Kapitel 17

4 1 2
                                    

AURELIA

Ich stürmte aus dem Raum und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Mein Herz raste, und Azraels Worte hallten immer noch in meinem Kopf nach: „Mi corazón." 

Mein Herz? 

Warum nannte er mich so? Das klang so... persönlich, fast zärtlich, und das passte überhaupt nicht zu dem Mann, den ich kennengelernt hatte. Azrael war kontrollierend, dominant, er genoss es, mich zu provozieren, mich aus der Fassung zu bringen. 

Aber „mein Herz"? Das hatte eine ganz andere Bedeutung, eine, die ich nicht verstand – oder vielleicht nicht verstehen wollte.

Ich öffnete die Tür zur Damentoilette und ließ sie hinter mir zufallen. Endlich ein Moment allein. Der Lärm der Veranstaltung draußen verklang, und ich atmete tief durch, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. 

Die Spiegel an der Wand reflektierten das grelle Licht, und ich trat langsam an das Waschbecken heran, stützte mich mit beiden Händen darauf und sah in mein eigenes Gesicht.

Mein Blick glitt über meine geröteten Wangen, meine leicht verwuschelten Locken und die grünen Augen, die mir entgegenstarrten. Ich sah noch immer verwirrt aus. Warum machte er das mit mir? Warum gab er mir diesen Spitznamen, als wäre ich etwas Besonderes? 

Vielleicht bedeutete es für ihn nichts – vielleicht war das nur ein weiterer Trick, um mich an ihn zu binden, um mich zu kontrollieren, wie er es so gerne tat. Doch tief in mir wusste ich, dass diese Worte eine seltsame Wirkung auf mich hatten.

Während ich das kalte Wasser auf meine Hände laufen ließ und es über meine erhitzten Wangen strich, dachte ich an das, was gerade am Tisch passiert war. Seine Hand auf meinem Oberschenkel... diese Berührung, die mehr versprochen hatte, als ich bereit war, zuzulassen. 

Ich hatte ihn aufgehalten, aber mein Körper hatte anders reagiert. Diese Mischung aus Abwehr und Verlangen verwirrte mich zutiefst. 

Mein Verstand wusste, dass ich mich von Azrael fernhalten sollte, dass er gefährlich war – nicht nur wegen seiner kriminellen Verbindungen, sondern auch, weil er mich so leicht aus dem Gleichgewicht brachte. 

Aber mein Körper... mein Körper sehnte sich nach seiner Nähe, nach seiner Berührung, so sehr, dass es mich erschreckte.

Ich sah in den Spiegel und versuchte, die Hitze zu vertreiben, die sich in mir aufgestaut hatte, aber es half nichts. Azraels Grinsen, sein tiefer Blick und vor allem sein Griff um meinen Oberschenkel hatten etwas in mir ausgelöst, das ich nicht unterdrücken konnte. 

Meine Finger fuhren unbewusst über die Stelle, an der er mich festgehalten hatte, als könnte ich seine Berührung noch immer spüren.

»Was zur Hölle mache ich hier?«, flüsterte ich mir selbst zu und ließ meine Hand sinken.

Ich wusste, dass ich nicht so auf ihn reagieren sollte. Das war nicht ich. Ich war immer kontrolliert, hatte mein Leben im Griff, hielt mich an meine Pläne und Ziele. Aber Azrael war wie ein Sturm, der in mein Leben eingebrochen war und alles durcheinanderbrachte. 

Jedes Mal, wenn er mich ansah, wenn er mich berührte, fühlte ich mich, als würde ich den Boden unter den Füßen verlieren. Es war, als würde er mich immer tiefer in seine Welt ziehen, eine Welt, die ich nicht wollte – oder doch?

Ich schloss die Augen und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Es war ein Kampf zwischen meinem Verstand und meinem Körper. Mein Verstand schrie mich an, mich fernzuhalten, Abstand zu gewinnen und mich nicht auf dieses Spiel einzulassen. 

Aber mein Körper? Mein Körper sehnte sich nach mehr. Jede Berührung von ihm brannte sich in meine Haut ein, als wäre sie die einzige Wahrheit in diesem verwirrenden Chaos.

Teuflische SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt