Kapitel 2

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Die nächsten Tage vergehen wie im Flug. Ich richte hauptsächlich mein Zimmer ein und packe meine Umzugskisten aus. Ehe ich mich versehe ist auch schon der erste Schultag an meiner neuen High School angekommen. Ich quäle mich um 6:30 Uhr aus dem Bett und schlendere ins Badezimmer. Ein Blick in den Spiegel und ich bin hellwach; ich sehe aus wie ein Vampir. Dunkle Ringe sind unter meinen Augen und bilden den perfekten Kontrast zu meiner leichenblassen Haut. Ich reibe mir mit den Daumen den Schlaf aus den Augen und greife genervt zum Concealer. Nachdem ich mich leicht geschminkt habe, schleppe ich mich wieder in mein Zimmer und ziehe mich an.

Mürrisch setze ich mich etwas später an den Frühstückstisch und nippe an meinem Cappuccino. Ich hasse erste Schultage. Habe ich schon immer und werde ich auch immer. Besonders, weil ich niemanden an meiner neuen Schule kenne. Ich hasse es. Wirklich gut im neuen Freunde gewinnen war ich noch nie und außerdem habe ich eine Heidenangst davor, mich nicht zurecht zu finden. Deswegen habe ich auch die letzte Nacht so schlecht geschlafen, ich war einfach zu nervös. Mit dieser Art von Stress konnte ich noch nie wirklich umgehen. Aber was soll ich machen? Eine andere Wahl habe ich schließlich nicht, ich muss so oder so zur Schule gehen. Augen zu und durch.

Nach wenigen Minuten kommt auch meine Mutter mit May in die Küche. Sie trägt wieder ihre typische weiße Bluse und eine beigefarbene Schlaghose, ihre Haare sind einen tiefen Pferdeschwanz zurück gebürstet. Sie lächelt mich überglücklich an. "Guten Morgen, Schatz", sagt sie affektiert und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Ich starre sie nur böse an. Daraufhin wirft sie mir einen missbilligenden Blick zu und sagt schnippisch: "Mach nicht so ein Gesicht. Es ist der erste Schultag. Lächeln!" Dazu grinst sie mich an und zieht mit ihren Zeigefingern eine metaphorische Linie von ihren Mundwickeln zu ihren Wangen. Ich verdrehe die Augen und nehme noch einen Schluck Kaffee.

Der Unterkiefer meiner Mutter schiebt sich wieder um einige Millimeter nach vorne und sie massiert ihre Nasenwurzel mit ihrem Daumen und Zeigefinger. Sie atmet einmal tief durch, schüttelt eingeschnappt den Kopf und wendet sich dann May zu. "Kakao, Sweety?", fragt sie zuckersüß. May, die sich neben mich an den Küchentisch gesetzt hat, klatscht in die Hände und ruft laut: "Ja bitte, Mummy!" Ich lächele meine kleine Schwester an und rappele mich langsam auf. Gähnend strecke ich mich einmal und nehme mir dann einen Apfel aus dem Kühlschrank. "Hier ist dein Lunch", sagt meine Mutter und reicht mir ein braune Papiertüte. Ich nicke ihr einmal zu. Da es draußen schon etwas kälter geworden ist, hole ich mir noch eine Strickjacke aus meinem Zimmer und schultere meine Schultasche, nachdem ich mein Mittagessen noch hinein gestopft habe. Glücklicherweise ist meine Schule zum Laufen nah genug, ein bisschen frische Luft vor der Schule hat noch Niemandem geschadet.

Ich ziehe die Haustür hinter mir ins Schloss. Ein Blick in die weißangestrichene Garage, die an unser Haus angrenzt, verrät mir, dass mein Vater schon zur Arbeit gefahren ist, sein Auto steht nicht da. Eine leichte Brise weht umher, ich ziehe meine Jacke etwas fester um mich. Dann gehe ich den Steinweg entlang bis hin zum Bürgersteig und mache mich auf den Weg.

Nach nicht all zu langer Zeit komme ich vor einem großen hellbraunen Gebäude zum Stehen. Auf einem großen schwarzen Schild, dass zu meiner Rechten platziert ist, steht in weißen Druckbuchstaben geschrieben:

Norton High

Dahinter scheint sich wohl der Haupteingang zu befinden, eine große steinerne Treppe führt auf eine riesige, gläserne Doppeltür zu. Auch die erste Reihe dunkelblauer Spinde ist schon zuerkennen. Der Rest der Schule ist wie ein Block hinter dem Haupteingang aufgebaut. Außerdem ist mehrere hundert Meter weiter hinten der Anfang eines Footballfeldes zu sehen. Zu meiner Linken befindet sich der Schulhof, der aus einer relativ großen Wiese mit vereinzelten Tischen und Bänken besteht. Hinter mir, also auf der anderen Straßenseite, ist ein Parkplatz mit mehreren Fahrradständern im Vordergrund platziert.

The Alpha's MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt