Das Erbe der Drachen

Kapitel 14: Der verbotene Wald

Die Kämpfe in der Nacht hatten ihre Spuren hinterlassen. Finn und die anderen waren erschöpft und verletzt, aber sie standen noch. Die Drachenjäger waren letztlich geschlagen worden, und die Loyalität der Dorfbewohner hatte sich in einem aktiven Kampf gegen den Verrat bewährt. Doch Finn wusste, dass die Gefahr noch nicht vorbei war.

„Wir müssen uns in Sicherheit bringen und einen neuen Plan schmieden", sagte Aurelius, während er seine großen Flügel ausbreitete. „Die Drachenjäger werden nicht aufgeben. Sie wissen jetzt, dass wir vereint sind, und sie werden versuchen, uns erneut zu überlisten."

Finn nickte. „Wir sollten in den verbotenen Wald gehen. Dort gibt es magische Geheimnisse und alte Drachen, die uns helfen könnten."

„Der verbotene Wald ist ein gefährlicher Ort", warnte Irathor. „Es gibt alte Legenden über Kreaturen und Gefahren, die darin lauern. Aber wenn du glaubst, dass dort Hilfe zu finden ist, sollten wir es versuchen."

„Es ist unser einziger Ausweg", entgegnete Finn. „Wenn wir die Drachen und die Menschen beschützen wollen, müssen wir alle Möglichkeiten in Betracht ziehen."

Die Gruppe machte sich auf den Weg zum verbotenen Wald, der am Rand des Dorfes lag und von dichten Bäumen umgeben war. Finn spürte ein unangenehmes Kribbeln in der Luft, als sie den Wald betraten. Die Schatten schienen sich zu bewegen, und die Geräusche der Nacht wurden durch das Rascheln der Blätter und das Knacken von Ästen übertönt.

Als sie tiefer in den Wald vordrangen, umhüllte eine seltsame Stille die Umgebung. Finn hatte das Gefühl, als ob sie von unsichtbaren Augen beobachtet wurden.

„Bleibt zusammen", flüsterte Aurelius, während sie sich vorsichtig durch das Dickicht bewegten. „Wir wissen nicht, was uns hier erwartet."

Nach einer Weile stießen sie auf eine Lichtung. In der Mitte der Lichtung stand ein großer, alter Baum mit einem dicken Stamm und weit ausladenden Ästen. „Das ist der Baum des Wissens", erklärte Irathor. „Er ist ein heiliger Ort, an dem die Drachen alte Geheimnisse bewahren."

„Wir sollten versuchen, mit ihm zu kommunizieren", schlug Finn vor, während er sich dem Baum näherte. Er legte seine Hand auf den rauen Stamm und schloss die Augen. „Ich bitte um Weisheit und Führung."

Plötzlich spürte Finn eine Welle von Energie, die durch ihn hindurchfloss. Bilder und Gedanken strömten in seinen Kopf – Visionen von alten Drachen, die durch die Lüfte flogen, und von Kämpfen, die lange vergangen waren. Er sah die Drachen, die mit den Menschen in Harmonie lebten, und die Zerstörung, die durch den Verrat und die Angst verursacht worden war.

„Wer wagt es, die Stille des Waldes zu stören?", ertönte eine tiefe Stimme, die den Boden zum Beben brachte. Finn öffnete die Augen und sah eine große, schimmernde Gestalt vor sich. Es war ein alter Drache mit schillernden Schuppen, die im Licht der Dämmerung funkelten.

„Ich bin Eldran, der Hüter dieses Waldes", sprach der Drache mit einer Stimme, die wie das Rauschen eines Wasserfalls klang. „Was führt euch hierher, in meine heiligen Hallen?"

Finn trat einen Schritt vor. „Wir sind auf der Suche nach Hilfe, Eldran. Die Drachenjäger planen, uns erneut anzugreifen, und wir brauchen die Weisheit und die Unterstützung der alten Drachen."

Der Drache musterte Finn und die anderen mit durchdringendem Blick. „Es gibt viele, die in der Dunkelheit leben und die Wahrheit nicht erkennen wollen. Warum sollte ich euch helfen?"

„Weil wir die Verbindung zwischen Drachen und Menschen wiederherstellen wollen", antwortete Finn. „Wir haben gekämpft und sind bereit, alles zu tun, um unsere Allianz zu schützen. Wir glauben an eine Zukunft, in der Drachen und Menschen in Harmonie leben können."

Eldran schloss für einen Moment die Augen und schien über Finns Worte nachzudenken. „Der Weg zur Harmonie ist mit vielen Prüfungen gepflastert. Ihr müsst bereit sein, eure Überzeugungen zu testen und euer wahres Wesen zu zeigen. Nur dann kann ich euch helfen."

„Was müssen wir tun?", fragte Aurelius, seine Stimme fest und entschlossen.

„Ihr müsst die drei Prüfungen des Waldes bestehen", erklärte Eldran. „Jede Prüfung wird euch auf die Probe stellen und zeigen, ob ihr würdig seid, die Weisheit der alten Drachen zu empfangen."

Finn spürte, wie ein Schauer über seinen Rücken lief. „Was sind diese Prüfungen?"

„Die erste Prüfung ist die Prüfung des Muts. Ihr müsst die tiefsten Schatten des Waldes betreten und eure Ängste konfrontieren. Die zweite Prüfung ist die Prüfung des Wissens. Ihr müsst ein Rätsel lösen, das die Wächter des Waldes euch stellen. Die dritte Prüfung ist die Prüfung des Herzens, in der ihr eure Loyalität zueinander beweisen müsst."

Finn fühlte sich sowohl aufgeregt als auch ängstlich. „Wir sind bereit, Eldran. Wir werden die Prüfungen bestehen!"

„So sei es", sagte Eldran und sein Blick wurde weicher. „Geht und möge das Licht eurer Herzen euch den Weg weisen."

Finn und die Drachen schritten in die Dunkelheit des Waldes, entschlossen, die Prüfungen zu bestehen. Mit jedem Schritt spürte Finn die Herausforderungen, die vor ihnen lagen, und die Gewissheit, dass sie gemeinsam alle Hindernisse überwinden konnten. Die Verbindung zwischen Drachen und Menschen war stark, und sie würden alles tun, um die Allianz zu schützen und eine neue Zukunft zu schaffen.