Das Erbe der Drachen

Kapitel 2: Die alte Legende

Finn stand am Rand des glitzernden Sees, seine Gedanken wirbelten wie die Blätter im Wind. Irathor, der majestätische Drache, hatte ihm von einer Bedrohung erzählt, die die Drachen und die menschliche Welt gleichermaßen gefährdete. Aber zunächst musste Finn die Ursprünge dieser Legende verstehen. Er spürte, dass das Wissen um die Vergangenheit der Schlüssel zur Bewältigung der Herausforderungen war, die vor ihm lagen.

„Was kannst du mir über die Drachenlegenden erzählen?", fragte Finn neugierig, während er die sanften Wellen des Sees beobachtete. Irathor breitete seine großen Flügel aus und ließ sich auf eine Klippe nieder. Sein Blick war weise und tiefgründig.

„Die Legende beginnt vor Jahrhunderten", begann Irathor und seine Stimme klang wie das Rauschen des Windes. „Damals lebten Drachen und Menschen in Harmonie. Wir waren nicht nur Wächter der Himmel, sondern auch Beschützer der Erde. Unsere Kräfte waren miteinander verbunden, und unsere Herzen schlugen im Einklang."

Finn lauschte gebannt. Er stellte sich vor, wie die Menschen in den Dörfern mit den Drachen flogen, wie sie gemeinsam Abenteuer erlebten und in den Lüften tanzten. „Was ist dann passiert?"

„Eines Tages kam ein mächtiger Zauberer, der von Neid und Machtgier getrieben war. Er wollte die Drachenkräfte für sich allein. Mit einem dunklen Zauberband band er die Drachen an sich und ließ die Menschen glauben, dass wir die Feinde waren. Die Harmonie zerbrach, und ein großer Krieg brach aus."

Finn spürte einen Schauer über seinen Rücken laufen. „Was geschah mit den Drachen?"

„Viele wurden gefangen genommen, andere flohen in die entlegensten Winkel der Welt. Nur eine kleine Gruppe von uns blieb in den Bergen, wo wir unser Erbe bewahrten", erklärte Irathor. „Die Drachen wurden zu Legenden, und die Menschen begannen, uns zu fürchten."

„Aber ich habe immer geglaubt, dass Drachen edel sind", sagte Finn. „Warum sollten wir uns gegenseitig bekämpfen?"

„Das ist der Schlüssel, Finn. Du musst die Menschheit daran erinnern, dass die Drachen nicht ihre Feinde sind. Doch um dies zu erreichen, musst du die alte Magie wiederherstellen. Nur dann können wir die Ketten des Zauberers brechen und die wahre Verbindung zwischen Drachen und Menschen wiederherstellen."

Finn fühlte, wie eine Welle der Entschlossenheit in ihm aufstieg. „Was muss ich tun, um diese Magie wiederherzustellen?"

„Du musst die drei Artefakte finden, die einst den Drachen und Menschen vereinten: den Kristall der Weisheit, das Amulett der Stärke und das Buch der Erinnerungen. Nur mit ihrer Kraft kannst du die Drachen befreien und die Harmonie wiederherstellen."

„Wo finde ich diese Artefakte?", fragte Finn, seine Neugier wuchs.

„Der Kristall der Weisheit liegt in der Höhle des alten Orakels, tief im Herzen des Waldes. Das Amulett der Stärke befindet sich im Tempel der Krieger, und das Buch der Erinnerungen ist in der Bibliothek der verlorenen Seelen verborgen", erklärte Irathor.

Finn spürte das Gewicht der Aufgabe, die vor ihm lag. „Das klingt gefährlich. Ich bin nur ein einfacher Dorfbewohner."

„Du bist mehr als das, Finn. Du hast das Potenzial, ein großartiger Held zu werden. Deine Reise wird dich formen, und du wirst Verbündete finden, die dir helfen werden. Du musst nur den Mut finden, den ersten Schritt zu machen."

Finn atmete tief ein und sah in die Augen des Drachen. „Ich werde es tun. Ich werde die Artefakte finden und die Drachen retten."

„Gut", sagte Irathor mit einem zustimmenden Nicken. „Doch du musst vorbereitet sein. Deine Reise beginnt hier und jetzt. Du wirst auf Gefahren stoßen, aber auch auf Freundschaften und Unterstützung. Vertraue auf deine Instinkte und höre auf das Herz der Drachen."

In diesem Moment fühlte Finn eine tiefe Verbindung zu Irathor. Der Drache war nicht nur sein Mentor, sondern auch sein Freund. Gemeinsam würden sie die Herausforderungen meistern, die vor ihnen lagen.

Finn drehte sich zur Klippe um und blickte auf die Weiten des Waldes, der vor ihm lag. Die Schatten der Bäume schienen ihm einen geheimnisvollen Weg zu weisen. Mit einem letzten Blick auf den glitzernden See wusste er, dass dies der Anfang seiner außergewöhnlichen Reise war. Ein Abenteuer, das ihn nicht nur zu den Drachen, sondern auch zu sich selbst führen würde.