Die darauffolgenden Tage sind voller gruppenmotivierender Aufgaben und Wanderungen, so dass ich kaum Zeit habe, mit Lucas, Mason, Zora und Lucie über die Ereignisse zu reden. Texten über IM und kleine Unterhaltungen am Rande reichen einfach nicht aus, um die gesamte Bandbreite der Situation am Abend nach der Party zu erörtern. Zora wusste davor nicht, dass ich schwul bin und ich hoffe, dass sie es nicht vor der gesamten Schule breit tritt. Homophobie ist überall.
Der letzte Tag ist angebrochen und ich sitze am Frühstück. Der Toast vor mir sieht kein bisschen appetitlich aus. "Ist du das nicht mehr?", fragt Quentin mit einem hungrigen Blick auf meinen Teller. "Nee, iss du." Ich schiebe ihm den Teller zu, dann nehme ich einen Schluck Kaffee und versuche wach zu werden. Bis tief in die Nacht habe ich mit Lucie gechattet, die inzwischen schon Herbstferien hat. Hannah hat neben ihr gesessen und im Hintergrund lief Mainstream Musik. Ich habe ihnen erzählt, dass unsere Lehrer uns heftiger drillen, als die Trainer in einem Boot Camp.
Zora grinst über Quentins Hunger. "Wie kannst du so viel in dich hinein stopfen? Das ist doch schon fast unnatürlich." Quentin zuckt mit den Schultern. Seine schwarzen Haare stehen ab - er sieht aus, als hätte er in eine Steckdose gefasst. Riley lehnt sich zurück und beobachtet Quentins Fressorgie. "Willst du vielleicht auch noch meines haben?" Sie schiebt ihn ihren Teller rüber und streicht dann eine Haarsträhne zurück. Dann wendet sich Riley Zora zu. "Was war das eigentlich mit Mason, letztens?" "Er ist süß.", murmelt diese und krümelt mit ihrem Brot herum. "Er ist mein bester Freund.", sagt Riley und schaut Zora mit dieser Mona-Lisa Maske an. "Willst du was von ihm?", fragt unsere blonde Freundin direkt. "Nein.", stottert Riley und schaut schnell zu Mason. "Er ist nur sehr sprunghaft. Behalte das immer im Hinterkopf, wenn du was mit ihm machst." Jetzt lächelt Zora. "Du machst dir Sorgen um mich?" Sie nimmt einen Schluck Orangensaft. "Keine Sorge, ich passe schon auf mich auf." Das habe ich auch gesagt, denke ich und schaue Zora nachdenklich an. Bei Lucas bin ich mir immer noch nicht sicher.
Ich warte am Treppenabsatz auf Quentin. Wir wollen die Lehrer bestechen, dass wir wenigstens einmal in dieselbe Gruppe beim Völkerball kommen. Leider sind die kreidebesessenen Pädagogen von Mannschaftssportarten total begeistert und halten an dem Gedanken fest, dass es unseren Teamgeist immens stärken wird. Allerdings passt mich Zora vor Quentin ab und zieht mich um eine Ecke, in der deutlich weniger los ist. "Was war das am Abend der Party mit dir und Lucas?", fragt sie. Ich schweige. "Mann Jannik, ich habe nichts gegen Schwule oder Bisexuelle, aber ich will einfach nur wissen, was da zwischen euch abgeht." Ich seufze und schüttele den Kopf. "Was soll das, Zora? Soll ich dein schwuler, bester Freund werden, der dich beim Shoppen beraten kann?" Ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Tut mir leid, aber im Gegensatz zu anderen, habe ich leider keinerlei Modegeschmack." Zora grinst leicht. "Nein, ich wollte nur wissen, ob du einen ... einen Freund hast." Ich schüttele erneut, diesmal verneinend den Kopf. "Leider nicht." Sie umarmt mich. "Du hättest es mir doch sagen können.", flüstert sie mir ins Ohr. "Ich weiß.", flüstere ich zurück. "Aber die Reaktionen sind so unterschiedlich." Dann kommt Quentin an. "Na endlich, ich habe dich schon überall gesucht."
Ich mache eine Pause von Volleyball, denn der Sportdrache (ein Klassenlehrer aus einer der anderen Klassen) hat mich ausgetauscht und redet jetzt auf mich ein. "Deine Würfe waren erste Klasse.", erzählt er mir. "Aber ..." Er macht eine wirre Handgeste. "An deiner Kondition beim Rennen musst du noch arbeiten. Wie viel trainierst du so?" Ich seufze und zucke mit den Schultern. "Ich mache kaum Sport - wobei ... Ich arbeite in einem Lebensmittelladen im Lager. Das bedeutet, die gesamte Arbeitszeit Kisten heben." Der Lehrer labert weiter auf mich ein. Mein Blick gleitet ab, ganz automatisch landet er auf Lucas. Er ist im Basketball-Team und verschwitzt, mein Atem geht schneller und ich versuche mich zu beruhigen, da der Lehrer ja zu meinem Leidwesen neben mir sitzt und ununterbrochen redet.
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Mein Weg zu dir (boyxboy)
Teen Fiction' "Hey.", begrüße ich ihn und befreie meine Gitarre aus dem Koffer. Der Verschluss klemmt und meine Hände zittern und schwitzen, da ich Lucas' Blick auf mir spüre. "Komm, ich helfe dir." Ich weiß nicht, was sich zwischen uns verändert hat, aber es i...