Prolog

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Der Regen peitschte gegen die Fensterscheiben, als Aurelia im schummrigen Licht des alten Herrenhauses stand und sich unruhig den Mantel enger um ihre Schultern zog. Es war ein Knistern in der Luft, eine Spannung, die sie mit jeder Faser spürte – als würde die Dunkelheit selbst vor Zorn und Leidenschaft vibrieren. Und genau in dieser Dunkelheit war er. 

Azrael Ashton. 

Er war immer dort, wo sie ihn am wenigsten wollte. Aurelia biss die Zähne zusammen, ihre Kiefermuskeln angespannt, als die vertrauten Schritte durch den Flur hallten. Sie wusste, dass er da war, noch bevor die Tür aufschwang und er mit seinem typischen Lächeln auf den Lippen hereinkam – dieses Lächeln, das sie zugleich anziehend und unerträglich fand. Azrael lehnte sich gegen den Türrahmen, seine Augen wie stählerne Messer auf ihr ruhend. 

»Immer noch hier, Aurelia? Ich dachte, du hättest längst den Verstand verloren, in meiner Nähe zu sein.« Ihre Finger krallten sich in den Stoff ihres Mantels, während sie seine Worte förmlich auf der Haut spürte. 

»Der Verstand hat wenig mit dieser Situation zu tun, Ashton.« Ihre Stimme war kühl, doch in ihrem Inneren tobte ein Sturm. Es war wie immer. Ein ewiges Spiel aus Anziehung und Abstoßung, Hass und Verlangen. Jeder Blick, jedes Wort zwischen ihnen trug diese widersprüchliche Schwere, als wären sie Gefangene eines Bandes, das weder gebrochen noch vollständig geleugnet werden konnte.

»Du wirst nie verstehen, warum ich dich verabscheue,« fügte Aurelia hinzu, obwohl sie wusste, dass er es genau tat. Azrael wusste es, vielleicht besser als sie selbst. Und vielleicht war es das, was sie am meisten wütend machte. Er schob sich näher an sie heran, seine Präsenz überwältigend, wie ein Schatten, der jede ihrer Bewegungen verschlang. 

»Oh, ich verstehe sehr gut.« Seine Stimme war ein tiefer Flüsterton, der ihre Haut kribbeln ließ. 

»Genau deshalb bist du hier. Weil du genauso wenig aufhören kannst, wie ich.« Ein kurzer Moment der Stille lag zwischen ihnen, eine Pause, in der all das unausgesprochene Verlangen in der Luft brannte. Dann lachte Azrael leise, seine Augen blitzten vor unausgesprochener Herausforderung.

»Sag es, Aurelia. Sag mir, dass du mich hasst.« Aurelia spürte, wie ihr Herz raste, die Hitze, die durch ihren Körper jagte, trotz des Hasses, der ihre Seele zu verzehren schien. »Ich hasse dich«, flüsterte sie, und gleichzeitig brannten ihre Lippen bei jedem Wort vor der Lüge, die zwischen ihnen tanzte. 

»Das weiß ich«, erwiderte Azrael, sein Atem heiß und nah an ihrem Ohr. »Und genau deshalb wirst du nie von mir loskommen.«

Teuflische SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt