und bisher hatte ihn nichts von diesem Weg abbringen können. Warum also jetzt?
Er musste beichten. Sich von seinen Sünden lossprechen lassen, und das konnte er nur in einer Kirche tun. Vor einem Mann Gottes...
Levi wischte sich mit seinen Handrücken über die Augen, trocknete seine nicht enden wollenden Tränen und fuhr wieder los.

Sinners - Levi x Eren Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt