Epilog

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Epilog

»Eren, ich glaube du hast Besuch«, hörte er seinen besten Freund Armin sagen. Sie kannten sich schon von klein auf an und während Armin Medizin studierte, hatte Eren sich der Theologie und Religion gewidmet. Obwohl ihre Leben so unterschiedlich verlaufen waren, waren sie immer die besten Freunde geblieben und selbst nach Erens ›Zusammenbruch‹, wie Armin als Mediziner es so schön sagte, hatte er ihn bei sich aufgenommen und gepflegt. Er hatte dafür gesorgt, dass Eren sich wieder menschlich fühlen konnte.
Es hatte fast ein Jahr gedauert, bis Eren wieder auf dem Damm war. Seine Nächte waren von Alpträumen geschwängert und ließen ihn kaum schlafen. Jede Nacht wachte er schweißgebadet auf. Nicht ein einziges Gebet vermochte es sie aus seinem unruhigen Geist zu verbannen. Erst als Armin ihm Tabletten verschrieben hatte, war es besser geworden. Irland hatte er, sobald er das Krankenhaus in dem er aufgewacht war, verlassen durfte den Rücken gekehrt und war nach Deutschland zurückgekehrt. Wie es Rose und ihren Schwestern ging, wusste er nicht. Sein letzter Stand war es, dass sie auf dem Weg der Besserung waren – genau wie Erwin Smith, der dem alten Anwesen, den Rücken gekehrt hatte. Es gab Gerüchte, dass der Vatikan plante, das Anwesen und alles was damit in Verbindung stand, abzureißen. Verständlich wenn man daran dachte, dass sie alle von einem mächtigen Dämon heimgesucht worden waren. Dass es alles mit Roses Wunsch nach Nähe zu Eren zu tun hatte, hatte er ihr bereits verziehen. Sie hatte einen Fehler gemacht, in dem sie Asmodeus beschworen hatte, doch das war kein Grund ihr auf ewig Böse zu sein. Eren war kein sehr nachtragender Mensch. Er hatte gelernt, dass es das Beste war zu vergeben. Was nützte es ihm, auf einen Menschen böse zu sein, der keinen anderen Ausweg als diesen gesehen hatte. Genau, nichts. Daher hegte er keinen Groll gegen sie und wünschte ihr und ihren Schwestern nur das Beste. Völlig gleich, ob sie der Kirche treu blieben oder nicht. Der einzige an den er oft dachte, war Pater Levi. Wie es seinem Retter wohl ging? Was machte er und dachte er ab und an Eren? Er sollte sich für diese Fragen schämen, doch tat er dies nicht. Ganz im Gegenteil. Was hatte er schon zu befürchten? Eren war kein Priester mehr. Seine Gedanken waren nunmehr nur seine und nichts und niemand konnte ihn daran hindern an Pater Levi zu denken.
Seit einigen Wochen war er nun auf eigenen Wunsch exkommuniziert und lebte vorerst bei Armin. Die Kirche zahlte ihm eine Entschädigung, bis er einen neuen Job gefunden hatte. Eren dachte daran, Lehrer zu werden. Dafür musste er für ein paar Semester zurück zur Uni aber er war noch jung. Gerade Mal 28 Jahre alt und für alles offen – nur nicht für die Kirche. Natürlich glaubte er noch immer an Gott und besonders an den Teufel, war er ihm doch höchstpersönlich begegnet und ein Gefangener seiner Spiele gewesen.
Dennoch wusste er, dass er nicht mehr als Priester arbeiten konnte – dafür war viel zu viel passiert. Er hatte Dinge erlebt und gesehen, die er niemals vergessen könnte. Kein Segen der Welt, vermochte es seine Seele reinzuwaschen. Eren hatte das Gefühl, als sei sie für immer beschmutzt und das Teil von ihr, bereits in der Hölle auf ihn wartete.
»Wie kommst du darauf?«, wollte er wissen und trat zum Fenster, an dem Armin stand. Armin lebte in dem Haus, welches seinen Großeltern gehört hatte, in einem kleinen Ort in Nordrhein Westfalen direkt an einer Talsperre. Es war schön hier, aber Eren sehnte sich nach dem Stadtleben und würde, sobald er völlig genesen war, sich nach einem geeigneten Studienplatz umsehen.
»Na, schau mal da!«, er deutete mit dem Kopfnicken nach draußen und als ein Motorrad in die Einfahrt fuhr, legte er den Kopf etwas schief. Wer das wohl sein könnte?
Doch als der Mann auf dem Motorrad seinen Helm abnahm, weiteten sich Erens Augen vor Überraschung. Wie war das möglich und vor allem: Wieso?
»Das ist der Priester der oft im Krankenhaus war, als du noch im Koma warst«, stellte Armin fest und Eren konnte nichts anderes tun als zu nicken. Davon hatte man ihm erzählt. Pater Levi war kaum von seiner Seite gewichen und saß nächtelang an seinem Bett und hatte gebetet. Wie Eren sich mit dieser Information fühlte, konnte er beim besten Willen nicht sagen. Irgendwie ehrte es ihn und dann war da noch ein gänzlich anderes Gefühl. Ohne auf das Klingeln abzuwarten, lief er in den Flur hinaus und öffnete die Haustür, die direkt in den kleinen Vorgarten führte.
»Monsignore«, rief er, als er ihm entgegenkam. Levi, der in seiner Motorradkluft steckte, blieb abrupt stehen und hob seinen Blick. Stahlblaue Augen trafen auf Eren und hinterließen weiche Knie. Noch immer hatte der ältere Mann diese Wirkung auf Eren – wofür er sich automatisch doch ein wenig schämte.
»Eren«, er mochte es, wie Levi seinen Namen aussprach. Das hatte er schon immer getan. Die Stimme des Paters nahm dann immer einen etwas zärtlicheren Ton an.
»Was machen Sie hier? Ich meine ... müssten Sie nicht in Rom sein und Dämonen bezwingen?«, grinste er ihn an und versuchte, das Erlebte in Irland ins Lächerliche zu ziehen. Seinen Humor hatte er nicht verloren.
Levi schluckte, das konnte Eren an der Bewegung des Adamsapfels sehen. Scheinbar fand er es nicht so witzig, wie gehofft.
»Ich bin gerade in Deutschland und wollte dich besuchen und mit dir reden«, sagte er dann. Eren schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln. Zum Thema Rom schwieg sich Levi aus. Vielleicht weil er dachte, dass es Eren vielleicht stören könnte. Dass er traurig darüber sein könnte, kein Priester mehr zu sein. Dabei war genau das Gegenteil der Fall.
»Das ... freut mich. Kommen Sie doch rein, ich mache uns einen Tee. Sie trinken doch noch immer Tee, oder?« Eren deutete mit einem Kopfnicken an, dass Levi ihm ins Innere des Hauses folgen sollte, was er auch gleich tat. Eren spürte seinen aufgeregten Herzschlag. Wie die schnellen Flügelschläge eines Kolibris.

Sinners - Levi x Eren Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt