Kapitel 17

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Janniks P.o.V.

Ich habe an der Tür gestanden, mit einem Glas Wasser in der Hand, als ich Lucas sagen höre: "Wir haben nie eine Beziehung geführt." Und dass es dabei um mich geht, habe ich auch verstanden. Ein lauter Knall lässt mich aufschrecken. Ich habe mein Wasserglas fallen gelassen und zu meinen Füßen hat sich eine Pfütze gebildet mit Glasscherbeninseln. Seufzend mache ich mich daran, die Scherben aufzusammeln und Quentin kommt angerannt. "Ist alles in Ordnung?", fragt er und hilft mir sofort die Unordnung wegzuräumen. "Jaja.", murmle ich fahrig. Quentin und ich begeben uns dann ins Zimmer. "Ist alles okay?", fragt Mason, während ich mich aufs Bett setze und nach einem Buch greife. Ich nicke und spüre die Blicke der anderen auf mir. Dann schlage ich den Roman auf.

Am nächsten Morgen werden wir von grässlich gut gelaunten Lehrern in Wandermontur geweckt. "Los Jungs.", rufen sie in den Flur und klopfen an jede Tür. "Frühstück gibt es in einer halben Stunde und danach gehen wir los." Quentin setzt sich verschlafen auf. "Wohin denn?", ruft er. "Wandern.", ruft ein Lehrer zurück. Ich stöhne in mein Kissen, rapple mich dann auf und tappe zu dem kleinen Waschbecken. Quentin und Mason gehen zu den Duschen, während Lucas und ich uns wortlos um das Waschbecken duellieren. Seit dem Streit gestern Abend: Kein einziger Blick, kein einziges Wort. Es bricht mir das Herz neben ihm zu stehen und zu wissen, dass er keine Gefühle für mich hegt - niemals gehegt hat. Ich spucke die Zahnpasta in das Becken, lasse Wasser über meine Zahnbürste fließen. Als ich meinen Blick wieder zum Spiegel wende, schaut Lucas mich an. Er verzieht dabei keine Mine, eine ausdruckslose Maske von Gesicht. Ich seufze lautlos, packe meine Sachen weg und beschließe kurzfristig erst nach dem Ausflug zu Duschen. Also begebe ich mich auf direktem Weg in den Aufenthaltsraum, wo eine Menge verkaterte Mitschüler sitzen. Ich brauche einen Moment bis ich Riley und Zora entdecke. Die Beiden haben dunkle Schatten unter den Augen und neben ihnen liegt eine angebrochene Schachtel Aspirin. Vorsichtig, um kein Geräusch zu machen, setze ich mich zu ihnen. "Guten Morgen.", grüße ich sie und greife nach einem Brötchen, die in einem Korb in der Mitte des Tisches stehen. "Hi.", murmelt Zora, zerbröselt ihr Brot auf dem Teller - ohne sich auch nur einen Bissen davon in den Mund zu schieben und guckt nur ganz kurz auf. Trotz ihrer offensichtlich mentalen Angeschlagenheit sehen ihre Haare perfekt aus und ihr Make Up passt - aber es kann die dunklen Ringe unter ihren Augen nicht überdecken. Die Mädchen zucken zusammen als die Lehrer mit einem fröhlichen "Guten Morgen"-Ruf und Gruß in den Raum gerauscht kommen. "Was habt ihr denn gestern gekippt?", fragt Quentin, der sich hinter den Lehrern an unseren Tisch schleicht und sich ein Stück Buagette nimmt. Ich bin überrascht, dass es das französische Brot überhaupt in den USA gibt, aber schmecken tut es definitiv nicht (auch wenn das Land beweist, kulturell eine gewisse Offenheit zu haben). Während unsere Lehrer über die bevorstehende Route quasseln und welches Schuhwerk am angebrachtesten wäre, beschließt Riley uns über ihren Zustand aufzuklären. "Jemand hat uns Whiskey in die Cola geschüttet.", klagt sie und schiebt sich ein Stückt des ekelhaftestem Weißbrots in den Mund, das ich je gegessen habe. "Aber geschmeckt muss es haben.", murmelt Quentin und studiert das Aussehen unserer beiden Freundinnen. Zora nickt nur und nimmt einen Schluck Wasser aus dem bunten Glas neben ihr. Quentin und Riley unterhalten sich weiter und Zora hat beschlossen dem grauhaarigen Geographielehrer zuzuhören (den ich vor der Reise nicht kannte), der darüber spekuliert, ob der heftige Regen die letzten Tage starke Auswirkungen auf die Umgebung hat und dass wir unbedingt darauf achten sollen. Meine Gedanken, sowie mein Blick gleiten ab - und zwar zu Lucas. Wenn ich ihn ansehe, verspüre ich nur noch Verlust. Ich denke an die Nacht, in der wir uns näher gekommen sind und prompt verfärbt sich mein Gesicht in ein tiefes Rot und in meiner Mitte versteift es sich. Quentin stupst mich an und nickt zu der Beule. "Komm runter.", flüstert er und ich versuche es. Der Geographielehrer labert immer noch über Steine und Arbeitsblätter und ich wünsche mir sehnlichst, ich hätte in den letzten Wochen auch nur einmal Selbstbefriedigung betrieben, dann würde mein Körper nicht so krass auf die Gedanken reagieren. Aber jedes Mal, wenn ich es auch nur versucht habe, sind meine Gedanken zu Lucas gewandert und das will ich absolut vermeiden.  

Mein Weg zu dir (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt