#27

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Bevor ich die Türklinke des Lokals runterdrückte, um wieder einzutreten, holte ich noch einmal tief Luft. Ich kann es immer noch nicht glauben. Was habe ich nur gerade getan? Enttäuscht von mir selbst, ging ich kopfschüttelnd zu Kelly und setzte mich vor ihr hin.

„Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Meine Brüder haben wieder mal scheiße gebaut." Ich legte mein Handy zur Seite und nahm einen Schluck von meinem Getränk, da mich nun die Anwesenheit von Kelly nervös macht, sodass ich davon einen trockenen Hals bekomme.

„Ist schon ok." erwiderte sie lächelnd.

„Also wo waren wir stehen geblieben?" fragte ich sie und strich mir durchs Haar.

„Wie finden wir heraus, wer dieses Mädchen ist, dass Lucas so mag, ohne dass er das bemerkt."

Ich nickte wissend und schielte immer wieder auf mein Handy. Lucas und ich treffen uns in 1 1/2h bei mir zu Hause. Davor möchte ich mich noch kurz frisch machen, umziehen und muss noch meine Sachen packen, da ich voraussichtlich ein paar Tage bei ihr bleiben möchte.

Scheiße, ich muss irgendwie eine Ausrede erfinden, damit ich nach Hause gehen kann.

„Kennst du jemanden, der ihm nahesteht? Dann könntest du vielleicht durch ihn dann was erfahren." schlug ich ihr vor und lehnte mich nach hinten.

„Stimmt. Ich könnte mal mit Piet reden. Obwohl, das könntest du doch machen, oder? Immerhin ist er dein Freund.", sie schenkte mir ihr schönstes Lächeln und klimperte mit ihren Wimpern.

Sie gibt wohl gerade ihr Bestes, um mich davon zu überzeugen das zu machen. Da ich ja ihre Freundin bin, sollte ich das wohl machen, nicht wahr? Obwohl, mich interessiert es eigentlich auch, durch wen Kelly ersetzt wurde.

„Uhm, ja. Ich könnte ihn mal fragen. Aber das mit dem Freund- Also-"

Weiter kam ich nicht, da Kellys Handy klingelte und sie hastig nach dem Teil griff. Ich verstehe immer noch nicht warum, alle auf der Welt denken, dass Piet mein Freund ist. Ich meine wir waren doch nur auf ein oder zwei Events zusammen. Das heißt doch gar nichts. Aber wahrscheinlich haben unsere Eltern das alles wieder ein bisschen zu sehr hochgepusht und übertrieben dargestellt.

Ich seufzte, stützte mein Kinn an meinen Händen ab. Wahrscheinlich hat sie gehofft, dass Lucas sie anruft.

Als Kelly dann enttäuscht ihre Schultern hängen ließ, konnte ich es mir denken, dass das nicht ihr Freund war. Oh mein Gott, bei dem Anblick kriege ich noch ein schlechteres Gewissen, woraufhin ich schnell woanders hinschaute.

Zum Kellner? Nein.

Gäste? Gott, nein.

Die Tür? Nein.

Die Topfpflanze? Ja! Na geht doch.

„Hey Blair, ist es ok, wenn wir unseren Nachmittag vertagen könnten? Meine Eltern brauchen mich wegen irgendeiner Sache." meinte sie und rollte genervt ihre Augen. Ich nickte verständnisvoll und schob meinen Stuhl nach hinten. Puh, da hatte ich wohl Glück gehabt. Ich musste ihr doch keine Lüge auftischen, um von hier verschwinden zu können.

„Klar, lass uns am Wochenende oder so treffen." erwiderte ich und stand auf Sie stimmte mir zu, legte das Geld für die Rechnung auf den Tisch und erhob sich ebenfalls.

„Hm, klingt gut. Warte, ich fahre dich noch heim."

„Ach das ist nicht nötig. Ich habe es von hier auch nicht weit. Fahr schon los, deine Eltern warten bestimmt schon auf dich."

„Nein, das kommt nicht in Frage. Ich habe dich hierhergebracht also bringe ich dich auch wieder heim."

Ich schüttelte daraufhin nur lachend den Kopf und folgte ihr aus dem Restaurant. Nachdem sie mich bei mir abgesetzt hatte, richtete sie noch meinen Eltern schöne Grüße und brauste dann davon. Ich winkte ihr noch zum Abschied und ging danach ins Haus. Als ich an der Garage vorbeilief, sah ich wieder unseren Chauffeur an seinem Auto angelehnt. Es schien so, als würde er in die Leere starren, doch immer, wenn ich weggedreht hatte, konnte ich spüren, dass ich beobachtet werde.
Ugh, das ist richtig komisch, so beobachtet zu werden.

Timing is a bitch Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt