Die Stille im Haus war unheimlich und beinahe unerträglich für Levi. Lediglich das Ticken der großen Wanduhr war zu hören. Tick tack, Tick tack ...
Nervosität stieg ganz langsam, wie aufbrodelnde Lava, in ihm auf. Er rief sich in Erinnerung, dass er Ruhe bewahren müsste. Ansonsten würde das hier niemand überstehen!
Ganz langsam trat er durch den langen Flur im Erdgeschoss und sah sich um. Das gelegentliche Pfeifen des Windes, war neben der tickenden Uhr, das einzige, was zu hören war. Sonst nichts als Stille. Auf alles vorbereitet, sah er sich um, ließ einen Blick in der Küche schweifen, nur um festzustellen, dass diese verlassen war. Levi schluckte schwer und ging weiter. Seine Sachen, das Kruzifix, die Bibel, befanden sich noch alle in seinem Zimmer. Daher hatte er sich nur eines alten Rosenkranz bedient, welcher in der Bibliothek gelegen hatte. Noch immer hatte er nur seine Freizeitkleidung an, beziehungsweise eine Jogginghose und das Sweatshirt. Die Zeit, sich in angemessene Kleidung zu werfen, hatte er nicht. Denn die Zeit, war einer seiner schlimmsten Gegner.
Obwohl er alleine war, wusste er, dass er auf Schritt und Tritt beobachtet wurde. Die Präsenz des Dämons war deutlich zu spüren. Alle Räume waren kalt, obwohl der Kamin, der Ofen und sogar die elektrische Heizung liefen. Ein unangenehmer Geruch hatte sich im Inneren des Hauses verbreitet, doch Levi konnte diesen nicht komplett zu ordnen. Ein wenig Schwefel, ein wenig Verderbnis und ganz viel Lust und Sex und ... Tod. Eine leichte Welle der Übelkeit rollte langsam heran.Mit vorsichtigen Schritten ging er weiter, sah in den Gemeinschaftsraum, und auch dort entdeckte er niemanden. Plötzlich waren da Schritte und ein leises Lachen. Ruckartig drehte er sich herum und blickte in Schwester Sinas Augen. Woher war sie so schnell aufgetaucht? Sie stand vor ihm, nur mit einem Hemd bekleidet und lächelte ihn lieblich an. Rötliches Haar, fiel ihr lang über die Schultern, und ihre Augen leuchteten hell... Nicht hellblau wie sonst. Sondern golden. Sie fixierte ihn, in dem sie ihren Kopf etwas zur Seite neigte, und nunmehr hatte sie die Ausstrahlung einer wilden Katze, die auf ihre Beute aus war. Levi schluckte hart, doch er ließ sich nichts anmerken.
»Monsignore«, hauchte sie leise und fuhr sich mit ihren Fingerspitzen über ihren langen hellen Hals. Es sollte eine verführerische Geste sein, die Levi allerdings nur Unbehagen bereitete.
Levi schluckte erneut und war sich mehr als bewusst, dass er sich zusammenreißen musste. Multiple Besessenheit... Das war eines der vielen Attribute des Dämons Asmodeus. Der König der Hölle. Er hatte anscheinend nicht nur von Eren Besitz ergriffen, sondern vom Rest des Hauses. Zumindest benutzte er die anderen als seine Marionetten. Ob sie noch lebten oder bereits am Tor der Hölle kratzten, konnte er beim besten Willen nicht sagen.
Levi selbst war eine dieser Marionetten gewesen – zumindest zum Teil. Natürlich konnte er nicht alles der dämonischen Präsenz im Haus zuschreiben, was er getan hatte. Nein, vieles hatte er aus freien Stücken getan, doch er war sich sicher, dass die teuflische Aura, seine Wünsche, sein Verlangen, noch bestärkt hatte.
»Schwester Sina«, begrüßte er sie und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass er bereits voll im Bilde war.
»Bist du denn nicht bei Eren?«, wollte sie wissen und zeichnete mit ihren Fingern ihr eigenes Schlüsselbein nach.
»Eren schläft. ich wollte mir was zu essen machen«, log er und versuchte gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Sie neigte ihren Kopf in die andere Richtung und blinzelte ein paarmal. Dann setzte sie ihre nackten Füße in Bewegung und kam fast schon fliegend auf ihn zu. Als sie direkt vor ihm stehen blieb, war sie ihm so nah, dass ihre Brüste sich gegen seinen Oberkörper pressten. Sina legte er ihren Hände auf seine Schultern ab und stellte sich auf ihre Zehenspitzen. Sie kam ihm so nah, und tat dann etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Sie schnupperte an ihm. Levi wich nicht zurück. Er blieb einfach regungslos stehen und ließ es mit sich geschehen. Dabei wusste er doch, dass man vor dem Teufel nichts verbergen konnte.
»Du riechst nach Verrat«, hauchte sie leise und leckte über seinen Hals.
»Du stinkst nach Gott«, flüsterte sie und nahm ihren Kopf soweit zurück, dass er direkt in ihre Augen blicken konnte. Augen, die nichts Menschliches mehr in sich trugen. Ohne mit der Wimper zu zucken, packte er das Mädchen und drückte sie gegen die Wand. Mit einer Hand packte er ihren Hals und fixiert sie auf die Art. Sie wandte sich unter seinem Griff und versuchte, sich zu befreien. Levi zog mit seiner freien Hand den Rosenkranz aus seiner Hosentasche und drückte ihr diesen gegen die Stirn.
»Exorcizamus te, omnis immunde spiritus, omnis satanica potestas, omnis incursio infernalis adversarii, omnis legio, omnis congregatio et secta diabolica, in nomine et virtute Domini Iesu Christi, eradicare et effugare a Dei Ecclesia, ab animabus ad imaginem Dei conditis ac pretioso divini Agnis sanguine redemptis.
Non ultra audeas, serpens callidissime, decipere humanum genus, Dei Ecclesiam persequi, ac Dei electos excutere et cribrare sicut triticum!«
Er sprach die Worte so schnell aus, mit so viel Hoffnung und Verzweiflung, dass es sogar Wirkung zeigte. Das Kreuz auf ihrer Stirn fing an zu qualmen, und hinterließ eine fiese Wunde auf der zarten Haut. Sie schrie, versuchte, sich zu wehren und sich aus seinem Griff zu befreien. Aber dadurch, dass sie sehr zart und sehr jung war und scheinbar nicht so viel dämonische Präsenz in dir drin war, war es für Levi ein leichtes Spiel, sie festzuhalten und so lange zu beten, bis sie ohnmächtig zusammen sackte. Er hatte keine Ahnung, ob geholfen hatte. Doch was er wusste, war, dass der Hauptwirt Eren war. Sein Eren. Er musste ihn aus Eren austreiben.
Ihn für immer in die Hölle verbannen und dafür sorgen, dass alle in Sicherheit waren. Er ließ das Mädchen los, entdeckte die Würgemale, die er ihr verpasst hatte und bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Sollten Sie das alles überstehen, sollte er es schaffen, alle zu retten, dann würde er sich bei dem Mädchen entschuldigen müssen und um Buße und Verzeihung bitten. Denn einen anderen Menschen so hart anzufassen, das war ihm zu wieder. Gewalt war noch nie der richtige Weg gewesen, und er hatte es in jungen Jahren nur genutzt, um sich zu verteidigen. Aber er hatte niemals irgendeinen anderen Menschen angegriffen. Doch scheinbar musste er, um den Prinz der Hölle, wieder in die Hölle zurückzuschicken, über einige Schatten springen. Dessen war er sich bewusst. Asmodeus war einer der ranghöchsten Dämonen der Hölle und galt als Vertretung Luzifers.
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Sinners - Levi x Eren Fanfiction
Fiksi PenggemarPater Levi Ackermann, Exorzist des Vatikans, muss nach Irland um einen jungen Priester bei einem harten Fall zu helfen. Kein Problem für den erfahrenen Exorzisten doch leider stellt sich das irische Kloster als Tor zur Hölle heraus und die beiden be...