Kapitel 2

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Azrael

Die Musik war ohrenbetäubend, ein endloser Rhythmus, der die Menge in Bewegung hielt. Doch ich war taub dafür. Alles, was zählte, war sie.

Aurelia.

Ihre Präsenz war wie ein Leuchtfeuer inmitten des Chaos, eine stille Schönheit, die alle Aufmerksamkeit auf sich zog, ohne es zu versuchen. Ihre blonden Haare schimmerten im Licht, fielen in sanften Wellen über ihre Schultern. Die grünen Augen funkelten, voller Leben, voller Feuer, das ich nur zu gut kannte. 

Sie stand an der Bar, neben diesem Kerl. Taavi. Ich beobachtete, wie sie lächelte, ein Lächeln, das mich an alles erinnerte, was ich an ihr begehrte und zugleich verabscheute. Das enge Kleid, das sie trug, umschloss ihren Körper perfekt, reichte knapp bis zu ihren Oberschenkeln und ließ ihre endlos langen Beine erahnen. Sie wusste, wie sie wirkte – wie sie jeden Mann im Raum mit ihrer bloßen Anwesenheit verrückt machen konnte. Und das tat sie, ob sie es wollte oder nicht. Aber das war es nicht. Nicht das Kleid, nicht ihre Figur. Es war diese unausgesprochene Macht, die sie über mich hatte, die mich in den Wahnsinn trieb. Jede Bewegung von ihr, jeder Atemzug zog mich tiefer in diese Hölle aus Verlangen und Hass, aus Zorn und Leidenschaft. 

Ich ballte die Hände zu Fäusten, als ich sah, wie er sie zum Tanzen führte. Taavi, ihr bester Freund, aber das spielte keine Rolle. Nicht jetzt. Er lachte, hielt sie an der Hand und zog sie auf die Tanzfläche. Ihr Lächeln war echt, zu echt. Und das machte mich krank. Sie bewegte sich im Takt der Musik, ihre Hüften schwangen sanft, perfekt zu den wummernden Beats. Alles an ihr war eine Verlockung, ein Versprechen, das mir gehörte, und dennoch schien sie sich dessen nicht bewusst zu sein. 

Dann legte er seine Hand auf ihre Hüfte. Das Blut kochte in meinen Adern. Der Anblick ließ meinen Verstand in einem Nebel aus rotem Zorn versinken. Er hatte sie angefasst. Seine Finger ruhten auf ihren perfekten Hüften, als ob er irgendein Recht darauf hätte. Die Luft um mich herum schien sich zu verdichten, und ich spürte, wie meine Muskeln sich anspannten, der Zorn wuchs mit jedem Schlag meines Herzens. Es dauerte keine Sekunde, bis ich mich in Bewegung setzte. 

Die Menge schob sich um mich herum, doch nichts konnte mich aufhalten. Mein Blick war fest auf die beiden gerichtet, auf seine verdammte Hand, die dort lag, wo nur ich sein durfte. Jeder Schritt brachte mich näher, und die Wut trieb mich voran, wie eine Flamme, die alles verzehren würde, was sich mir in den Weg stellte. Bevor ich überhaupt darüber nachdachte, war ich bei ihnen. Ich packte Taavi am Arm, zog ihn grob von ihr weg und drückte ihn mit einem heftigen Stoß zur Seite. Der Schock in seinen Augen war unübersehbar, und die Verwirrung in Aurelias Blick brachte mich nur noch mehr auf die Palme. 

»Was zum Teufel...?« Taavi stieß hervor, aber ich ignorierte ihn. Meine Augen bohrten sich in Aurelias, und für einen Moment schien die Welt um uns still zu stehen. 

»Nur ich darf dich anfassen«, knurrte ich, meine Stimme tief und gefährlich. Die Worte kamen wie eine Drohung, ein Versprechen, das in der Luft hing. Ihre Augen weiteten sich, aber ich konnte den Funken des Verstehens sehen. Sie wusste, was ich meinte. Was wir beide nie aussprechen konnten. Sie wich nicht zurück, wie ich es erwartet hatte. Stattdessen hob sie das Kinn leicht, diese unerträgliche Mischung aus Stolz und Trotz in ihren grünen Augen, die mich noch mehr anzog. Ihre Lippen verzogen sich zu einem kalten Lächeln. 

»Du hast kein Recht, Azrael.« 

»Das Recht nehme ich mir«, erwiderte ich scharf. Mein Blick wanderte unweigerlich über ihren Körper, der noch immer im Rhythmus der Musik zuckte, auch wenn sie nun stockte. Sie gehörte mir, verdammt nochmal. Egal, was sie sagte. Egal, wie sehr sie versuchte, mich aus ihrem Leben zu verbannen. Diese Verbindung zwischen uns, so giftig sie auch war, ließ sich nicht brechen. Ich trat näher, so dicht, dass ich ihren Atem auf meiner Haut spüren konnte. 

»Vergiss das nie, Aurelia.«

Teuflische SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt