Fluch der Vergangenheit [JJK FF]

33 - Verborgene Lasten

Am nächsten Morgen fand sich Ayame gemeinsam mit Naoki und Nanami auf dem Trainingsplatz ein. Die Sonne hing tief über dem Horizont, warf lange Schatten und tauchte den Platz in ein gedämpftes, goldenes Licht. Es war ruhig, die frische Morgenluft trug das leise Rascheln der Blätter mit sich, während die drei sich aufwärmten. Yaga stand mit verschränkten Armen am Rand des Platzes, seine Miene wie immer streng, während er die Erstklässler unter seiner aufmerksamen Aufsicht trainierte. Seine Augen folgten jedem ihrer Schritte, bereit, sofort einzugreifen, sollte etwas nicht zu seiner Zufriedenheit verlaufen.

Ayame führte die Übungen mit äußerster Präzision aus, ihre Bewegungen konzentriert und kontrolliert. Jeder Tritt, jeder Schlag, den sie ausführte, schien durchdacht und fokussiert. Doch anders als sonst lag eine unergründliche Intensität in ihrem Blick, ein Ausdruck, der sie distanzierter und kühler wirken ließ. Es war, als wäre sie gedanklich nicht ganz bei der Sache, und dennoch waren ihre Bewegungen fehlerfrei, fast mechanisch.

Satoru saß etwas abseits auf einer Bank unter einem alten Baum, der seine weit ausladenden Äste wie einen natürlichen Schirm über ihn spannte. Der Schatten umspielte ihn, während er sich entspannt auf die Rückenlehne der Bank zurücklehnte, die Beine lässig übereinandergeschlagen. Hinter seiner Sonnenbrille verborgen, ruhte sein Blick unablässig auf Ayame. Er wirkte vielleicht lässig, fast gelangweilt, doch in Wahrheit beobachtete er jede kleine Nuance ihrer Haltung und Bewegung, jede subtile Veränderung.

Ayame wirkte verändert. Nicht nur in ihrer Haltung, sondern auch in der Art, wie sie das Training anging. Früher war sie zurückhaltender gewesen, manchmal fast zögerlich, als ob sie jede Bewegung doppelt überdachte, bevor sie sie ausführte. Jetzt aber schien sie entschlossener, fast wie jemand, der eine unsichtbare Last trug, die sie gleichzeitig vorantrieb und bremste. Ihre Bewegungen waren kraftvoll, doch es lag eine seltsame Schwere darin, als würde sie etwas in sich tragen, das sie versuchte zu verbergen. Eine gewisse Distanz umgab sie, als wolle sie sich von allem um sie herum abkapseln, selbst von den beiden, die sie sonst als Freunde ansah.

Satoru neigte den Kopf leicht zur Seite und beobachtete weiter. Sein Blick glitt über ihre Schultern, ihre Haltung, die Art, wie sie sich bewegte. Er bemerkte die Spannung, die in ihrer Haltung lag. Es war, als würde sie sich zwingen, stark zu sein, als würde sie eine Mauer um sich aufbauen, um etwas zu schützen, was sie niemandem zeigen wollte. Doch für jemanden wie Satoru, der gelernt hatte, genau hinzusehen, war diese Veränderung unverkennbar.

Ein kurzer Moment der Überlegung ließ Satoru die Sonnenbrille etwas von der Nase schieben, sodass seine Augen sichtbar wurden. Seine Pupillen leuchteten kurz auf, als er die Sechs Augen aktivierte. Die Welt um ihn herum veränderte sich leicht, und er konnte die feinen Nuancen der Fluchenergie und die unsichtbaren Spannungen in Ayames Aura erkennen. Was er sah, ließ ihn für einen Moment die Stirn leicht runzeln. Da war eine Schicht von Energie, die sich wie ein schwerer Schleier um sie legte, und etwas Dunkles, das in ihr schwelte – ein Hauch von Unruhe, der nicht da sein sollte.

Gerade als er sich ein wenig mehr nach vorne beugte, hörte er das leise Knirschen von Schritten auf dem Kies. Satoru schob die Sonnenbrille langsam zurück auf die Nase, die Sechs Augen deaktivierend, und wandte seinen Kopf leicht zur Seite. Eine vertraute Gestalt ließ sich neben ihm nieder. Suguru hatte sich lautlos zu ihm gesetzt, seine Bewegungen fließend und beinahe unmerklich. Einen Moment lang schwiegen sie beide, den Blick auf die Übungseinheit gerichtet, das sanfte Rascheln der Blätter über ihnen das einzige Geräusch.

Suguru saß entspannt, seine Arme locker vor sich auf die Knie gelegt, und beobachtete die drei Schüler, die sich weiter unter Yagas strenger Aufsicht bewegten. Schließlich sprach er mit seiner ruhigen, nachdenklichen Stimme: „Sie ist also wieder da.“