Fluch der Vergangenheit [JJK FF]

21 - Mutige Schritte

Der Unterricht unter Yagas Leitung lief in gewohnter Ruhe ab. Ayame saß still an ihrem Platz, das Lehrbuch vor sich aufgeschlagen, doch ihre Gedanken wanderten immer wieder zu dem neuen Schüler, der nur wenige Plätze entfernt saß. Nanami Kento. Die Begegnung im Flur war ihr noch lebhaft im Gedächtnis, und unwillkürlich fand sie sich dabei, wie sie verstohlen in seine Richtung blickte. Nanami saß aufrecht und aufmerksam, seine Haltung strahlte dieselbe stoische Ruhe aus, die auch Naoki oft zeigte. Beide schienen eine ähnliche Gelassenheit zu teilen, die Ayame zugleich faszinierte und beruhigte. Diese ruhige, fast unerschütterliche Art war etwas, das sie bei beiden bemerkte und bewunderte, auch wenn es sie manchmal etwas nervös machte.

Ayame spielte unbewusst mit der Ecke ihrer Seite im Lehrbuch, ihre Finger strichen über das Papier, als sie versuchte, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Doch ihre Gedanken glitten immer wieder zu Nanami, als ob sie magisch von seiner Gelassenheit angezogen wurden. Während Yaga weiter sprach, schob sich Ayames Blick immer wieder zu Nanami hinüber. Er wirkte vollkommen in den Unterricht vertieft, seine Miene blieb ruhig und undurchdringlich. Doch als Ayame einen weiteren verstohlenen Blick zu ihm warf, bemerkte sie plötzlich, dass er ihren Blick erwiderte. Ihre Augen trafen sich, und für einen kurzen Moment fühlte sie sich ertappt. Ihre Wangen wurden heiß, und sie wandte schnell den Blick ab, als ob sie sich vor Scham im Buch verstecken wollte. Ihr Herz klopfte schneller, und sie hoffte, dass ihr plötzliches Erröten nicht allzu auffällig war.

Nanami schien das jedoch nicht weiter zu stören. Er richtete seinen Blick wieder auf das Unterrichtsmaterial, als wäre nichts geschehen. Ayame atmete leise durch, versuchte, ihre Gedanken zu ordnen und sich auf den Unterricht zu konzentrieren, doch die kleine Begegnung hatte sie unvorbereitet getroffen. Es war ihr peinlich, dass er bemerkt hatte, wie sie ihn beobachtete, und sie fragte sich, ob er sich etwas dabei gedacht hatte. Ihre Finger spielten nervös mit dem Stift in ihrer Hand, als sie sich zwang, wieder den Worten von Yaga zu folgen.

Am Ende des Unterrichts, als Yaga die letzten Worte sprach und die Schüler begannen, ihre Sachen zusammenzupacken, richtete er sich an Ayame und Naoki. „Einer von euch beiden soll Nanami bitte die Mitschriften geben, damit er sich auf den aktuellen Stand bringen kann.“ Naoki zögerte einen Moment, dann sah er zu Ayame und sagte: „Ayame, könntest du das übernehmen? Deine Schrift ist leserlicher als meine.“ Seine Stimme war ruhig und gelassen, wie immer, ohne jeglichen Anflug von Druck oder Dringlichkeit. Ayame sah kurz zu Nanami, dann nickte sie zustimmend. „Natürlich, kein Problem,“ sagte sie leise und begann, ihre Mitschrift zusammenzupacken, um sie Nanami zu überreichen. Ihre Hände zitterten leicht, doch sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Als sie sich erhob, strich sie ihre Uniform glatt, um ihre Nervosität zu verbergen, bevor sie zu Nanami trat.

Ayame trat vor Nanami und reichte ihm die Mitschriften der letzten Tage. „Hier, das sind die Notizen aus den letzten Tagen,“ sagte sie leise und vermied es, ihm direkt in die Augen zu sehen. Sie fühlte sich noch immer etwas verlegen nach der Begegnung im Flur und dem Vorfall im Unterricht. Ihre Hand war warm, als sie ihm die Papiere übergab, und sie hoffte, dass ihr Zögern nicht allzu offensichtlich war. Nanami nahm die Mitschriften mit einem kurzen, dankbaren Nicken entgegen. „Danke,“ sagte er schlicht, ohne große Worte, doch in seiner Stimme lag eine leise Wertschätzung, die Ayame spüren ließ, dass er ihre Geste tatsächlich zu schätzen wusste.

Ayame nickte nur und trat dann einen Schritt zurück, um ihm Raum zu geben. „Kein Problem,“ murmelte sie noch, bevor sie sich wieder zu ihrem Platz begab. Der Kontakt war kurz und nüchtern gewesen, doch es hatte gereicht, um ihre Unsicherheit noch ein wenig zu verstärken. Sie versuchte, sich zu beruhigen, während sie ihre Sachen zusammenpackte, froh, dass der Unterricht für heute vorbei war. Ihre Finger spielten erneut nervös mit dem Reißverschluss ihrer Tasche, während sie sich an die Seite von Naoki begab.