Kapitel 9

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AZRAEL

Ich hätte sie gewarnt. Ich hätte ihr gesagt, dass sie sich nicht von mir fernhalten kann. Doch was tat sie? Sie rannte, geradewegs in die Arme eines anderen. Als ich Aurelia da sah, in Taavis Armen, wie er sie tröstete, wie er sie ansah – als gehörte sie ihm –, fühlte ich es wieder. Diese brennende Wut, die tief in meiner Brust aufstieg und mir die Sicht raubte. Es war die Art von Wut, die nicht einfach kam und ging. Sie fraß sich in mich hinein, legte sich schwer auf meine Schultern und grub sich tief in meinen Geist. Die Eifersucht – heiß und unkontrollierbar.

Seit ich Aurelia das erste Mal gesehen hatte, wusste ich, dass sie anders war. Ihr goldenes Haar, das wie Sonnenstrahlen in der Dunkelheit glänzte, ihre smaragdgrünen Augen, die mich an die Tiefen des Ozeans erinnerten, die ich niemals ganz durchdringen konnte. Ich hätte nie gedacht, dass jemand mich so durcheinanderbringen könnte. Und doch war sie es.

Es war nicht nur, dass sie so unschuldig aussah – nein, sie war stark. Sie hatte eine Entschlossenheit in sich, die mich reizte, eine, die mich forderte. Sie war nicht wie die anderen Frauen, die mich umschwärmten, versuchten, meine Aufmerksamkeit zu erregen, nur um am Ende doch wieder bedeutungslos zu werden. Aurelia kämpfte dagegen an, sich mir zu unterwerfen. Aber genau das machte sie für mich nur noch interessanter. Unwiderstehlich.

Jetzt stand ich hier im Café und sie war in den Armen eines anderen Mannes. Eines Schwächlings, der dachte, er könnte ihr Schutz bieten, dachte, er könnte sie von mir fernhalten. Aber niemand konnte das. 

Nicht einmal sie selbst.

Mein Griff um die Waffe war fest, aber kontrolliert. Ich wollte ihnen keine Angst einjagen – nicht wirklich. Aber sie mussten wissen, wer hier das Sagen hatte. Besonders Taavi. Er musste wissen, dass er nichts war im Vergleich zu mir.

Taavi versuchte es, das musste ich ihm lassen. Sein Arm schlang sich beschützend um Aurelia, als könnte er sie so von mir fernhalten. Aber das war lächerlich. Er war lächerlich. 

»Was zum Teufel machst du hier?« Seine Stimme war ruhig, aber ich hörte den feinen Zitterton, der sich durch die Worte zog. Er versuchte, mutig zu wirken. Das machte es nur umso amüsanter.

Ich ließ meine Waffe ein wenig sinken, um die Spannung zu nehmen – zumindest in seinen Augen. 

»Du hältst dich also wirklich für ihren Beschützer, hm?« Ich sprach langsam, ließ jedes Wort schwer auf ihn wirken. In meinem Inneren kochte es. Der Gedanke, dass er seine Hände auf Aurelia legte, sie an sich drückte, brachte meine Wut in Wellen hoch. Aber nach außen blieb ich ruhig.

Taavi zog Aurelia näher zu sich, seine Augen fest auf mich gerichtet. 

»Sie will nichts mit dir zu tun haben.« Seine Worte trafen mich wie ein Messer, aber nicht aus Schmerz, sondern aus Lächerlichkeit. Was wusste er schon über Aurelia und mich? Über das, was wirklich zwischen uns war?

Sie konnte nicht leugnen, dass da etwas war. Selbst wenn sie es versuchte, selbst wenn sie es vor Taavi oder vor sich selbst verbarg, sie konnte es nicht vor mir verstecken. Nicht, nachdem wir uns so nahe gekommen waren. Ich sah es in ihren Augen, jedes Mal, wenn sie mich ansah. Es war die gleiche Dunkelheit, die sie an mich fesselte. Eine Mischung aus Angst und Verlangen, aus Widerstand und Hingabe. Und jetzt stand sie hier und ließ ihn glauben, dass er sie retten konnte?

Ich lachte leise, ein tiefes, dunkles Lachen. 

»Du wirst sie nicht beschützen können«, sagte ich leise. 

»Du weißt das. Sie weiß das.«

Aurelia trat einen Schritt nach vorne, und ich konnte das Zögern in ihrer Bewegung sehen.

Teuflische SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt