Kapitel 3

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Aurelia

Der Abend hatte so ruhig begonnen. Taavi und ich, ein Glas in der Hand, und die beruhigende Routine, die uns immer wieder zusammenhielt. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich endlich ein wenig entspannen konnte – weg von den drückenden Melodien und dem rastlosen Flügel, der mich in meiner Wohnung zu ersticken schien.

Doch kaum hatte ich einen Fuß auf die Tanzfläche gesetzt, fühlte ich die Veränderung in der Luft. Taavi hatte mich zum Tanzen aufgefordert, wie er es immer tat. Wir bewegten uns im Takt der Musik, leicht und locker, als seine Hand sanft auf meiner Hüfte ruhte. Nichts Ungewöhnliches, nichts, was mich störte. Er war mein bester Freund, und seine Berührungen waren nie aufdringlich gewesen. Es war... vertraut.

 Doch dann spürte ich ihn. 

Azrael.

 Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich ihn sah, wie er sich durch die Menge bewegte, zielstrebig, seine Augen fest auf uns gerichtet. Auf mich gerichtet. Dieser Ausdruck in seinem Gesicht – tiefes, unverhohlenes Verlangen und... Wut. Ich kannte diesen Blick nur zu gut. Es war derselbe, der mich jedes Mal durchbohrte, wenn er mich sah, als würde er mich mit bloßem Blick an sich fesseln. 

Meine Haut begann zu kribbeln, bevor er überhaupt in meine Nähe kam. Und dann, ohne Vorwarnung, war er da. Er packte Taavi an der Schulter, so schnell, dass ich kaum realisierte, was geschah, und riss ihn mit einer Gewalt von mir weg, die mich erschaudern ließ. 

»Azrael! Was machst du?« Meine Stimme war lauter, als ich beabsichtigt hatte, aber der Schock und die plötzliche Sorge um Taavi überwältigten mich. Taavi taumelte zurück, bevor er sich fasste und seine Fäuste ballte. Ich sah den Zorn in seinen Augen aufflammen – den Zorn, der zu einer Katastrophe führen könnte. 

»Was zum Teufel stimmt nicht mit dir?« fuhr Taavi Azrael an, seine Stimme zitterte vor Wut. Doch Azrael ließ sich davon nicht beeindrucken. Sein Fokus lag nur auf mir. 

»Nur ich darf dich anfassen,« sagte er mit dieser tiefen, kalten Stimme, die mich gleichzeitig wütend und atemlos machte. Seine Worte hatten ein Gewicht, das mich durchdrang. Es war eine Drohung, und es war ein Versprechen. Beides. Mein Körper reagierte auf eine Weise, die ich nicht verstand, nicht wollte. Mein Herz schlug schneller, und mein Atem ging flacher, als ich ihn ansah. Ich wollte ihn hassen. Ich hasste ihn für seine Übergriffigkeit, seine Besitzansprüche, die unausgesprochen zwischen uns schwebten wie ein dichter Nebel, den ich nicht durchbrechen konnte. Aber das Feuer, das in seinen Augen loderte, zog mich hinein. 

»Du hast kein Recht, Azrael«, sagte ich mit bebender Stimme, obwohl ich wusste, dass meine Worte bedeutungslos waren. Wie oft hatte ich das schon gesagt? Wie oft hatten wir uns in dieses endlose Hin und Her verstrickt, ohne dass einer von uns je die Kontrolle über den anderen verloren hätte? Es war ein ständiger Kampf, und keiner von uns war bereit, nachzugeben.

»Das Recht nehme ich mir«, erwiderte er, seine Augen glitten über mich, über mein Kleid, über meinen Körper. Jeder Zentimeter, den er mit seinem Blick abtastete, fühlte sich an wie eine Berührung. Eine Berührung, die ich hasste und begehrte zugleich. In mir stieg Panik auf. Nicht wegen Azrael. Wegen Taavi. Er wollte auf Azrael losgehen, das sah ich in seinen Augen. Seine Muskeln spannten sich an, und ich wusste, dass er gleich zuschlagen würde. Das war es, was Azrael wollte eine Eskalation. Aber ich konnte das nicht zulassen. Taavi würde gegen ihn verlieren. Und ich wollte nicht, dass er verletzt wurde. 

»Taavi, bitte«, sagte ich schnell, trat zwischen die beiden und legte meine Hände sanft auf seine Brust. 

»Es ist okay. Ich... ich kläre das.« Taavi sah mich an, sein Blick noch immer voller Zorn, aber auch Verwirrung. 

Teuflische SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt