Kapitel 6

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"Ich habe es dir doch gesagt." Ich gucke zerknirscht zu Lucas. Mein Speck ist in Flammen aufgegangen. "Wirklich, um deine Note zu retten, solltest du vielleicht in eine andere Gruppe.", schlage ich ihm vor. Lucas lacht. "Vergiss es, mehr Spaß kann man in der Schule nicht haben." Ich ziehe die Augenbrauen hoch. "Dann kannst du in diesem Kurs nicht lernen zu kochen, sondern wie man den Feuerlöscher benutzt." Lucas zuckt mit den Schultern. "Ist auch zu etwas nützlich."

Zwei Schulstunden später sitzen wir in der Cafeteria. Lucas hat einige Speckstreifen retten können und isst diese jetzt mit den Bohnen, die er gekocht hat. Ich habe bei der Essensausgabe einen Salat gekauft, weil das restliche Fast Food oder das kostenlose, schon Mal herausgekotzte Cafeteriaessen mich sowas von gar nicht ansprechen. Mason und diese Riley setzen sich zu uns an den Tisch. "Hey, ich bin Riley.", sagt das Mädchen freundlich und winkt mir zu. Ich verschweige, dass mir diese Information schon zugetragen wurde und winke ihr zurück. "Ich heiße Jannik." "Na, wie waren die Unterrichtsstunden ohne mich?", fragt Mason grinsend. Lucas prustet los und senkt seinen Blick sofort auf den Speck. Ich rolle mit den Augen, lache aber auch. "Ich hätte beinahe die Schule niedergebrannt." "In Chemie?", fragt Riley neugierig. "Nein, in spanisch Kochen." Jetzt lachen auch Riley und Mason. Dann erzählt Lucas etwas über die neue Eishockey Saison und dass er schon zugelassen wurde. "Und was machst du bis zum Winter?", fragt Mason. "Weiß noch nicht." Lucas zuckt mit den Schultern. Dann unterhalten sie sich weiter über Football, was Mason voraussichtlich spielen wird. Riley wendet sich zu mir. "Oh man, ich hasse es, wenn sie das tun." Sie deutet auf Mason und Lucas. Ich grinse. "Ich kann da nicht mitreden, ich habe bisher weder Football noch Eishockey gespielt." "Ich auch nicht." Riley grinst und beißt von einem Sandwich ab. "Am ersten Tg machen die immer am meisten Umsatz.", erklärt mir Masons Vielleicht-bald-Freundin und zeigt auf den regen Verkauf im Frontteil der Cafeteria. "Weil viele Schüler am ersten Tag zu faul sind, um sich einen Lunch zu machen."
Nach einer etwas längeren Unterhaltung mit Riley, erfahre ich, dass sie einen Zwillingsbruder hat, der allerdings auf eine andere Schule geht, dass sie eine YouTuberin ist (mit über 10.000 Followern) und sich für das erste Semester bei der HuHA gemeldet hat. "Den Heteroteil müssen die nämlich noch ausbauen." Riley scheint unglaublich tolerant zu sein. Ich bin kurz davor ihr von mir zu erzählen, keine Ahnung woher der plötzliche Mut kommt, halte mich dann aber zurück. Könnte ein fataler Fehler sein.

Es kommt jemand mit riesigem Getöse in die Cafeteria hinein gerannt. Ein schlaksiger Junge, der, wie Riley mir knapp und flüsternd erklärt, der Schülersprecher und überraschender Weise siebzehn Jahre alt ist. "Die Listen für die AGs hängen aus." Eine ganze Meute Schüler springen auf und laufen in Richtung der Aushänge. Ich will mich gerade erheben, als Riley mir rät: "An deiner Stelle würde ich da erst nachher vorbei schauen. Die AGs fangen sowieso erst morgen an. Bis auf die Cheerleader - aber das sind vermutlich sowieso wieder die üblichen Verdächtigen."

Nach dem Mittagessen mache ich mich mit Lucas zu Masons Wagen auf, denn mein Cousin hat noch eine Routineuntersuchung beim HNO-Arzt. Auf die Frage hin, wie er dann bitte nach Hause komme, sagt er, dass John ihn abholen würde. Ich grinse Mason an, Lucas wirbelt den Schlüssel in der Hand herum und dann verlassen wir das Schulgebäude.

Die Sonne knallt brutal auf den Asphalt und ich schüttle mein T-Shirt, damit etwas Luft an meine Haut kommt. "Warm, nicht wahr?" Ich nicke. "Ist nur eine Hitzewelle.", sagt Lucas und schließt Masons Schrottlaube auf. "Wohin sollen wir als erstes?", fragt Lucas mich, schmeißt seinen Rucksack auf die Rückbank und sich selbst auf den Fahrersitz. "Was?", frage ich, halb perplex, zurück. "Naja, sollen wir einen FroYo essen gehen oder auf die Skaterrampe? Gitarre spielen?" Lucas leiert einen Haufen von Möglichkeiten herunter. "Such du was aus.", sage ich und setze mich neben Lucas. "Gut." Nachdem ich die Tür geschlossen habe, drückt er auf das Gas. "Welche Sorte von Frozen Yoghurt magst du am liebsten?" Lucas sieht zu mir, als er an einer roten Ampel hält. "Keine Ahnung.", gebe ich zu. "Manchmal schleift mich eine Freundin mit zum Frozen Yoghurt essen, aber, nee, eigentlich nicht." Ich beiße mir kurz auf die Lippe. "Kannst du mir was empfehlen?" Lucas lacht, schüttelt den Kopf und fährt wieder los. "Das musst ausprobieren, in dem Laden ist FroYo wirklich special." Ich verziehe kurz das Gesicht, lache dann aber auch.

Der Laden ist ziemlich klein, eigentlich ist er ein einziger Tresen über dem ein Schild "Frozen Yoghurt to go" hängt. Die Kassiererin kennt Lucas augenscheinlich, denn sie begrüßen sich und umarmen sich über den Tresen hinweg. Ich fühle mich komisch, unwohl und wie das fünfte Rad am Wagen. "Das ist Masons Cousin aus Deutschland." Dann wendet sich Luke zu mir und sagt: "Jannik, das ist Lea, eine Freundin von mir." "Hey.", begrüßt Lea mich und lächelt freundlich. "Na dann, was wollt ihr zum Schuljahresbeginn essen? Ihr habt Glück, der Sommerrabatt hält noch bis zum Ende der Woche an." Während ich mir die, zugegebener Maßen merkwürdig Auswahl von Sorten ansehe, bestellt Lucas schon. "Einen großen Becher rot weiß." Ich kenne nur Pommes rot weiß, deswegen schaue ich Lea neugierig zu, wie sie den FroYo zu bereitet. Etwas enttäuscht stelle ich fest, dass das Geheimnis hinter FroYo rot weiß eigentlich nur aus roten Beeren und dem ungefärbten Jogurt besteht. "Was ist Frozen Yoghurt blau gelb?", frage ich Lea. "Heidelbeeren und wenn wir haben, Pflaumen mit Banane, Ananas und FroYo." Ich bestätige, dass ich den gern hätte und warte dann mit Lucas. "In welche AG bist du?", fragt dieser mich nach eine kurzen Weile. Wir sind vorhin am Aushang vorbei gelaufen und haben kurz unsere Punkte abgesucht. "Für alle Semester HuHA. Und bei dir?" "Auch.", sagt Lucas, dann nimmt er sich den Eisbecher, den Lea vor ihm abgestellt hat, bezahlt für uns und geht los. "Hey.", sage ich vorwurfsvoll, als ich mich von Lea verabschiedet und meinen Becher genommen habe. "Du weißt schon, dass ich auch Geld besitze?" Er nickt. "Ich kann auch bezahlen.", sage ich, als ich es endlich schaffe neben ihm herzulaufen. "Pech, jetzt habe ich bezahlt." Ich schaue ihn kurz stirnrunzelnd an, dann sind wir schon am Parkplatz, vor Masons Wagen angelangt. Lucas öffnet den Kofferraum und setzt sich auf die Fläche, ich mich neben ihn. Ich will ihn fragen, in welchen Teil der HuHA er beigetreten ist, über alle Semester, wo er doch im Winter Eishockey spielt, aber er schweigt und ich ebenfalls.

Mein Weg zu dir (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt