Kapitel 16

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So schwierig ist das dann doch nicht, so ganz ohne Trent. Ja klar, ich vermisse ihn schon ein bisschen, aber die anderen verstehen es, mich abzulenken. Aber sein wir mal ehrlich, bei den Sachen, die man im Packhouse alles machen kann, ist das auch keine richtige Herausforderung. Deshalb verbringe ich die meisten Tage mit Megan und Jeremy vor der PlayStation, auch wenn ich selbst immer noch in jedem einzelnen Spiel die totale Niete bin, gehe mit Cheryl shoppen oder lerne von Jared und Rick wichtige Dinge über die Geschichte des Rudels und von Werwölfen generell.

Die beiden haben sogar eine richtige Klasse von elf Werwölfen, von denen die meisten acht oder neun sind. Und dann bin da natürlich noch ich, 17 Jahre alt und eigentlich die zukünftige Anführerin des Rudels.

Ich habe mich inzwischen mit meiner Rolle angefreundet, glaube ich. Es fühlt sich sogar gar nicht mehr so an, als würde ich darüber noch nachdenken müssen, ich habe es einfach so akzeptiert. Ich freue mich sogar darauf, irgendwie. Davor müssen allerdings noch einige Dinge geklärt werden, aber beschweren tue ich mich nicht, darum kümmert sich ja ohnehin mein Alpha-Mate.

Erfreulicherweise kann ich auch sagen, dass mir Troy in den letzten drei Tagen auch nicht begegnet ist, ob er nun krank oder mir einfach nur aus dem Weg gegangen ist, weiß ich natürlich nicht. Innerlich hoffe ich, dass er irgendwo im nirgendwo festhängt und nie wieder zurück kommt, aber ich bin mir auch leider bewusst, dass ich ihn früher oder später wieder sehen muss.

Und das Schicksal, habe ich schon erwähnt, dass es mich liebt?, hat sich dazu entschieden, dass heute der Tag sein soll, an dem meine Nerven erneut auf die Proben gestellt werden.

Den ganzen Vormittag über läuft Troy mir glücklicherweise nicht über den Weg. Ich rede mit den anderen über alles Mögliche, Hauptsache es lenkt mich von Trents Abwesenheit ab, auch wenn er sowieso nicht mit uns in der Schule wäre. Das bringt mich auch dazu, Megan und Jared wie eine verbitterte Witwe jedes Mal fast eine zu schlagen, sobald sie sich näher kommen, weil ich mich dann immer nach Trent sehne. Und das wiederum erinnert mich dann wieder daran, dass wir noch gar nicht zusammen sind, was mich direkt wieder traurig macht. Das ist ein Teufelskreis, weswegen ich es nach sechs Stunden Höllenqualen von Unterricht nicht mehr wage, zu Megan oder Jared zu blicken.

Es ist Mittagspause und wir setzen uns an unseren üblichen Tisch in der Cafeteria. Wir schweigen alle friedlich, ich genieße die Ruhe vor dem Sturm namens Geschichte bei Mr. Henders und Sierra stochert gedankenverloren in ihren Erbsen herum. Wir haben alle gemerkt, wie schlecht es ihr wegen Troy geht, sie braucht Nähe zu ihrem Mate. Ich habe auch versucht, mich zu entschuldigen, aber entweder lässt sie mich nicht zu Wort kommen und unterbricht mich sofort oder ich finde sie nicht einmal mehr, weil sie sich sobald wir nach der Schule nach Hause kommen sofort irgendwohin verzieht.

Die anderen sagen, es ist nicht meine Schuld, aber ich fühle mich trotzdem schlecht.

Genauso wie jetzt, als einer der beiden unbesetzten Stühle nach hinten gezogen wird und sich ein breit grinsender Troy darauf plumpsen lässt. Er hat noch kein einziges Wort von sich gegeben, aber ich starre ihn schon sofort so finster an, wie ich nur kann. Er lässt sich davon nicht im Geringsten einschüchtern, lächelt mit glasigen Augen und leicht geröteten Wangen zurück.

"Wohl heute mit dem falschen Fuß aufgestanden, was Care?", fragt er frech.

Ich verdrehe die Augen und ignoriere ihn, sehe aus dem Fenster in den grauen Himmel, wie die Blätter der Bäume heftig umher geweht werden. Dann beiße ich genüsslich in mein Käsesandwich, wohlwissend, dass Troy nicht gerne unbeachtet bleibt.

"Ach komm schon, ignorier' mich nicht!", jammert er und ich muss mein Fingernägel in meine Handfläche krallen, um nicht hämisch zu grinsen. Wusste ich's doch.

The Alpha's MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt