Das Erbe der Drachen

Kapitel 6: Die Drachenjäger

Finn und Irathor flogen über die weiten, grünen Täler und die majestätischen Berge, die sich in den Himmel erhoben. Die Freiheit, die sie in den Lüften erlebten, war berauschend, doch Finn spürte auch eine wachsende Unruhe in seinem Herzen. Das Wissen um die Drachenjäger, die in der Region umherschwirrten, nagte an ihm.

„Was genau sind die Drachenjäger?", fragte Finn, als sie über einen dichten Wald flogen. „Warum sind sie so gefährlich?"

Irathor senkte seinen Kopf ein wenig, seine Augen wurden ernst. „Die Drachenjäger sind Menschen, die Drachen aus Gier und Angst jagen. Sie glauben, dass die Drachen eine Bedrohung für ihre Existenz sind, und sie möchten unsere Kräfte für sich nutzen. Viele von ihnen sind gut ausgebildet und bewaffnet, und sie sind bereit, alles zu tun, um uns zu fangen oder zu töten."

Finn schluckte schwer. „Aber warum kämpfen nicht alle Menschen an unserer Seite?"

„Die Angst vor dem Unbekannten kann Menschen zu Feinden machen. Viele glauben die alten Geschichten, die von Drachen als bösen Wesen erzählen. Es wird Zeit, dass wir die Wahrheit zeigen und die Drachen und Menschen wieder vereinen", erwiderte Irathor.

Plötzlich bemerkte Finn einen Schatten, der über die Landschaft huschte. „Irathor, schau!"

Der Drache drehte sich in die Richtung des Schattens und seine Augen verengten sich. „Das sind Drachenjäger. Wir müssen vorsichtig sein. Sie sind auf der Jagd."

Finns Herz raste, als sie einen kleinen Trupp von Männern in Rüstungen sahen, die unter ihnen durch den Wald schlichen. Sie trugen lange Bögen und Speere, und Finn konnte die Entschlossenheit in ihren Bewegungen sehen. „Was sollen wir tun?"

„Wir müssen aufpassen, dass sie uns nicht bemerken. Drachenjäger sind gefährlich, besonders wenn sie in Gruppen auftreten. Wir sollten uns zurückziehen und einen anderen Weg suchen", antwortete Irathor.

Finn nickte und sie flogen höher in den Himmel, um aus dem Sichtfeld der Drachenjäger zu bleiben. Während sie von oben zusahen, bemerkten sie, dass die Männer in einen offenen Bereich in der Nähe eines alten Steinhügels eindrangen.

„Sie scheinen etwas zu suchen", murmelte Finn. „Vielleicht sind sie auf der Suche nach Drachen."

„Das ist sehr wahrscheinlich", bestätigte Irathor. „Wir müssen ihre Pläne herausfinden. Bleib in der Nähe, aber sei vorsichtig."

Finn und Irathor landeten etwas entfernt, im Schutz der Bäume, und beobachteten die Drachenjäger. Die Männer schienen eine Karte zu studieren, und Finn konnte hören, wie sie miteinander sprachen.

„Wir müssen den Drachen finden, bevor er einen weiteren Menschen angreift. Die Berichte sind alarmierend. Wenn wir ihn fangen, können wir ein Vermögen verdienen!" sagte einer der Drachenjäger.

Finn fühlte, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete. „Sie glauben, dass Drachen Menschen angreifen? Das ist nicht wahr!"

„Ja, und das ist das Problem", antwortete Irathor. „Die Drachen sind in Gefahr, und wenn die Drachenjäger nicht gestoppt werden, wird es nur noch schlimmer."

Finn schaute sich den Trupp an und entdeckte einen Mann, der eine besonders beeindruckende Rüstung trug. „Wer ist das?"

„Das ist Berengar, der Anführer der Drachenjäger. Er ist skrupellos und hat bereits viele Drachen gefangen. Wenn er dich oder einen anderen Drachen sieht, wird er nicht zögern, zu kämpfen", erklärte Irathor.

Finn spürte, wie sich seine Entschlossenheit festigte. „Wir müssen etwas unternehmen. Wir können nicht zulassen, dass sie die Drachen angreifen!"

Irathor nickte. „Aber wir müssen klug handeln. Wir müssen die Drachen warnen und sicherstellen, dass sie sich verstecken können. Lass uns zu den anderen Drachen in den Bergen fliegen und ihnen von den Drachenjägern berichten."

Finn stimmte zu, und sie bereiteten sich auf den Flug vor. Während sie in die Lüfte stiegen, wurde Finn klar, dass die Zeit drängte. Die Drachen waren in Gefahr, und er fühlte sich verantwortlich, ihnen zu helfen.

Als sie über die Berge flogen, bemerkte Finn, dass die Landschaft sich veränderte. Die grünen Wiesen wurden von schroffen Felsen und schneebedeckten Gipfeln abgelöst. „Sind wir bald da?", fragte Finn.

„Ja, wir sind in der Nähe des Drachenhorstes", erwiderte Irathor. „Die Drachen sind hier versammelt, und sie müssen wissen, was vor sich geht."

Als sie den Drachenhorst erreichten, sah Finn eine Gruppe von Drachen, die sich am Rand einer steilen Klippe versammelt hatten. Ihre Schuppen schimmerten in verschiedenen Farben, und Finn spürte die Macht, die von ihnen ausging. Irathor landete in der Nähe, und die anderen Drachen blickten neugierig auf die beiden herab.

„Was bringt euch hierher, Irathor?", fragte eine große, goldene Drache mit einer majestätischen Aura. „Und wer ist dieser Mensch?"

„Das ist Finn, mein Freund und Verbündeter. Er hat den Kristall der Weisheit gefunden und ist bereit, uns zu helfen", erklärte Irathor schnell. „Aber wir haben ein ernsthaftes Problem. Die Drachenjäger sind in der Nähe und planen, uns anzugreifen."

Ein Raunen ging durch die Drachenreihe. Der goldene Drache, der sich als Aurelius vorstellte, trat vor. „Wir müssen handeln, bevor es zu spät ist. Wir können nicht zulassen, dass die Drachenjäger uns gefangen nehmen."

„Finn, du hast die Verbindung zu den Drachen und den Kristall. Wir müssen deinen Plan hören", sagte Aurelius und wandte sich an Finn.

Finn fühlte sich geehrt, aber auch nervös. „Wir müssen uns verstecken und die Drachenjäger überlisten. Vielleicht können wir eine Falle stellen, um sie abzulenken, während die anderen Drachen in Sicherheit fliegen."

Die Drachen hörten aufmerksam zu, und Finn spürte, dass seine Worte Gewicht hatten. „Gemeinsam können wir die Drachen retten. Wir müssen uns vereinen und unsere Kräfte bündeln."

„Das ist eine mutige Idee, Finn", sagte Irathor. „Wir müssen zusammenarbeiten, um die Drachen zu beschützen und den Drachenjägern die Stirn zu bieten."

Die Drachen nickten zustimmend, und Finn wusste, dass er Teil von etwas Großem war. Gemeinsam würden sie gegen die Drachenjäger kämpfen und die Wahrheit über die Drachen verteidigen. Es war der Beginn eines neuen Kapitels, und Finn war entschlossen, die Freundschaft, die er mit Irathor und den anderen Drachen geschlossen hatte, zu bewahren.