2.Kapitel

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Josi zählte ihrer Schritte, während sie dem Mann durch ein paar Flure folgte. 53...54....55...

Er durchbrach zuerst das Schweigen, was Josi auch angemessen fand, da er sie mitgenommen hatte. ,,Ich glaube, dort drüben ist ein leerer Raum. Lass uns dort reingehen und reden, du bist bestimmt sehr neugierig."

..62....63.....64...

Neugierig??  Ernsthaft? Sie wollte einfach nur weg hier. Heute war sowieso einer ihre schlechten Tage, und nachdem sie sich in ihrer Klasse schon so blamiert hatte (was auch seine Schuld war) musste sie ihm wahrscheinlich auch noch auf sehr unangenehme Weise sagen, dass sie auf gar keinen Fall in seine komische Akademie wollte.  ...68.....69...70..

Plötzlich stieß Josi mit dem Kopf gegen etwas Hartes. Ein lautes ,,AUA!" entfuhr ihr und sie wurde schon wieder rot, als sie merkte, dass sie gegen den Mann gelaufen war.

,,Josephine, wir wollten doch in diesen Raum reingehen, schon vergessen?"

Nein. Leider nicht. ,,Entschuldige, ich habe Sie nicht gesehen"

Er lachte leise in sich hinein. Sie gingen zusammen zu einem der hinteren Tische und setzten sich auf zwei zueinander gerichtete Stühle. Er schaute er in die Augen, doch diese seltsame Verbindung von vorhin kam zum Glück nicht  mehr. Als er sich durch die blonden Locken fuhr, rutschte sein Ärmel ein Stückchen herunter und was sie dort sah, konnte sie kaum fassen.

,,Du..Du hast ja auch dieses seltsamen Kringel auf dem Arm! Sind wir etwa verwandt?" Ein plötzlicher Zorn kam in ihr auf. Ihre Eltern hatten sie damals einfach ausgesetzt. Ein Schmerz durchzuckte sie. In ihrem Herzen. Zwei Male. Zwei verdammte Male wurde sie von ihren Eltern verlassen. Ihre echten Eltern, und ihre neuen Eltern, die sie im Wald gefunden hatten. Wenn man diese überhaupt Eltern nennen konnte.Der Schmerz kam wieder. Aber nicht  an ihrem Körper, sondern in ihr. Mitten in ihr Herz. Es tat so unfassbar weh. Ihr wurde schwarz vor Augen und dass letzte, was sie spürte, war, wie der Schmerz tief in ihr pochte.


                                                                       ◇


Das erste, was Josi sah als sie die Augen öffnete, war eine weiße Wand. Um genau zu sein die Wand des Schularztes. Sie glaubte, sich an seinen Namen zu erinnern: Herr Giblich. Er führte gerade eine heftige Diskussion mit einem anderen Mann, dessen Gesicht sie nicht erkennen konnte.

,,Haben Sie sie etwa ohnmächtig geschlagen? Was fällt Ihnen ein, so mit kleinen Kindern umzugehen?"

,,Nein..so war das nicht..Ich würde das gerne alleine mit Josephine besprechen"

Es war der Akademie-Mann von vorhin. Er wirkte ziemlich hilflos, aber niemand von den beiden bemerkte, dass sie zu sich gekommen war.

,,Nein, auf gar keinen Fall! Niemand in dieser Schule wird sie je wieder auf ein Kind loslassen, Sie Schwein!"

,,Bitte", flüsterte er eindringlich.

Josi musste Husten, und beide drehten sich zu ihr um. Der Schularzt zog ein gequältes Lächeln auf.

,,Oh, Josephine, du bist ja wach! Willst du mir vielleicht erzählen, was passiert ist? Was hat dieser Mann mit dir gemacht?"

,,Also..eigentlich gar nichts, es war meine eigene Schuld..äh...wissen sie, w-wenn ich mich...ähm... zu sehr aufrege...also..dann habe ich manchmal solche B-Blackouts..", stotterte Josi. ,,Und ich würde w-wirklich gern allein mit..ähm.."

,,Dan. Dan Belwesh."

,,Genau. Mit Dan sprechen."

Hoffentlich war er wirklich nicht gefährlich. Aber wenigstens wusste sie jetzt seinen Namen. Vielleicht..hieß sie ja auch Belwesh mit Nachnamen? Oh nein, der Schmerz kam wieder. Sie verzog leicht das Gesicht und hoffte, dass niemand es merkte.

,,Josi? Ist alles okay!?"

,,Natürlich....Dan"

Sie sah ihn an. Er schaute ein bisschen eingeschüchtert. Warum konnte sie nicht auch diesen in-die-Seele-schauen-Blick?

,,Es wäre wirklich nett, wenn Sie den Raum für ein paar Minuten verlassen könnten?"sagte Belwesh zu dem Arzt.

,,In Ordnung, aber Josephine, falls etwas sein sollte, ich bin direkt vor der Tür, ja?"

,,Okay."

Als Herr Giblich endlich weg war, nahm Dan sich einen Stuhl und setzte sich vor die Liege, auf der Josi immer noch lag. Sein Gesicht war sehr kantig. Da fiel ihr etwas sehr offensichtliches ein. Wie kann man nur so dumm sein? Er konnte ja gar nicht ihr Vater sein, dafür war er viel zu jung. Aber ihr Bruder? Sie sahen sich doch überhaupt nicht ähnlich, aber irgendwie mussten sie doch verwandt sein? Josephine Siili verstand die Welt nicht mehr. Warum hatten ihre Eltern sie ausgesetzt, aber ihren möglichen Bruder nicht?

,,Ich glaube, wir haben jetzt ein sehr langes Gespräch vor uns" sagte Dan leise und lächelte.

The last hope: Warriors of the AcademyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt